JULIA EXTRA Band 0276
seinen Arm hielt.
„Ich glaube nicht, dass du ermessen kannst, wie gut du es eigentlich hast“, sagte Max ernst. „Himmel, wie ich dich immer um deine Familie beneidet habe.“
„Wegen unserer Normalität?“
„Ja, genau das habe ich mir gewünscht. Keine besonderen Vorkommnisse, ein ruhiges normales Leben.“
„Du bist ein Pechvogel.“ Louise lachte. „Wie geht es Tante Georgina?“
„Sie ist in Mexiko und zeichnet. Dort scheint das Licht optimal zu sein. Im Moment lebt sie mit einem gewissen José zusammen, der halb so alt ist wie sie.“ Er sah sie an. „Ruf Ivy an, Louise. Wirf nicht etwas Gutes weg, nur um einem Hirngespinst nachzujagen.“
Louise schüttelte den Kopf, wollte nicht zugeben, dass er im Grunde recht hatte. Max war kaum dem Kleinkindalter entwachsen gewesen, als seine Eltern sich getrennt hatten. Und seitdem sah er verschiedene Stiefmütter und Halbgeschwister kommen und gehen und erlebte die unzähligen Liebesdramen seiner Mutter mit. Niemand, dachte Louise, niemand hat ihm jemals den Vorrang gegeben. Kein Wunder, dass er sein ganzes Herzblut ins Geschäft steckte. Das Bella Lucia hatte ihn nie verletzt.
„Ich rufe sie an“, versprach Louise.
„Wann?“
„Bald.“ Dann lenkte sie das Thema wieder auf Patricia. „Du meinst also, Ivy hat Klasse, während Patsy einfach nur schön ist? Dann frage ich mich, was bei mir mehr durchschlägt.“
Max wusste, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegten.
„Also?“, forderte sie ihn auf.
„Das kann man nicht in Worte fassen“, wich er aus. Wie sollte er ihre Ausstrahlung beschreiben? Die unterschwellige Erregung, die sie immer in ihm auslöste, den Duft ihres Haars, kaum merklicher als eine Brise in einem reifen Weizenfeld, die Farbe der Augen, die je nach Stimmung von blaugrau zu schwarzgrau wechselte wie das Meer, der Mund …
Max ertappte sich dabei, wie er auf ihren Mund starrte. Die sinnlichen Lippen waren leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen. Sie hatten die Farbe der kleinen reifen Pflaumen, die er als Kind im Garten seiner italienischen Großmutter gepflückt hatte. Während sein Vater sich mit Ehefrau Nummer drei verlustierte.
„Meinst du, wir bekommen zu dieser Tageszeit ein Taxi?“, fragte er hastig.
Wortlos hob Louise eine Hand, und prompt tauchte ein Taxi auf.
„Wohin fahren wir?“, wollte sie wissen, als sie einstiegen.
Wir? Das klang vielversprechend.
„Nach Mayfair. In mein Büro. Dort werde ich dir ein Angebot machen, das du einfach nicht ablehnen kannst.“
„Das hört sich allerdings gut an“, sagte sie und rutschte auf dem Rücksitz des Taxis durch, um ihm Platz zu machen.
Max’ Blick fiel auf ihren zarten Fußknöchel … und die unwiderstehlich schönen Beine.
Doch er musste sich zusammennehmen. Er gab dem Fahrer die Adresse vom Berkeley Square, dem Standort des Bella Lucia Mayfair samt der dazugehörigen Büros.
Jetzt strahlte Louise. Welch ein Unterschied zu dem Moment, als sie in der Galerie eingetroffen war. Da bemerkte sie ihn nicht, weil er vor ihr angekommen war, und sah angespannt und nervös aus. Das Treffen mit ihrer Mutter war gut verlaufen. Vielleicht hatte es doch etwas Gutes. Immerhin lebte Patsy in London …
„Es interessiert mich, was du mir bieten willst, damit ich einwillige.“ Sie lächelte rätselhaft. „Ich hoffe, du hast dir für den Rest des Abends nichts vorgenommen.“
Max versuchte, den Gedanken an den Papierberg, der sich auf seinem Schreibtisch stapelte, zu verdrängen. „Ich habe Zeit.“
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Max, in Louise’ Gesicht lesen zu können. Dann sah sie aus dem Fenster, als wäre der Feierabendverkehr interessanter als jedes Angebot, das Max ihr machen konnte. „Fang an.“
„Womit?“ Sollte er hier im Taxi mit ihr verhandeln?
„Fass es in Worte. Inwiefern ich Patsy ähnle.“ Sie sah ihn direkt an.
Und Max beschlich das ungute Gefühl, dass sie mit ihm spielte. Sie wusste ganz genau, was sie wollte, und zur gegebenen Zeit würde sie damit herausrücken. Aber bis dahin würde sie ihn schwitzen lassen.
„Tut mir leid, Lou“, ließ er sie abblitzen. „Ich fange mir nicht gern Ohrfeigen ein.“
„Ich habe dir noch nie eine Ohrfeige gegeben.“
„Einmal hast du eine Vase samt Blumenstrauß nach mir geworfen“, erinnerte er sie.
„Das ist ewig her. Und ich habe dich doch gar nicht getroffen.“
„Nur weil du so mies gezielt hast. Dafür hast du den Tisch hinter mir ruiniert, und der war nicht
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