JULIA EXTRA Band 0281
„Ich gehe gern zu Fuß. Trotzdem vielen Dank.“
„Ich bin es gewohnt, zu bekommen, was ich haben will“, gab Giovanni zu bedenken.
„Dann werden Sie diesmal wohl enttäuscht werden.“
„Ich bin noch nie enttäuscht worden, wenn ich mein Herz an etwas gehängt habe.“
In der Folge stellte Alexa rasch fest, dass er sehr reich war und seine Frauen häufiger austauschte als seine Autos. Sie sagte sich, dass es das Klügste sein würde, ihm aus dem Weg zu gehen, aber Giovanni da Verrazzano legte es darauf an, ihr Herz zu erobern – und je öfter sie seine Einladungen ausschlug, desto hartnäckiger bemühte er sich um sie.
Wenn sie älter und erfahrener gewesen wäre, hätte sie wohl begriffen, dass gerade ihre Weigerung Giovanni in seiner Zielstrebigkeit und Bewunderung nur noch mehr anspornte. Doch für sie war es kein Spiel, sondern ehrliche Angst, verletzt zu werden. Mit dem Ergebnis, dass er sie zu dem Zeitpunkt, als sie sich schließlich gezwungen sah, in ein unverfängliches Mittagessen in einem kleinen, diskreten Restaurant einzuwilligen, für sich bereits auf einen Sockel gehoben hatte, der einer Göttin würdig gewesen wäre.
Gerade mit seiner zärtlichen Zurückhaltung gelang es ihm, sie zu umgarnen und ungeahnt leidenschaftliche Gefühle in ihr zu wecken. Und da er ihrer Entschlossenheit, nicht bei der erstbesten Gelegenheit mit ihm ins Bett zu gehen, tiefen Respekt zollte, konnte Alexa sich in seiner Gesellschaft entspannen. Zum ersten Mal in seinem Leben stellte Giovanni fest, dass er einer Frau zuhörte und sich wirklich mit ihr unterhielt. Für ihn eine völlig neue Erfahrung. Alexa brachte ihn zum Lachen, während er ihr wiederum bewies, dass auch ein aufregender Macho wie er die Seele eines Poeten besitzen konnte.
Giovanni verliebte sich und war dem übermächtigen Ansturm dieser Gefühle hilflos ausgeliefert. Das Herz des superreichen, erfahrenen Playboys erwies sich als ebenso verletzlich wie das jedes x-beliebigen Mannes. Aber weder er noch Alexa ahnten, als wie kurzlebig sich die erste heftige Verliebtheit oft herausstellte. Und wenn jemand versucht hätte, sie zu warnen, hätten sie es nicht geglaubt.
„Heirate mich“, bat er Alexa Hals über Kopf. Als sie überwältigt kein Wort herausbrachte, wiederholte er: „Heirate mich“ und küsste sie, dass ihr die Sinne schwanden.
Mochte es noch so verrückt sein, Alexa glaubte an eine strahlende Zukunft mit Giovanni. Dieser große, starke, altmodische Italiener wollte sie umsorgen, er schien die Antwort auf all ihre heimlichen Wünsche und Sehnsüchte zu sein.
Also heirateten sie. Was ursprünglich als schlichte Zeremonie im engsten Freundeskreis geplant war, wuchs sich gegen den Willen der Verliebten zu einem prunkvollen Spektakel aus, weil Giovannis exzentrische Mutter aus Monte Carlo zurückkam und die Hochzeitsvorbereitungen in die Hand nahm. Aber nichts hätte Alexas Freude und ihr unerschütterliches Vertrauen in ihr Glück an Giovannis Seite trüben können. Es ist wie ein Traum, dachte sie selig, wobei sie vergaß, dass Träume meist dem harten Alltag nicht standhielten.
Und ihrer zerbrach schon in der Hochzeitsnacht, als Giovanni feststellte, dass sein blonder, perfekter Engel nicht mehr Jungfrau war. Er erstarrte in ihren Armen und blickte ungläubig auf sie herab.
„Es hat schon einen anderen gegeben?“
Ganz gefangen im Rausch der Lust, glaubte Alexa für einen Moment, sie hätte ihn falsch verstanden. Doch Giovanni wiederholte seine Frage, oder, genauer gesagt, er schrie sie förmlich an, und plötzlich verwandelte sich ihr zärtlich leidenschaftliches Liebesspiel zu einer unschönen, beschämenden Erfahrung. Denn Giovanni hörte nicht auf, sondern brachte es mit entschlossener Miene zu Ende, wobei er nur auf dem Höhepunkt noch einmal kurz die Kontrolle verlor und Alexas Namen rief.
Danach sank Alexa auf das Bett zurück mit einem Gefühl, als hätte er ihr das Herz und die Seele herausgerissen. Starr blickte sie vor sich hin in das nur vom Mond erhellte Dunkel, während Giovanni sie wütend ins Kreuzverhör nahm.
Und diese erste Nacht ihrer Flitterwochen sollte nur der Anfang sein. Denn seine Entdeckung hatte in Giovanni die Schlange der Eifersucht geweckt, die bis zu dem Zeitpunkt im Verborgenen geschlummert hatte. Von nun an beobachtete er jede von Alexas Bewegungen mit Argusaugen und nahm alles, was sie sagte, argwöhnisch unter die Lupe. Sie hatte sicher schon mit fünf Männern geschlafen, nein, mit zehn …
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