JULIA EXTRA Band 0281
spanische Landschaft.
Es würde ihm sogar eine große Genugtuung verschaffen, ihren Willen zu brechen, sie vor Begierde seufzen und vor Lust aufschreien zu hören … ihren Widerstand und ihre wilden Drohungen in einem Sturm der Leidenschaft zu ersticken.
Allein bei der Vorstellung versteifte sich sein Körper, und er spürte ein quälendes Ziehen in den Lenden. Recht würde es ihr auf jeden Fall geschehen!
Zur Hölle mit dieser kleinen Hexe!
Marcos wurde mit einem Male bewusst, dass er sich auf einem extrem schmalen Grat bewegte. Wenn er nicht hellwach blieb, würde er die Kontrolle verlieren. Offenbar war er ebenso empfänglich für Tamsins verheerenden Charme wie jeder x-beliebige Kerl, den sie skrupellos um ihren kleinen Finger wickelte.
Diese Erkenntnis brachte ihn nur noch mehr in Rage. Natürlich hatte er kein Problem, der Versuchung zu widerstehen, die sie zweifelsfrei bot, aber allein, dass er mit dem Gedanken spielte, sie in sein Bett zu bekommen, zeigte ihm, wie gefährlich diese Frau tatsächlich war.
Als der Wagen vor dem Haupteingang des castillo hielt, das er sein Heim nannte, ließ Marcos seinen Blick noch einmal über Tamsins weibliche Kurven wandern, die in dem kurzen schwarzen Kleid perfekt zur Geltung kamen. Dann stieg er aus, machte eine abwehrende Handbewegung in Richtung seines Chauffeurs, ging um den Wagen herum und öffnete selbst die Tür auf der anderen Seite.
Es war eine schwüle, andalusische Sommernacht, die nicht ohne Wirkung auf Marcos blieb. Überdies lag der süße Duft von Jasmin in der Luft. Tamsin folgte immer noch ihrer Taktik, ihn komplett zu ignorieren. Mit einem unterdrückten Fluch griff er nach ihrem Arm, zog sie ziemlich unsanft aus dem Wagen und hinter sich her die steinernen Stufen zum Eingang des castillo hoch.
Maria, Reyes und die anderen Bodyguards, die im Van mitgefahren waren, folgten ihnen stumm.
Tamsin strauchelte auf der obersten Stufe, befreite sich mit einem Ruck aus Marcos’ Umklammerung und schaute an der altertümlichen Fassade des mit Zinnen bewehrten Gebäudes aus dem vierzehnten Jahrhundert empor.
„ Das ist Ihr Zuhause?“
„Ja“, gab er knapp zurück.
Ihre Miene nahm den rebellischen Ausdruck an, den er inzwischen kennen- und fürchten gelernt hatte. „Ich will hier nicht bleiben! Und zwingen können Sie mich nicht dazu.“
Marcos, der für seine eiserne Beherrschung und kalte Gelassenheit bekannt war, spürte, wie er langsam die Geduld verlor. Abgesehen von ihrer Schönheit und Unverschämtheit, schien Tamsin genau zu wissen, auf welchen Knopf sie bei ihm drücken musste, um ihn zur Weißglut zu bringen.
„Du wirst hier bleiben, solange ich es will!“
Mit einer stolzen Bewegung schob sie ihr Kinn vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann wandte sie sich abrupt um und betrat das castillo. Marcos ließ sie gewähren, in der Gewissheit, dass sie ihm nicht entkommen konnte, sobald sich die hohen schweren Türen hinter ihnen schlossen.
Als sie ihm folgte, verursachte das provozierende Klack-Klack-Klack ihrer High Heels ein hohles Echo in der riesigen Eingangshalle. Die hohe gewölbte Decke war kunstvoll mit verschlungenen Blumenmotiven, arabischen Schriftzeichen und geometrischen Mustern verziert und galt als Meisterwerk der maurischen Architektur.
Unvermittelt fiel Marcos ein, dass Tamsin laut seinen Erkundigungen zunächst Kunstgeschichte studiert hatte, ehe sie auf Wirtschaft umgeschwenkt war. Hoffentlich beeindruckt sie das Foyer entsprechend, dachte er voller Sarkasmus. Sie waren hier nicht in London, und es wurde langsam Zeit, dass Tamsin begriff, auf wessen Parkett sie sich bewegte und wer hier das Sagen hatte.
Sie als seine Gefangene im castillo festzuhalten, bedeutete für seine beiden Gegner eine vernichtende finanzielle Schlappe. Ohne die geplante Hochzeit zwischen den beiden Familien, würde Scheich Mohamed ibn Battuta al-Maghrib niemals bereit sein, seine Ölproduktion an Sheldon Winter zu verkaufen, der den Rohstoff unabdingbar für die Herstellung seines einzigen gewinnbringenden Produkts benötigte. Damit war Winter Cosmetics ruiniert und Sheldon endgültig erledigt.
Aziz würde es noch viel schlimmer treffen. Ohne das avisierte Hochzeitsgeschenk seines Onkels drohte das Lügengebäude um seine Spielsucht endgültig zusammenzubrechen. Und dem Scheich, einem ehrenhaften, aber kompromisslosen Mann, blieb nichts anderes übrig, als ihn von der Erbfolge auszuschließen. Damit war Aziz den Kredithaien, die seit
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