JULIA EXTRA Band 0276
hinter sich hat.“
„Zwölf“, korrigierte sie ihn. „Aber das ist eine Ausnahme im Zuge der Nash-Kampagne.“ Dann wechselte sie das Thema. „Gut. Erzähl mir mehr von den Speisen, die dort serviert werden sollen. Mediterran? Oder arabisch? Couscous, Hummus und Mezze?“
Er lächelte. „Die arabische Küche war einst die gehobenste der Welt. Sie wurde an den mittelalterlichen Höfen Europas serviert.“
„Wirklich? Das gefällt mir. Erzähl mir mehr …“
Und während sie immer mehr Details von ihm verlangte, entspannte Max sich allmählich. Vielleicht konnten sie doch zusammenarbeiten. Vielleicht hatte er sich ganz umsonst Sorgen gemacht.
„Ich meinte es ernst, dass du es mit eigenen Augen sehen solltest.“
„Und was kommt nach Qu’Arim?“, überging sie seine Einladung geflissentlich. „Wie weit soll die Expansion gehen?“
„Wie groß ist die Welt? Amerika, Asien, Europa.“
„Hast du schon mal an Meridia gedacht?“
„Das steht definitiv auf meiner Liste.“
„Ich schlage vor, wir fangen damit an. Das Krönungsdinner dort kam aus dem Bella Lucia, außerdem ist deine Schwester inzwischen Königin. Diesen Umstand können wir für ein Medienspektakel nutzen.“
„Wir zerren unsere Gäste nicht in die Öffentlichkeit, Lou. Bei uns genießen sie Privatsphäre.“
„Das ist gut. Wir veröffentlichen Bilder vom Interieur vor der Eröffnung, einen kurzen Blick in eine Welt, die die meisten Leute niemals zu sehen bekommen. Etwas Mysteriöses. Ein Hauch von Spitze, der kaum verhüllt, wirkt oft verführerischer als reine Nacktheit.“
Unwillkürlich starrte Max auf Louise’ Wickelbluse, von filigranen Bändchen gehalten und so raffiniert gebunden, dass ihre Brüste zwar verhüllt, aber delikat betont wurden. Das Kleidungsstück verhieß geheime Freuden, ohne etwas zu enthüllen. Louise brauchte ihm nichts zu erklären. Dieser Versuchung hatte er sein Leben lang widerstehen müssen.
2. KAPITEL
„Das hängt immer davon ab, wer die Spitze trägt“, bemerkte Max. „Und wie sie aussieht, nachdem sie die Spitze abgelegt hat.“
Louise hob eine Augenbraue.
„Du hast mehr Zeit in Meridia verbracht als ich“, fuhr er fort. „Welche Möglichkeiten hätten wir dort?“
„Lass deiner Fantasie freien Lauf. Altstadt oder am Schloss, vielleicht auch etwas ganz anderes. Einen Ort, an dem Familien willkommen sind und im Sommer draußen essen können. Vielleicht etwas mit einem Anlegeplatz. Schließlich besitzt in Meridia anscheinend jeder ein Boot.“
Jetzt, da sie es sich im Geiste ausmalte, ergriff sie Begeisterung.
„Ein Pavillon auf einem See vielleicht. Etwas …“
„Etwas?“, hakte er nach.
„Etwas Schlichtes, Ungezwungenes, Informelles“, schloss sie und ertappte sich dabei, wie sie wild gestikulierte. Diese Angewohnheit hatte sie schon lange, und ihre Mutter behauptete immer wieder, das sei ihr italienisches Erbe. Was natürlich nicht stimmte, denn ihre Familiengeschichte war ja sowieso erlogen …
„Wie schnell kannst du dich aus deinen Verpflichtungen lösen und für uns dort hinfahren?“
„Wie bitte?“ Nur ein paar Minuten hatte sie sich von ihrer Begeisterung mitreißen lassen. Und schon glaubte er, gewonnen zu haben.
„Warum in aller Welt sollte ich mein eigenes Unternehmen aufgeben, um für dich zu arbeiten?“
Max lächelte. „Es ist ein bisschen spät, um vorzugeben, du wärst nicht interessiert, Lou.“
„Ich …“ In ihrem Enthusiasmus hatte sie sich vorgebeugt, und erst jetzt bemerkte sie, wie nah sie sich dadurch kamen. Nah genug, um in seinen tiefblauen Augen zu versinken. Nah genug, um sich an die Anziehungskraft zu erinnern, die sie seit jeher für ihn empfunden und sich nie hatte eingestehen dürfen.
Hastig fuhr sie zurück. „Mein Interesse ist rein beruflicher Natur, Max.“
Vor einiger Zeit wäre sie vor Glück zersprungen, wenn Max sie um ihre Mitarbeit gebeten hätte. Doch inzwischen würde sie ihre Unabhängigkeit niemals aufgeben, um unter die schützenden Fittiche der Valentines zurückzukriechen.
„Ich habe eigene Ziele“, erklärte sie. „Ehrlich gesagt, trage ich mich mit dem Gedanken, selbst meine Fühler nach Australien auszustrecken und zu expandieren.“
Max sah aus, als habe sie ihn geohrfeigt. „Dein Leben ist hier, deine Familie …“
„Und das glaubst du auch noch? Jetzt, da Dads Leichen aus dem Keller emporgestiegen sind, meint anscheinend jeder, an mein Verständnis appellieren zu müssen.“
Im ersten Moment
Weitere Kostenlose Bücher