JULIA EXTRA Band 0276
diesem bärtigen Ungeheuer allein lassen!“, zischte sie ihm zu.
„Aber …“
Phillippa maß ihn mit einem vernichtenden Blick und wandte sich an Luc, der schlaftrunken neben ihr stand. „Komm, Luc, zurück ins Auto. Wir schlafen da, wo Max schläft. Du hast uns unter falschen Voraussetzungen hierhergelockt!“, warf sie ihm bitter vor.
„Habe ich nicht! Ich habe …“
„Sophie, mein Schatz, nur noch wenige Minuten, dann sind wir endlich da, sagt Max.“
„Verdammt! Phillippa!“
„Wage es nicht, vor den Kindern zu fluchen!“
„Aber das ist doch lächerlich … ihr müsst hierbleiben.“
„Nein.“
Max rang um Fassung. „Phillippa, ich hasse es, erpresst zu werden.“
„Ich auch. Und wenn ich gewusst hätte, was für eine Angst du vor diesem Ort hast, wäre ich nie hierhergekommen.“
„Aber ich habe keine Angst“, protestierte Max entnervt. „Ich mag das Schloss nur nicht.“
„Das ist genauso schlimm.“
„Phillippa …“
„Es ist nur ein Haufen Steine und Holz und … es gibt hier mindestens dreißig Angestellte. Ach ja, und drei Swimmingpools, wenn du uns nicht belogen hast. Hört sich doch nach einer Menge Spaß an, oder nicht?“
„Aber Thierry …“
„Was hat Thierry damit zu tun?“
„Nichts.“
Sie standen sich gegenüber und starrten sich an wie Feinde. Bis Sophie, die sich offenbar von dem gereizten Wortwechsel im Schlaf gestört fühlte, aufwachte. Zunächst musterte sie Max verschlafen, dann schaute sie auf das Schloss im Hintergrund.
„Wir sind da“, stellte sie erfreut fest. „Das Schloss sieht aus wie in meinem Bilderbuch, nur viel größer. Warum gehen wir nicht rein? Claire, Claire, wach auf!“
Jetzt regte sich auch ihre Schwester auf Phillippas Armen. „Wir sind da …?“
„Ja, aber Phillippa will nicht, dass wir bleiben“, sagte Luc düster. „Weil Max nicht bleiben will und sie Angst vor all diesen Leuten hat.“
„Sie hat keine Angst“, sprang Max zu ihrer Ehrenrettung ein. „Sie ist nur ein bisschen feige.“
„Damit stehe ich wohl nicht allein da …“, murmelte Phillippa.
„Schon gut, ich bleibe!“, stieß Max entnervt hervor, um das Schauspiel zu beenden, das Levout äußerst angespannt und mindestens dreißig Angestellte mit vorgetäuschtem Desinteresse verfolgten. „Also kommt, damit Levout uns den Bediensteten vorstellen kann.“
Phillippa lächelte sonnig, setzte Claire auf den Boden, nahm sie an die eine Hand und Luc an die andere. So folgten sie Max, der immer noch Sophie trug, die breiten Marmorstufen hinauf.
Nachdem die Vorstellungszeremonie überstanden war, begleitete Max sie noch in den sogenannten Kindertrakt und zog sich dann zurück.
„Ruht euch eine Weile aus. Wir sehen uns später beim Essen“, fügte er an Phillippa gewandt hinzu.
„Wenn du daran denken solltest, doch noch heimlich aus dem Palast zu verschwinden, sind wir auf und davon“, warnte Phillippa ihn. „Selbst, wenn wir zu Fuß gehen müssen.“
Und dann war sie allein. Mit drei Kindern, zwei weiblichen Dienstboten und einem Hund. Es gab so viel, worüber sie nachdenken musste, doch das Einzige, was ihr durch den Kopf ging, war die Frage, warum Max de Gautier sie geküsst hatte.
„Wow“, meinte Luc, als er das Himmelbett in seinem Schlafzimmer entdeckte. Es war riesig groß und so hoch, dass man fast hinaufklettern musste. Hinter den lila Samtvorhängen mit der goldenen Brokatkante war er fast nicht mehr zu sehen, als er sich probeweise hinlegte.
Die Zimmer der Mädchen, die wie seines von einem großen Gemeinschaftsraum ausgingen, waren identisch eingerichtet. Doch die pompöse, etwas düstere Ausstattung schien den Kindern wenig auszumachen. In null Komma nichts waren sie in eine fröhliche Kissenschlacht vertieft.
„Phillippa, schläfst du auch hier?“, fragte Sophie, während sie wie wild auf der weichen Matratze herumsprang.
„Aber sicher, mein Spatz.“
„Entschuldigen Sie, Miss“, sagte die ältere der beiden Frauen etwas zögerlich in Englisch.
„Ich spreche Ihre Sprache“, informierte Phillippa sie lächelnd, worauf sich das Gesicht der Kammerzofe etwas entspannte.
„Gut, also … Mr. Levout hat gesagt, wir sollen Ihnen Ihr Schlafzimmer zeigen, das am anderen Ende dieses Flügels liegt.“
„Ich schlafe hier, bei den Kindern“, informierte Phillippa sie, immer noch lächelnd.
„Das wird Mr. Levout aber nicht gefallen.“
„Dann schlafe ich eben mit den Kindern in dem Zimmer, das Mr. Levout für mich
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