JULIA EXTRA Band 0276
ein Grübchen hatte. Er kannte ihr Gesicht auswendig.
„Ich brauche Sicherheitsnadeln immer nur für Schnürsenkel und ähnlich kleine Dinge“, erklärte er und starrte sie fasziniert an.
„Nächstes Mal bringe ich eine größere Nadel mit“, sagte sie.
„Gute Idee.“ Max nahm die Sicherheitsnadel und ließ Louise’ Hand los. Sie zu berühren brachte ihn aus der Fassung. Die Nadel steckte er vorsorglich in seine Hemdtasche. „Bis dahin behalte ich die hier, nur für alle Fälle.“
„Für was für einen Fall?“
„Wer weiß, vielleicht muss ich mal eine Dame mit einem ernsthaften Schnürsenkelproblem retten?“
Den Anblick dieser eleganten Louise, auf so andere Weise und doch ebenso schön wie die zerzauste private Louise vom Samstag, ertrug er kaum. Es tat weh, dass sie nicht ihm gehörte.
Louise nippte an ihrem Orangensaft. „Möchtest du die Pläne für heute durchgehen?“
„Warum nicht?“ Er staunte, als sie einen perfekten Ordner mit akkuraten Plänen hervorzauberte. Binnen weniger Minuten waren beide in die Ideen für das Bella Lucia Meridia vertieft.
„Beeindruckend“, nickte Max. „Besonders, wenn man bedenkt, welcher Ablenkung du standhalten musstest.“
Unerwartet lächelte sie.
„Ich habe auch mit meiner Mutter gesprochen, mit Ivy …“
„Du hast sie also angerufen?“
„Nein, sie mich. Sie wollte mich für gestern zum Mittagessen einladen.“
„Schicksal. Meine Mutter hat mich auch angerufen. Aber nicht, um mich einzuladen, sondern damit ich sie wieder einmal aus dem Gefängnis freikaufe.“
Eigentlich wollte er ihr das gar nicht erzählen. Er hatte es niemandem gesagt, nicht seinem Vater, nicht einmal Jack …
„Max …“ Louise legte eine Hand auf seine. „Das tut mir leid. Steckt sie in ernsthaften Schwierigkeiten?“
„Nichts, was man mit Geld nicht bereinigen könnte. Unbezahlte Rechnungen. Ich musste ein bisschen nachhelfen.“
„Ich hätte dir geholfen.“
„Ich brauche keine Hilfe“, gab er schroff zurück. „Es ist ja nicht das erste Mal.“
„Wie ärgerlich, dass wir es heute nicht mehr bis zu der Fischerhütte schaffen“, sagte Louise, als Sebastians Chauffeur sie zurück zum Hotel fuhr.
Der Tag neigte sich dem Abend entgegen. Überraschend hatten Emma und Sebastian Zeit für ein gemeinsames Essen gefunden, doch selbst ein informelles Essen mit einem König und einer Königin verlief nicht gerade entspannend. Danach trafen sie den Leiter des Touristenbüros, der eine Bustour zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten für sie organisiert hatte, als müsse er sie erst von den Reizen des Landes überzeugen. Ihm das abzuschlagen wäre sehr unhöflich gewesen.
„Es tut mir leid, Max, dass ich so viel arrangiert habe. Jetzt müssen wir ein andermal wiederkommen, um die Fischerhütte anzusehen. Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig zum Flughafen.“
„Nicht nötig.“
Entgeistert starrte Louise ihn an. „Hast du dich gegen die Hütte entschieden?“
„Im Gegenteil. Ich möchte sie gern sehen, und da wir nun einmal hier sind, dachte ich, wir könnten noch einen Tag bleiben.“
„Oh.“
„Ist das ein Problem? Wir können irgendwo hinfahren und dir eine Zahnbürste kaufen.“
Louise musste lachen. „Nicht nötig.“ Sie sah ihn an und wandte dann verlegen den Blick ab.
Schon seit Stunden spürte sie, dass er es bereute, ihr den Riss in seiner Rüstung, den Anruf seiner Mutter, preisgegeben zu haben.
Nun waren sie seit der Landung zum ersten Mal allein.
„Ich reise nie ohne Zahnbürste“, erklärte sie spröde. Alles Wichtige, was sie normalerweise mitnahm, waren nämlich nicht all die Belanglosigkeiten, die sie morgens aufgezählt hatte, sondern ein Nachthemd, ein Slip und eine Zahnbürste. Schließlich passierte es nicht zum ersten Mal, dass sie geschäftlich aufgehalten wurde.
„Ich auch nicht.“ Max lächelte. „Tut mir leid, wenn unser verlängerter Aufenthalt vielleicht deine Pläne für heute Abend durchkreuzt. Hattest du etwas Besonderes vor?“
„An einem Montagabend, und vor allem nach so einem Tag? Ich wäre wahrscheinlich früh zu Bett gegangen.“ Sie errötete, denn sicherlich erinnerte er sich an Cal Jameson, den er womöglich noch in ihrer Wohnung wähnte. Max hatte die Situation gründlich missverstanden und machte sich jetzt vermutlich seine eigenen Gedanken. Energisch schüttelte sie diesen Gedanken ab.
„Also? Wo bleiben wir heute Nacht?“
„In der Fischerhütte“, antwortete er. „So können
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