JULIA EXTRA Band 0281
schützen. Sie knipste im Wohnzimmer einige Lampen an und machte ein Feuer im Kamin, ohne sich dabei von den feindseligen Blicken beeindrucken zu lassen, die Giovanni ihr immer wieder zuwarf, während er mit Paolo ein Würfelspiel spielte. Erst als die Flammen knisternd züngelten und eine erste wohlige Wärme verbreiteten, wagte Alexa es, in die winzig kleine Küche zu verschwinden, um den versprochenen Kakao zuzubereiten.
Obwohl sie sich Giovanni da Verrazzano nicht beim Kakaotrinken vorstellen konnte, lud Alexa einen dritten Becher auf das Tablett und dazu einen Teller mit den Lebkuchenmännchen, die sie zusammen mit Paolo gebacken hatte. Er war so stolz darauf gewesen … Alexa riss sich zusammen. Was sollte das? Es ging hier nicht darum, „glückliche Familie“ zu spielen. Besser, sie vergaß nicht eine Sekunde, dass der Mann da draußen nicht zu unterschätzen war. Wie immer die Sache auch weitergehen würde, auf keinen Fall würde Giovanni das nächste Flugzeug nehmen und wieder aus ihrem Leben und dem ihres Sohnes verschwinden.
Deshalb musste sie unbedingt einen kühlen Kopf bewahren.
Als sie das Tablett ins Wohnzimmer trug, war das Kaminfeuer voll entfacht und verbreitete nicht nur eine angenehme Wärme, sondern auch ein schmeichelndes Licht, das die schlichte, billige Einrichtung des gemieteten Häuschens wohnlich und anheimelnd wirken ließ.
„Der versprochene Kakao!“ Alexa rang sich ein Lächeln ab und stellte das Tablett auf den Tisch.
Die beiden Augenpaare, die sich ihr zuwandten, waren sich so rührend ähnlich … wenn man davon absah, dass Giovannis Augen feindselig funkelten, während Paolos ihr voller Liebe und Vertrauen entgegenblickten.
Vertrauen. Würde Paolo ihr immer noch vertrauen, wenn er herausfand, was jetzt unvermeidlich zu sein schien? Dass er einen Vater hatte. Warum hatte sie es bislang immer vermieden, darüber nachzudenken?
Nachdem sie die Kakaobecher verteilt und Paolo einige Schlucke getrunken hatte, entging ihrem aufmerksamen Blick nicht, dass ihr kleiner Sohn ein Gähnen unterdrückte. Auch wenn sie sich davor fürchtete, mit Giovanni allein zu sein, war ihr klar, dass Paolo ins Bett musste. Also stand sie auf und streckte die Arme aus.
„Komm, mein Schatz … Zeit fürs Bett.“
Doch anstatt wie sonst wie ein Klammeräffchen in ihre Arme zu springen, kam Paolo zu ihr und nahm ungewohnt vernünftig ihre Hand, bevor er sich zu Giovanni umdrehte. „Kommst du wieder?“
Giovanni nickte. „Oh ja“, versprach er. „Ich komme wieder.“ Und als wäre ihm bewusst geworden, wie unangemessen bedrohlich seine Worte klangen, schenkte er Paolo sein gewinnendstes Lächeln. „Soll ich dir dann ein italienisches Spiel beibringen?“
Paolo nickte eifrig. „Bist du … italienisch?“
Alexa wich Giovannis eisigem, vorwurfsvollem Blick aus.
„ Sì“, beantwortete Giovanni dann die Frage seines Sohnes, denn natürlich war dies nicht der rechte Zeitpunkt, ihm zu erklären, dass auch Kharastani-Blut in seinen Adern floss. „Ich bin Italiener, und Italienisch ist eine der schönsten Sprachen auf der Welt. Hat deine Mutter dir nicht ein wenig beigebracht?“
„Mama kann kein Italienisch.“
„Oh, ich denke, du wirst feststellen, dass sie es doch kann. Stimmt’s, Alexa?“
Sie schluckte. „Jetzt nicht mehr. Meine Kenntnisse sind eingerostet.“
„Wirklich schade“, meinte Giovanni kalt. „Jedes Kind sollte mehrsprachig aufwachsen.“
Alexa entschied sich, den drohenden Unterton zu ignorieren. Fürs Erste war ihr nur wichtig, Paolo heil ins Bett zu bringen, ohne dass es doch noch zu einer hässlichen Szene kam. „Komm, Darling“, sagte sie liebevoll.
Mechanisch begleitete sie ihren kleinen Sohn durch die übliche Abendroutine. Zähneputzen, Haare bürsten, Gesicht waschen, Gute-Nacht-Geschichte. Schließlich ist es nicht Paolos Schuld, dass ich ein solches Chaos angerichtet habe, dachte Alexa traurig, als er sich in sein Bett legte und sie ihn fürsorglich zudeckte. Wieder rührte es sie tief, wie arglos und vertrauensvoll er zu ihr aufblickte.
„Ich mag den Mann“, gestand er schläfrig, bevor er sich gähnend tiefer ins Kissen kuschelte.
„Schlaf gut, mein Schatz“, antwortete Alexa ausweichend, überwältigt von plötzlichen Gewissensbissen. Ich habe es für dich getan, Paolo, dachte sie, während sie sein zartes Gesicht betrachtete und sah, wie ihm die Augen zufielen. Nur für dich!
Alexa hatte sich vielleicht gewünscht, aber nicht ernsthaft
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