JULIA EXTRA Band 0281
welchem Grund er hier war und wie er sie gefunden hatte.
Denn als er begann, auf sie zuzukommen, fiel ihr auf, dass er nicht sie ansah. Seine ganze Aufmerksamkeit galt allein Joey.
Ihr blieb der Atem weg. Fieberhaft begann sie zu überlegen. Wenn sie Joey doch irgendwie ins Haus bringen konnte, ohne dass Xander die Ähnlichkeit entdeckte …
Doch es war zu spät. Das erkannte sie gleich. Sie sah, wie sich Xanders Gesichtsausdruck änderte. Wie der Schock und die Fassungslosigkeit seine Züge verdunkelten.
Abrupt blieb er mitten auf dem Gehweg stehen, ein paar Meter von ihnen entfernt.
Er sagte etwas auf Griechisch. Es klang atemlos und rau.
Dann hob er wie in Zeitlupe den Blick von seinem Sohn und wandte ihn Clare zu. Sein Blick war vernichtend.
3. KAPITEL
Xander ging mit ihnen hinein. Er wusste nicht mehr, wie oder in welches Haus sie gegangen waren. Er nahm nichts mehr wahr außer dieser rasenden Wut, die in ihm tobte. Alles andere schien davor zu verblassen.
Irgendwie hatte er Clare weggeführt von der alten Frau und dem Jungen.
Mein Sohn, dachte er. Thee mou! Mein Gott, mein Sohn!
Es bestand kein Zweifel daran. Er erkannte seine eigenen Züge im Gesicht des Jungen. Ein Blick zu Clare, und Xaver war klar: Auch sie wusste, was er soeben entdeckt hatte. Der Kleine war sein Sohn!
Mit eisernem Willen versuchte Xander, die wütende Stimme in seinem Kopf zu beherrschen. Was er jetzt brauchte, war absolute Kontrolle. Er konnte sich sehr gut beherrschen. Schließlich praktizierte er das schon ein Leben lang. Bereits als Kind war ihm diese Disziplin abverlangt worden.
Er war bei seinem strengen Onkel aufgewachsen. Dieser verlangte, während er arbeitete, absolute Ruhe. Xander hatte sich gefügt. Was ihm zunächst schwerfiel, wurde mit zunehmendem Alter zu einer Selbstverständlichkeit. Gefühle galten Xander als unnützes, ja hinderliches Beiwerk. Bald zeichnete es ihn und seinen geschäftlichen Erfolg aus, dass er sich nie von seinen Rivalen in die Karten sehen ließ. Immer gelang es ihm, seine Gedanken und Ziele vor ihnen zu verheimlichen.
Kontrolle hatte auch immer eine wichtige Rolle gespielt, wenn er sich mit Frauen einließ. Deshalb entledigte er sich ihrer ja auch so häufig. Diese Regel hatte er nur ein einziges Mal gebrochen …
Plötzlich wurde ihm die Ironie des Ganzen bewusst.
In seinem Inneren wüteten Gefühle, die er mit aller Macht unter Kontrolle zu halten versuchte, als er Clare durch das Haus und zur Hintertür führte. Er zog die Tür auf und stieß sie hinaus. Sie standen in einem schmalen, aber recht langen Garten, in dem ein Plastiksandkasten und eine Minirutsche standen. Auf der kleinen gepflasterten Terrasse lag überall Kinderspielzeug verstreut.
Er ergriff ihren Ellbogen und wirbelte sie zu sich herum. „Rede“, sagte er.
Sein bohrender Blick ruhte auf Clare.
Sie war totenblass. Aber das überraschte ihn nicht. Die Schuldgefühle standen ihr geradezu ins Gesicht geschrieben. Er fühlte, wie ihn wieder eine Welle ohnmächtiger Wut überkam. Diese hinterhältige, rachsüchtige Schlange! Ihm absichtlich seinen Sohn vorzuenthalten!
„Rede“, fuhr er sie erneut an.
Allmählich schien wieder Leben in Clare zu kommen. Langsam, als traue sie ihrer Stimme nicht, fragte sie ihn: „Was soll ich denn sagen? Es gibt nichts zu sagen.“
Xander packte sie an der Schulter und schüttelte sie ungläubig. „Du enthältst mir meinen Sohn vor und meinst, es gäbe nichts zu sagen?“, stieß er wutentbrannt hervor. Unbändiger Zorn lag in seinen Worten und in seinem Blick. „Was für eine rachsüchtige Hexe bist du eigentlich?“
Schlagartig wich jeder Ausdruck aus ihrem Gesicht. „Wie bitte?“, fragte sie fassungslos. Das Unverständnis war ihr deutlich anzumerken.
Wieder schüttelte Xander sie. Seine Gefühle schienen ihn innerlich aufzufressen. „Du hast mir aus Rache meinen Sohn verheimlicht!“
Clare wollte darauf antworten, doch ihr fehlten die Worte. Abrupt riss sie sich von ihm los. „Was fällt dir eigentlich ein, mir so etwas vorzuwerfen?“
Sein Blick verfinsterte sich. „Du hast mir meinen Sohn verheimlicht, weil du sauer warst, dass ich mit dir Schluss gemacht habe“, wiederholte er.
„Du aufgeblasener Mistkerl“, brach es aus ihr heraus. Sie sah ihn mit wutverzerrtem Gesicht an. „Für wen hältst du dich eigentlich? Erst wirfst du mir vor, ich hätte mit der Art und Weise, wie ich dich verlassen habe, ein dummes, manipulatives Spielchen mit dir gespielt. Und
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