JULIA EXTRA Band 0281
einem herzlichen Lächeln und einem warmen Bett. Denn die meisten Männer würden es aufgeben und verschwinden, wenn sie glauben mussten, dass das Objekt ihrer Begierde eine neue Liebe gefunden habe. Aber Giovanni war nicht wie die meisten Männer und berüchtigt für seine Eifersucht. Letztere hatte auch ihre Beziehung vergiftet und zerstört, und Alexa wollte nicht erneut damit konfrontiert werden. Deshalb wehrte sie ab: „Nein, ich bin nicht verabredet, aber ich bin müde. Es war eine lange, anstrengende Woche. Außerdem glaube ich nicht, dass wir uns viel zu sagen haben … jedenfalls nicht genug, um einen ganzen Abend zu füllen. Ein schneller Drink sollte reichen.“
Giovanni hielt ihrem herausfordernden Blick stand und überlegte einen Moment, sich durchzusetzen. Aber würde er sie damit nicht unnötig gegen sich aufbringen? Schließlich wollte er etwas von ihr, weshalb es klüger war, ihr zunächst ihren Willen zu lassen. Später würde er sie sowieso überreden, ihre ablehnende Haltung aufzugeben … oder durch Küsse davon überzeugen. Allein bei dem Gedanken klopfte sein Herz erneut schneller. „Also schön“, gab er scheinbar bereitwillig nach. „Dann treffen wir uns um kurz nach sechs dort. Ciao, bella.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Laden. Seltsamerweise schien er alles Licht und alle Farbe mitzunehmen, als die Tür mit einem dezenten Läuten der Glocke hinter ihm zufiel.
Benommen blickte Alexa ihm nach. Soeben war eingetreten, wovor sie sich die letzten fünf Jahre am meisten gefürchtet hatte. Und es war noch längst nicht vorbei. Tief in Gedanken versunken, wandte sie sich ab und wischte sich die plötzlich aufsteigenden Tränen fort. Sie hörte nicht einmal die Ladenglocke, sondern registrierte erst, dass sie nicht mehr allein war, als jemand ihren Namen nannte. Erschrocken fuhr sie herum und begegnete dem besorgten Blick ihrer Chefin, einer eleganten Blondine von Anfang fünfzig.
„Teri! Ich war mit den Gedanken ganz woanders und habe gar nicht gemerkt …“
„Ich weiß, Kindchen. Das war Ihr Mann, stimmt’s?“, riet Teri scharfsinnig. „Der italienische Supermann, der gegenwärtig die gesamte weibliche Bevölkerung von Lymingham in Aufruhr versetzt?“
Alexa nickte, während sie um Fassung rang. „Mein Exmann.“
„Ich wusste nicht, dass Sie geschieden sind …?“
„Das sind wir auch nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Aber die Scheidung ist letztendlich auch nur eine Unterschrift auf einem Stück Papier“, meinte Alexa heftig. „Genauso wie die Ehe.“
„Tatsächlich?“ Teri betrachtete sie neugierig. „Wie kommt es, dass wir ihn hier noch nie zuvor gesehen haben?“
„Weil er in Neapel wohnt und ich hier“, antwortete Alexa ausweichend. „Wir leben getrennt.“
„Das habe ich nicht gemeint, Alexa“, ließ Teri nicht locker. „Er ist doch Paolos Vater, oder nicht?“
Alexa ließ sich Zeit mit der Antwort. Aber wie sie befürchtet hatte, war die Ähnlichkeit zwischen Giovanni und seinem Sohn einfach nicht zu leugnen. „Ja“, bestätigte sie schließlich heiser.
Teri, die sie aufmerksam beobachtete, begriff. „Und er weiß es gar nicht, stimmt’s?“
Diesmal dauerte das Schweigen noch länger. „Ja.“
„Oh, Alexa!“
Doch Alexa schüttelte den Kopf. Noch zu lebhaft hatte sie Giovannis anklagende, verächtliche Worte im Ohr und konnte nicht vergessen, wie er ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte, als für ihn feststand, dass sie den anspruchsvollen Maßstäben, die er an seine Frau richtete, nicht genügte. Bevor sie aus seinem Haus, seiner Stadt, seinem Leben verschwunden war. Und sie war sich seines gewaltigen Reichtums und seiner Entschlossenheit bewusst. Nein, es wäre dumm, sich in romantischen Erinnerungen an den Mann, den sie einmal geheiratet hatte, zu verlieren. Und noch dümmer, seine Macht zu unterschätzen.
„Er würde ihn mir wegnehmen, wenn er es wüsste“, erklärte sie schlicht.
„Aber wie … warum …?“ Teri schüttelte ratlos den Kopf. „Ich meine, wie konnte es überhaupt so weit kommen?“
Ja, wie nur? Warum zerbrachen die Träume mancher Menschen brutal in tausend Scherben, während die anderer einfach allmählich verblassten, als würde man sich sanft aus einem Film ausblenden?
Alexa hätte ihrer Chefin erzählen können, wie sie nach dem Abschluss ihres Studiums nach Neapel gereist war und sich auf Anhieb in diese chaotische, vor Leben übersprudelnde Stadt am Fuße
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