JULIA EXTRA Band 0281
„Besuchsregelung“ einzuschalten, ihr Schicksal besiegelt. „Du hast die Dinge lang genug bestimmt, cara, und genau das wird sich jetzt ändern.“
„Was soll das heißen?“, fragte sie, wobei ihre Stimme zitterte.
Seine dunklen Augen blitzten triumphierend. „Ich beabsichtige, meinen Sohn nach Kharastan mitzunehmen, damit er seinen Großvater kennenlernt“, erklärte er schlicht.
Alexa sah ihn entgeistert an. Offenbar hatte sie alles falsch gemacht. Konnte sie die Zeit nicht zurückdrehen und noch einmal von vorn anfangen? Aber wo? Vor heute Nachmittag? Oder bevor sie schwanger geworden war? Oder früher, sodass sie niemals nach Italien gereist wäre und Giovanni getroffen hätte?
Ihr Herz klopfte wie wild. „Bitte, Giovanni, lass uns nicht vorschnell handeln!“
„Vorschnell? Du hast Nerven! Du hast fast fünf Jahre allein mit ihm gehabt, und jetzt versuchst du, mir noch mehr Zeit zu stehlen?“ Voller Genugtuung bemerkte er die Panik in ihrem Blick. „Tut mir leid, aber das steht nicht zur Diskussion. Ich habe schon genug verpasst, und werde auf keine Sekunde mehr verzichten. Ich nehme Paolo mit.“
Urplötzlich wurde ihm bewusst, dass die jüngste Entdeckung seiner familiären Bande nach Kharastan jetzt eine noch viel weiter reichende Bedeutung gewonnen hatte. Denn wenn er Sohn und Erbe eines Scheichs war, dann musste er bei allen diesbezüglichen Entscheidungen jetzt berücksichtigen, dass seine Geburtsrechte auch seinen eigenen Sohn und Erben betrafen. Seinen Sohn!
„Du kannst nicht einfach ein kleines Kind aus der Idylle des englischen Landlebens herausreißen und an irgendeinen exotischen Ort verpflanzen, von dem es noch nie gehört hat!“, protestierte sie nun.
„Ich beabsichtige, ihn nach Kharastan mitzunehmen“, wiederholte Giovanni unbeirrt. „Und genau das werde ich tun.“
Alexa sah ihm an, dass er es ernst meinte. Ihr war klar, dass sie sehr behutsam vorgehen musste, wenn sie Paolo nicht verlieren wollte. „Er wird ohne mich nicht mitkommen“, wandte sie vorsichtig ein.
Giovanni verzog keine Miene. „Dann musst du mich eben auch begleiten“, erklärte er prompt. So, wie er es ursprünglich geplant hatte … und, bei allem, was ihm heilig war, sie würde für das, was sie getan hatte, bezahlen!
„Und wenn ich mich weigere?“
„Du hast keine Wahl, Alexa. Wenn du dich nicht auf einen richtigen Krieg einlassen willst mit unserem Sohn als Unterpfand, dann rate ich dir, mit mir zu kooperieren.“
„Mit unserem Sohn als Unterpfand? Wie eine Trophäe? Wenn du ihn so siehst …“
„Genug!“, fiel Giovanni ihr ins Wort. „Du hast sein ganzes bisheriges Leben Gott gespielt und kannst es mir wohl kaum verübeln, wenn ich jetzt das Gleiche tue.“ Ein triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Die Hochzeit ist Anfang nächster Woche. Wir werden zusammen nach Kharastan fliegen.“
Wir … es klang fast wie eine richtige Familie, dabei lag nichts weiter von der Wahrheit entfernt. Seltsam, wie ein kleines Wort derart falsche und doch so verlockende Bilder beschwören kann, dachte Alexa traurig. „Was ist mit meinem Job? Und was soll ich Paolo erzählen?“
Giovanni zögerte, was eigentlich ganz und gar nicht seine Art war. Doch das Geheimnis seines Erfolges bestand unter anderem auch darin, zu wissen, dass man manchmal das Feld besser anderen überließ. Im Moment war er für den Jungen nur ein Fremder, der seine Neugier geweckt, aber keinerlei Einfluss auf ihn hatte. Noch nicht, denn das würde sich bald ändern. Sein Herz krampfte sich zusammen, und er sah Alexa anklagend an. „Das ist dein Problem, cara, nicht meins.“
6. KAPITEL
„Aufwachen, Darling. Wach auf“, flüsterte Alexa und streichelte ihrem Sohn über die dunklen Locken, während das Motorengeräusch verriet, dass der Jet zum Sinkflug über Kharastan ansetzte.
„Er wird gleich wach werden“, meinte sie zu Giovanni, der während des gesamten siebenstündigen Fluges jede ihrer Bewegungen beobachtet hatte. Sie hatte das beklemmende Gefühl, einer schweigenden kritischen Beurteilung unterzogen zu werden, als wollte er prüfen, ob sie den hohen Erwartungen genügte, die er an die Mutter seines Sohnes stellte. Nein, Giovanni hatte sich nicht verändert. Doch Alexa war verzweifelt entschlossen, sich nicht noch einmal von ihm beeindrucken, geschweige denn verunsichern zu lassen.
An diesem Morgen hatte er sie in aller Frühe abgeholt. Unter den staunenden Blicken der gesamten Nachbarschaft war
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