JULIA EXTRA Band 0276
nach dem vielversprechenden Start! Hallo … sind Sie noch dran? Sie sagen ja gar nichts.“
„Ja, ich … ich bin noch da“, brachte Charlie mit Mühe hervor und ballte ihre freie Hand zur Faust. „Aber, um ehrlich zu sein, Sarah, ich bin noch nicht ganz wach …“ Sie imitierte ein herzhaftes Gähnen. „Marco und ich haben an diesem Wochenende kaum eine Minute Schlaf bekommen … Sie verstehen? Aber es war fantastisch!“
„Großartig.“
Der scharfe Unterton in der Stimme der Agentin war für Charlie eine echte Genugtuung. „Dann sind ja eigentlich Sie es, bei der ich mich bedanken muss“, fuhr sie betont locker fort. „Aber, wie auch immer … besser, ich gehe jetzt, Marco erwartet mich unter der Dusche. Er wird Sie zurückrufen, sobald er die Zeit dafür findet.“
Damit knallte sie den Hörer auf, warf sich in die Kissen zurück und starrte tränenblind zur Decke empor. So sah also die Wahrheit aus! Marco machte mit Sarah gemeinsame Sache, einzig und allein, um sein Buch zu vermarkten. Und wenn daneben noch körperliche Freuden für ihn abfielen? Warum auch nicht? Wie hatte er es selbst so schön formuliert? Er war eben ein heißblütiger Mann und Italiener!
Charlie krümmte sich vor Scham und Demütigung und presste eine Faust gegen den Mund, um nicht laut loszuschreien.
Als Marco aus dem Bad kam, wickelte sie gerade mit zitternden Fingern ihren Morgenmantel fest um sich und zog den Gürtel eng zusammen.
„War das Sarah?“ Er ging zu dem schicken Einbauschrank hinüber, um eine Krawatte zum Anzug auszusuchen. Der Anblick seines breiten Rückens in dem perfekt sitzenden Designerjackett gab Charlie einen heftigen Stich.
„Ja, ich habe ihr gesagt, du rufst zurück.“
„Danke.“ Er wählte eine silberfarbene Seidenkrawatte und schaute über die Schulter nach hinten. „Beeil dich, Charlie. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Treffender hätte er ihre gegenwärtige Situation nicht beschreiben können! „Dessen bin ich mir bewusst“, gab sie mit schwankender Stimme zurück. „Marco, wusstest du von den Fotografen?“, fragte sie dann unvermittelt.
Jetzt wandte er sich ihr ganz zu. „Wieso fragst du? Ich habe dir doch erklärt, dass sie überall herumlungern.“
„Ja, aber hast du dieses Spektakel gestern bewusst mit Sarah zusammen inszeniert?“
„Sie hat irgendetwas in der Art erwähnt …“ Er schob die Brauen zusammen. „Hast du mir nicht versichert, es mache dir nichts aus?“
„Nicht, wenn es Zufall gewesen wäre. Aber du hast mich dem bewusst ausgesetzt!“ Jetzt blitzten ihre grünen Augen vor Zorn.
„Ich hätte dich …?“
„Oh, verzeih!“, höhnte Charlie. „Nicht du … ihr beide !“
Es entstand eine Pause, die Marco beendete. „Hat Sarah das behauptet?“
„Ja, verdammt noch mal!“
„Sie hatte kein Recht dazu …“
„Weil sie dir damit deine Tour vermasselt hat?“
„Charlie, hör auf!“ Er griff nach ihrem Arm, aber sie machte sich mit einem Ruck frei. „Sie hatte kein Recht, Lügen zu erzählen, wollte ich sagen. Ich habe dich gebeten, mich nach Italien zu begleiten, weil ich deine Hilfe bei den Vorbereitungen fürs Interview brauchte und weil ich mit dir zusammen sein wollte. Spaß haben … dich besser kennenlernen. Ich will ja gar nicht leugnen, dass dieser Umstand vielleicht ganz gut mit Sarahs Plänen zusammenfiel, aber das war nicht mehr als eine Art PR-Bonus.“
Ihr Herz schlug schmerzhaft in ihrer Brust, als Marco sie jetzt ganz sanft an sich zog und ihr übers Haar streichelte. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider.
Spaß haben … kennenlernen … Sarahs Pläne … PR-Bonus.
„Lass mich einfach gehen“, flüsterte sie unglücklich.
Doch das tat er nicht. „Hatten wir denn keinen Spaß, cara ?“
Charlie hob den Kopf und schaute ihn mit schwimmenden Augen an. „Doch, das hatten wir“, gestand sie leise. „Aber es ist vorbei. Für die Zukunft musst du dir eine andere PR-Geliebte suchen, mit der du deine Spielchen treiben kannst.“
9. KAPITEL
Seite an Seite saßen sie im Flieger nach London und sprachen kein Wort miteinander. Und das, seit sie das Haus verlassen hatten, um zum Fernsehsender zu fahren. Anfangs versuchte Marco noch, mit Charlie zu argumentieren, aber da er keine Antwort bekam, verstummte auch er irgendwann.
„Ich hoffe, du weißt, wie lächerlich dein Benehmen ist“, hatte er unterwegs noch gebrummt. „Ich kann nicht verstehen, dass du Sarah mehr Glauben schenkst als mir.“
„Ach, tue ich
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