JULIA EXTRA Band 0276
…“
Schweigend sah sie ihn an und wartete. Doch nach einer Weile schüttelte er den Kopf.
„Vor dem Essen nehme ich lieber noch eine Dusche“, bemerkte Louise. „Wir sehen uns um halb acht.“
Mit weichen Knien ging sie zurück in die Suite. Dort lehnte sie sich von innen an die Tür, voller Furcht, Max könnte ihr folgen … voller Furcht, er könnte fortbleiben.
„Möchten Sie, dass ich Ihnen ein Bad einlasse, Miss Valentine?“, fragte plötzlich eine Stimme.
Louise atmete tief durch. Die Zofe, die gerade das Bad hergerichtet hatte, sah sie fragend an.
Also doch keine kalte Dusche. „Gern …?“
„Maria, Miss.“
„Danke, Maria. Das wäre wunderbar.“
„Da Sie mit wenig Gepäck reisen, haben Hoheit angeordnet, dass Sie sich ein Kleid aus dem Ankleidezimmer aussuchen können.“
Die junge Frau öffnete einen begehbaren Kleiderschrank, in dem auf einer Stange die prachtvollsten Kleider hingen, dazu standen passende Schuhe und Accessoires bereit.
„Du meine Güte …“, murmelte Louise und berührte ehrfürchtig die edlen Stoffe. „Wem haben die denn gehört?“
„Ich habe keine Ahnung, Miss. Der Graf hat hier große Feste gefeiert. Damals.“
Louise wählte ein silbergewirktes Kleid und hielt es vor sich. „Die sollten nicht hier hängen. Die gehören in ein Museum.“ Gedankenverloren sah sie sich um. Nein. Sie hatte schon Kleider in Museen gesehen, tote Gegenstände. Diese hier sollten mit Leben gefüllt werden.
„Ich lasse Ihnen Ihr Bad ein, Miss.“
„Danke.“ Dann nahm Louise ihr Handy und rief Emma an.
„Hi, Lou. Was hältst du von dem Haus?“
„Es ist absolut traumhaft, Emma, perfekt, aber sag, wusstest du von den vielen Designerkleidern?“
„Die Garderobe der Mätresse? Ich habe davon gehört.“
„Meine Liebe, das musst du sehen. Hast du eine Vorstellung, wie begehrt solche Kleider sind? Wir könnten eine Modenschau mit anschließender Auktion veranstalten, für die High Society. Mit Presse und allem, was dazugehört. Von diesem Event wird alle Welt sprechen, und deine Wohltätigkeitsveranstaltungen würden immens davon profitieren.“
„Louise, du bist ein Genie! Kann ich dich überreden, das für mich zu organisieren?“
„Nichts mache ich lieber“, gab Louise lachend zurück.
„Ich habe nur eine Bedingung.“
„Und die wäre?“
„Wie ich dich kenne, machst du es für die Wohltätigkeit wieder ohne Lohn. Aber ich möchte, dass du wenigstens eine Kleinigkeit annimmst.“
Louise widersprach empört: „Nein, ich mache es für …“ Für die Familie, dachte sie. „… für dich.“
„Du hast schon so viel für mich getan, Louise. Jetzt möchte ich dir einmal etwas Gutes tun. Meine Bedingung lautet, dass du heute Abend eines dieser Kleider trägst.“
„Aber … was ist, wenn ich Rotwein verschütte?“
„Trink Weißwein, wenn du Bedenken hast.“
„Weißt du, Emma, als Königin bist du entsetzlich bestimmend.“ Louise lächelte. „Vielen, vielen Dank.“
Max hatte das Missverständnis mit der gemeinsamen Suite geklärt und sein neues Zimmer bezogen. Auf dem Bett lag ein Designeranzug, und obwohl er dieses Angebot erst ablehnen wollte, fiel ihm ein, dass Louise vielleicht auch etwas bekommen hatte. Und sie hatte sicher nicht so brüsk reagiert, aus Angst, die Gefühle ihrer Gastgeber zu verletzen.
Nur um seine Gefühle sorgte sie sich nicht. Wenn sie allerdings jemals die Wahrheit über sie erführe …
Um Viertel nach sieben ging Max nach unten. Der aufmerksame Butler hielt bereits einen Whiskey für ihn bereit. Das Glas in der Hand, ging Max in die Halle und malte sich das neue Bella Lucia hier aus. Mit einer Handvoll erstklassiger Köche wäre es sogar verlockend, selbst in Meridia zu agieren.
Ein kaum merkliches Rascheln riss ihn aus seinen Träumen, und er drehte sich zur Treppe um.
Louise, das Haar kunstvoll aufgesteckt mit einer kostbaren Spange, der schlanke Körper umhüllt von einem edlen, atemberaubend schönen Kleid in Silbergrau. Diese einmalige Robe verstand es meisterhaft, anzudeuten, was sie verbarg. Darin kamen Louise’ weibliche Kurven perfekt zur Geltung, und jeder Schritt ließ ihre schlanken langen Beine erahnen.
Unzählige Male hatte er sie herausgeputzt bei irgendeinem Anlass gesehen … schön gemacht für einen anderen Mann. Doch heute hatte sie es für ihn getan …
Er räusperte sich. „Du siehst fantastisch aus, Lou.“
„Danke“, gab sie zurück, als sie die unterste Stufe erreichte. „Es war
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