JULIA EXTRA Band 0281
draußen bemerkte er einen kleinen Plastiktraktor, der im silbernen Licht des Mondes irgendwie unwirklich wirkte. Dieses billige kleine Spielzeug schien plötzlich all das zu symbolisieren, was er verloren hatte. Oder, genauer gesagt, was diese Frau ihm geraubt hatte.
Er wusste nicht, wie lange er so dastand. Jedenfalls drehte er sich erst wieder um, als er sich sicher war, dass er sie ansehen konnte, ohne sie gleich wieder mit Beschimpfungen zu überschütten.
Alexa beobachtete ihn aufmerksam. Ganz allmählich wurde ihr richtig bewusst, was sie ihm angetan hatte. Am liebsten hätte sie geweint … aber hätte Giovanni, mit seiner vernichtenden Haltung ihr gegenüber, ihre Tränen nicht als bloßes Selbstmitleid gedeutet? „Giovanni, es tut mir leid …“ Doch er brachte sie mit einer schroffen Geste zum Schweigen, und Alexa wusste plötzlich überhaupt nicht mehr, was richtig oder falsch war. „Vielleicht … hätte ich dir von Paolo erzählen sollen.“ Sie blickte ihn flehentlich an. „Aber ich habe es nicht bewusst so geplant, wie es sich entwickelt hat, Giovanni. Ganz ehrlich nicht.“
„Erspar mir deine Lügen“, stieß er aus. „Du hast es mir nicht gesagt und hättest es vermutlich nie getan. Der reine Zufall hat mich heute hierher geführt.“
„Aber … ich habe dir einmal geschrieben, als ich … schwanger war.“ Ihr entging nicht, dass er bei dem Wort zusammenzuckte. „Erinnerst du dich an den Brief?“
Giovanni kramte in seinem Gedächtnis. Hatte sie ihm tatsächlich geschrieben, oder wollte sie sich nur rechtfertigen? Nein, er erinnerte sich tatsächlich an einen Brief … förmlich und steif hatte sie darin gebeten, er möge überlegen, ob sie sich nicht zu einer Aussprache treffen könnten. Aber er hatte ihn zerknüllt und in den Papierkorb geworfen, noch zu wütend und verletzt.
„Du meinst, diese kleine Notiz? Darin war in keinem Wort deine Schwangerschaft erwähnt, oder?“
Nein, es war ein Versuch gewesen, das Terrain zu sondieren … zu erproben, ob sie beide reif und erwachsen genug waren, sich zumindest mit Höflichkeit gegenüberzutreten. Auch Alexa war zutiefst verletzt gewesen und hatte sich vor Sehnsucht nach dem Mann verzehrt, den sie liebte. Sein Schweigen kam ihr so endgültig vor … und so durcheinander, wie sie war, redete sie sich ein, dass es wahrscheinlich am besten so war. Es war sein Wunsch gewesen, dass sie aus seinem Leben verschwand, warum also die Dinge unnötig verkomplizieren?
„Nein“, räumte sie ein. „Aber du hast auch sowieso nicht geantwortet.“
„Und dafür hast du mich damit bestraft, mir meinen Sohn vorzuenthalten?“
„Giovanni …“
„Schweig! Es gibt keine Entschuldigung“, erklärte er scharf, wobei er sein Herz gegen die Tränen wappnete, die er in ihren schönen grünen Augen schimmern sah. „Warum hast du es getan, Alexa? Hasst du mich wirklich so sehr?“
Ihn hassen? Wie sehr er sich doch täuschte! Keinen anderen Mann hatte sie je so leidenschaftlich geliebt, würde sie je so lieben. „Nicht so sehr, wie du mich anscheinend hasst“, antwortete sie leise.
Giovanni schien für einen Moment tief in Gedanken versunken. „Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen“, meinte er schließlich schroff. „Die Frage ist, wie sehen die nächsten Schritte aus?“
Alexa bemerkte den berechnenden Ausdruck in seinen dunklen Augen und erstarrte vor Angst. „Die nächsten Schritte?“
Er hörte den furchtsamen Unterton und wurde sich schlagartig seiner Macht bewusst. Bildete Alexa sich etwa ein, dass sie in dieser Sache alle Fäden in der Hand hielt und allein entscheiden könne? Bis jetzt mochte das ja so gewesen sein, aber nun wurde es Zeit, dass sie der veränderten Realität ins Gesicht sah.
„Glaubst du im Ernst, dass ich vorhabe, einfach wieder zu verschwinden?“, erkundigte er sich betont gelassen.
Trotz der aufsteigenden Panik bemühte sie sich, ruhig zu bleiben. „Nein, natürlich nicht, aber … es wird nicht gerade einfach sein, oder? Ich meine, wenn du Paolo sehen willst.“
„ Wenn ich Paolo sehen will?“, wiederholte er bedrohlich.
„Nun ja, du lebst in Italien, und ich lebe hier in England. Wir werden wohl Anwälte beauftragen müssen, eine Besuchsregelung auszuhandeln, auf die wir uns einigen können.“
Giovanni presste die Lippen zusammen. Obwohl es Alexa wahrscheinlich nicht bewusst war, hatte sie mit ihrem Vorschlag, Anwälte zur Einigung auf eine
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