JULIA EXTRA Band 0281
Sommerhimmel verblasst … in einem Land, wo Falken über die karge Landschaft herrschen und man die Gesetze der Wüste kennen muss, um zu überleben. Dort traf ich meine …“
Das Wort „Familie“ lag ihm auf der Zunge, doch er entschied sich anders. Es schien ihm einfach zu vertraulich für zwei Männer, die er doch kaum kannte. „Ich lernte den Scheich und Xavier kennen“, fuhr er stattdessen fort. „Und die Frau, die Xavier heiraten wird. Sie wollen, dass ich an ihrer Hochzeit teilnehme.“
Alexa dachte einen Moment schweigend über das Gehörte nach. Unter anderen Umständen wäre sie ihm vielleicht um den Hals gefallen und hätte ihm versichert, wie sehr sie sich für ihn freue. Oder sie hätte versucht, zu ergründen, was er dabei empfand, plötzlich mit einer Familie konfrontiert zu sein.
Aber obwohl er streng genommen ja immer noch ihr Mann war, konnte sie es sich nicht erlauben, so zu reagieren. Das Band zwischen ihnen war zerrissen, und für sie und ihren kleinen Sohn stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie irgendein gefühlsmäßiges Engagement Giovanni gegenüber hätte riskieren können.
„Wirklich eine interessante Geschichte“, erwiderte sie deshalb betont vorsichtig und stellte ihr Glas auf den Tisch. „Aber ich verstehe nicht, warum du die weite Reise von Italien gemacht hast, um mir das zu erzählen, wo wir doch …“
„Wo wir doch was sind, Alexa?“, fiel er ihr sanft ins Wort. „Weder verheiratet noch geschieden?“
„Wir sind getrennt. Entfremdet.“
„Aber vor dem Gesetz immer noch verheiratet … also theoretisch immer noch eine Familie. Ich frage mich, warum? Warum hast du nicht längst die Scheidung eingereicht, cara? Hat irgendein schlauer Rechtsanwalt dir vielleicht geraten, auf Zeit zu spielen, weil … il tempo viene per chi sa aspettare?“
„Weil alles denen zukommt, die warten?“, übersetzte Alexa langsam, denn sie hatte seit Jahren kein Italienisch mehr gehört, geschweige denn gesprochen. Es hätte Erinnerungen in ihr geweckt, die zu schmerzhaft waren.
„Bravo, bella“, lobte Giovanni sie. „Trotzdem hast du meine Frage noch nicht beantwortet. Hast du dich von einem Scheidungsanwalt beraten lassen? Vielleicht die Ergebnisse meiner geschäftlichen Unternehmungen genau verfolgt, um dann deine Ansprüche geltend zu machen, wenn du den größten finanziellen Gewinn erwarten kannst?“
Alexas Herz pochte heftig. „Du bist ein unverbesserlicher Zyniker, Giovanni.“
„Mag sein, dass das Leben mich dazu gemacht hat. Doch du weichst meiner Frage immer noch aus.“
Wie hätte sie antworten sollen, ohne die ganze Geschichte mit Paolo zu verraten? Andererseits konnte sie der Notwendigkeit einer Scheidung auch nicht ewig aus dem Weg gehen. Ursprünglich war sie davon ausgegangen, dass Giovanni schon ziemlich bald nach ihrer Trennung die Scheidung einreichen würde und ihre Schwangerschaft dann innerhalb des juristischen Prozederes thematisiert worden wäre. Von Anwälten vertreten, hätte sie sich sicher fühlen können.
Inzwischen aber war viel zu viel Zeit verstrichen. Alexa sah einfach keinen Ausweg aus dem Chaos, das sie mit geschaffen hatte. Wie sollte sie ihm die Wahrheit sagen, wenn sie sich ihrer Beweggründe selbst nicht mehr sicher war? Und eines stand für sie zweifelsfrei fest: Wenn sie auch nur eine kleine Schwäche zeigte, würde sich Giovanni da Verrazzano sofort darauf stürzen.
„Ich habe einfach keinen Grund gesehen, die Scheidung einzureichen.“
„Nicht einmal, um an die dir zustehende Abfindung zu gelangen?“
Sie zögerte. Natürlich hätte sie eine Abfindung gut gebrauchen können. Doch ihr Stolz hatte sie zurückgehalten. Angesichts Giovannis krankhafter Eifersucht hatte sie ihre Unabhängigkeit und Freiheit gewählt, weshalb sie ihn kaum um Geld bitten konnte. Dann würde die Wahrheit unweigerlich herauskommen, und selbst die großzügigste Abfindung wäre es nicht wert, wenn es Giovanni gelänge, ihr Paolo wegzunehmen.
„Vielleicht möchtest du ja mit mir verheiratet bleiben?“ Seine dunklen Augen funkelten. „Möglicherweise bereust du es ja, dich überhaupt von mir getrennt zu haben. Hast du dir vielleicht eingebildet, es gäbe da draußen Millionen andere Männer wie mich … um dann festzustellen, dass du dich geirrt hast?“
Alexa lag es auf der Zunge, seiner arroganten Anmaßung zu widersprechen … und ihn daran zu erinnern, dass sie seine unrealistischen Erwartungen sowieso nie würde erfüllen können. Doch sie
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