JULIA EXTRA Band 0281
des Vesuvs, mit Blick auf Capri und das kristallklare blaue Wasser des Tyrrhenischen Meeres, verliebt hatte. Genauso wie sie sich in Giovanni verliebt hatte. Dunkel, geheimnisvoll und gefährlich charmant, dabei entschlossen, sie zu besitzen – ja, zu besitzen … welche Frau hätte ihm widerstehen können?
Noch ohne konkrete Zukunftspläne, war Alexa sich damals ein wenig entwurzelt vorgekommen, weil ihre Mutter kurz zuvor erneut geheiratet hatte und mit ihrem zweiten Mann nach Kanada ausgewandert war. Deshalb hatte Alexa sich entschieden, eine Zeit lang nach Italien zu gehen, um ihre schon ganz passablen Italienischkenntnisse noch weiter aufzupolieren. Als blonde Ausländerin weckte sie natürlich rasch das Interesse solcher italienischer Männer, die auf schnellen, unkomplizierten Sex aus waren. Doch Alexa hatte nicht vor, sich dafür herzugeben, denn ihre bisherige, einmalige Erfahrung auf diesem Gebiet hatte sie vorsichtig gemacht. Leider hatte der Mann, an den sie ihre Unschuld verloren hatte, jegliches Feingefühl vermissen lassen. Doch dann lernte sie Giovanni kennen, und all ihre guten Vorsätze waren vergessen.
In der vollklimatisierten Glitzerwelt des großen Luxuskaufhauses, wo Alexa eine Stelle als Verkäuferin gefunden hatte, galt sie rasch als eine kleine Berühmtheit. Es gab in Neapel nicht viele junge englische Verkäuferinnen … und schon gar keine, die fließend Italienisch sprachen! Ihr sanfter Akzent und ihre kühle englische Art bezauberten die Kunden, und vor allem die Männer waren ganz wild darauf, sich von dem fremdländischen Geschöpf mit den klaren grünen Augen, dem rotblonden Haar und dem makellosen Alabasterteint beraten zu lassen. Rasch erhielt sie eine Lohnerhöhung und stieg von der Handschuh- zur Handtaschenabteilung auf.
Eines Morgens kam dann Giovanni herein, womit sich alles änderte. Bei seinem Anblick schien für Alexa die Welt stillzustehen. Sie hatte nur noch Augen für den Mann, der so ungemein lässig und selbstsicher hereinschlenderte und zielstrebig auf sie zukam. Zu dem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass ihm das Kaufhaus gehörte, ebenso wie mehrere weitere über ganz Italien verteilt … oder dass er auf den Listen der bestgekleideten Männer und begehrtesten Junggesellen gewöhnlich ganz oben rangierte. Alexa wusste nur, dass er Augen hatte, die eine Frau zum Träumen bringen konnten, einen samtenen, dunklen Teint besaß und dass sein maßgeschneiderter Anzug wie magisch den Blick auf seine breitschultrige, athletische Figur lenkte. Sie schluckte, verbarg ihre Verwirrung jedoch hinter einem geschulten Lächeln.
„Sie sind also die Frau, die so viel Aufregung verursacht“, bemerkte er bedeutungsvoll.
Alexa blickte vielsagend auf die Frauen ringsum, die ihn mit verklärten Augen beobachteten, bevor sie lächelnd in fließendem Italienisch antwortete: „Und Sie sind der Mann, der offensichtlich genau das Gleiche tut!“
Er wirkte überrascht … von ihrer schlagfertigen Entgegnung ebenso wie von ihrer Sprachfertigkeit. Zwar hatte man ihm erzählt, dass sie Italienisch spräche, doch er hatte nicht erwartet, dass sie so … perfekt wäre. „Man hat mir gesagt, dass Sie sehr schön seien“, meinte er nun schmeichelnd. „Aber Worte werden Ihnen nicht gerecht. Ich habe noch nie Lippen gesehen, die so … geschaffen sind zum Küssen.“
Das waren genau die leeren, bedeutungslosen Phrasen, die Alexa vorsichtig machten. In den vergangenen Wochen hatte sie gelernt, unerbetene Annäherungsversuche souverän abzuwehren, auch wenn es ihr diesmal – zugegebenermaßen – schwerer fiel. „Möchten Sie eine Handtasche kaufen, Sir?“, fragte sie kühl und professionell.
Giovanni spielte kurz mit dem Gedanken, den Flirt mit ihr weiterzutreiben, indem er sich zum Schein auf eine Beratung einließ, dann die Handtasche kaufte, die ihr am besten gefiel – wahrscheinlich die teuerste –, um Alexa diese mit einer galanten Geste zum Geschenk zu machen, bevor er sie zum Essen einlud. Der kühle Ausdruck in den schönen grünen Augen verriet ihm jedoch, dass diese Strategie vermutlich nicht zu dem gewünschten Erfolg führen würde. Sie flirtete nämlich nicht mit ihm, wie Giovanni erstaunt erkannte. Eine völlig neue Erfahrung für ihn. „Nein“, erwiderte er deshalb unverblümt, „ich bin nicht an Handtaschen interessiert, sondern daran, Ihnen Neapel zu zeigen.“
„Ich besitze einen guten Stadtplan.“
„Und ich ein Auto.“
Alexa lächelte unbeeindruckt.
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