JULIA EXTRA Band 0276
Telefons rettete sie vor weiteren Einwänden.
„Guten Morgen, Professor Hunt“, begrüßte sie Marcos Kollegen fast enthusiastisch. „Ja, Sie haben ihn gerade noch erwischt.“ Charlie legte eine Hand über die Sprechmuschel. „Soll ich ihn dir auf deine Privatleitung ins andre Zimmer legen?“
Nach einem unmerklichen Zögern nickte Marco.
Mit einem falschen Lächeln wandte sich Charlie wieder an den Anrufer. „Einen Moment bitte, Professor Hunt, ich stelle Sie gleich durch.“
Sekundenlang befürchtete sie, Marco würde sich doch noch weigern, den Anruf anzunehmen, aber dann gab er sich einen Ruck. „Wir reden später weiter“, knurrte er, bevor er sich abwandte.
„Ich habe zu diesem Thema nichts mehr zu sagen“, teilte sie seinem Rücken mit und war richtig stolz auf sich, weil es so souverän klang. „Professor Hunt wartet“, erinnerte sie ihren Boss, als der herumfuhr und ihr einen sengenden Blick zuwarf.
„Ich weiß. Okay, diesmal kommst du mir davon, aber nicht, was den New York-Trip betrifft.“
„Wie ich schon sagte, für deine PR-Kampagne musst du dir ein anderes Opfer suchen!“, war ihre kühle Antwort.
„Soll ich mich dabei auch gleich nach einer neuen PA umschauen?“, konterte Marco und hasste sich im nächsten Augenblick dafür, als er ihren betroffenen Blick sah. „Es geht einzig und allein ums Geschäft“, fuhr er wesentlich sanfter fort. „Aber darüber können wir wirklich später reden.“
Als er gegangen war, saß Charlotte wie erloschen an ihrem Schreibtisch. Sie konnte auf keinen Fall mit ihrem Boss nach New York fliegen! Egal, wie sehr er betonte, dass es nur ums Geschäft ging, denn was sie betraf … war es eben nicht so.
Am Tag beherrschte Marco ihre Gedanken und in der Nacht ihre Träume, die Charlie erröten ließen, wenn sie zwischendurch aufwachte, und sich vor ungestilltem Verlangen den Rest der Nacht schlaflos hin und her wälzte.
Es gab nur eine Lösung. Sie musste sich so schnell wie möglich einen neuen Job suchen.
10. KAPITEL
Charlotte kam gerade aus der Dusche, als es an der Haustür läutete. Hastig schlang sie das Handtuch wie einen Turban um ihr nasses Haar und wickelte sich dann in ein großes Badelaken. Karen hatte morgens kurz angerufen und eigentlich noch vorbeikommen wollen, aber da sie bis zum Mittag nicht auftauchte, hatte Charlie ihre Hausarbeit erledigt und war dabei, sich für einen Einkaufsbummel fertig zu machen.
„Jack, kannst du bitte die Tür öffnen?“, rief sie nach unten. Aber sie bekam keine Antwort. Wahrscheinlich spielte er mit seinen Autos im Wohnzimmer. Charlie hielt das Handtuch vor der Brust zusammen und eilte zur Treppe. Sie wollte Karen unbedingt sehen, weil die ihr versprochen hatte, sich nach einem neuen Job für sie umzuschauen.
Als es erneut läutete, kam Jack aus dem Wohnzimmer. „Ich mache schon auf, Mum!“, rief er seiner Mutter zu, die bereits auf der halben Treppe stand.
„Oh, hi!“, war das Nächste, was Charlie von ihrem Sprössling hörte. „Mum ist gerade aus der Dusche gekommen.“
„Na, wenn das kein perfektes Timing ist …“
Beim Klang der dunklen Männerstimme überlief Charlie eine Gänsehaut.
Marco! Was hatte der denn hier zu suchen? Noch bevor sie irgendetwas unternehmen konnte, hatte Jack bereits die Tür einladend geöffnet, um den Überraschungsgast ins Haus eintreten zu lassen.
Charlie schaute panisch an sich herunter. Die ganze Woche über hatte sie peinlichst darauf geachtet, das Bild der perfekten Sekretärin abzugeben, bei der jedes einzelne Haar an seinem Platz war, und jetzt sollte sie Marco halb nackt mit einem Handtuchturban entgegentreten?
„Tut mir leid, aber du kommst im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“, rief sie ihm von oben zu. „Ich habe leider gar keine Zeit.“
Wie ein Geist tauchte Marco am Fuß der Treppe auf. „Das Handtuch steht dir ganz hervorragend“, stellte er bewundernd fest, wobei er seinen Blick bedächtig von dem verwegenen Turban über Charlies verkrampfte Hände bis hinunter zu den langen Beinen und bloßen Füßen wandern ließ.
„Wie du siehst, bin ich nicht auf Gäste eingerichtet“, informierte sie ihn spröde.
„Mach dir darum keine Sorgen“, meinte er lässig. „Ich sehe dich ja nicht das erste Mal so.“
„Gibt es etwas Bestimmtes, was du von mir willst, Marco?“, fragte sie in eisigem Ton, aber mit brennenden Wangen.
„Oh ja. Kommst du nach unten, oder soll ich zu dir hinaufkommen?“
„Weder noch! Wenn du etwas zu sagen
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