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JULIA EXTRA Band 0281

JULIA EXTRA Band 0281

Titel: JULIA EXTRA Band 0281 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Julia James , Ally Blake , Jennie Lucas
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Doch Alexa hatte sich bald mit Eifer dieser Aufgabe verschrieben, um ihre Zeit sinnvoll zu füllen.
    Die großen Räume des alten Palazzo waren vollgestopft mit Kunst aus dem achtzehnten Jahrhundert, vielfarbigem Marmor und Majolika-Fliesen, die ein kleines Vermögen wert waren. Es gab zu Repräsentationszwecken einen großen salone und ein Speisezimmer und daneben ein zwangloseres Wohnzimmer mit Blick auf den parkähnlichen Garten, wo uralte Zypressen schlank zum Himmel aufragten.
    Augenblicklich jedoch hatte es Alexa die Bibliothek angetan. Der staubige Duft der alten, in Leder gebundenen Bücher, die in den hohen Regalen die Wände säumten, beflügelte ihre Fantasie. Hier konnte sie Stunden sitzen, schmökern und die Zeit vergessen. Auch heute verging der Tag wie im Flug.
    Wie der Rest des Palazzo bedurfte die Bibliothek dringend einer gründlichen Renovierung. Alexa war stolz, dass es ihr gelungen war, eine Wandfarbe auf Ölbasis zu finden, die genau den Farbton des ursprünglichen Tempera-Anstrichs traf. Sie wollte sie später Giovanni zeigen, um festzustellen, ob sie ihm gefiel.
    Werde ich überhaupt noch hier sein, um den fertigen Anstrich zu sehen?, schoss es ihr durch den Kopf. Doch sie verdrängte diese ungebetenen Gedanken und hockte sich auf die Fersen, um die Schönheit des Raumes auf sich wirken zu lassen. In dem Moment erregte ein Regal in einer kleinen Nische neben dem Kamin ihre Aufmerksamkeit. Halb versteckt ragte die Ecke eines Buches heraus, das sich bei näherem Betrachten als Fotoalbum entpuppte. Neugierig zog Alexa es hervor, begann zu blättern … und erstarrte.
    Es war eine fotografische Chronik von Giovannis Kindheit, und Alexa hatte das Gefühl, ihren eigenen Sohn zu sehen. Die Ähnlichkeit, die ihr im Alltag gar nicht mehr so bewusst wurde, war auf den Fotos derart frappierend, dass ihr der Atem stockte.
    Sie sah den kleinen Giovanni im Zirkus neben einem riesenhaften Elefanten. Das nächste Foto zeigte Giovanni lächelnd an der Seite seiner Mutter am Strand von Chiaia, dann beim Spaziergang in den Tuilerien in Paris. Es gab so ziemlich aus jedem Land in Europa und jeder sehenswerten Stadt ein Foto von Giovanni, und jede Aufnahme zeichnete sich dadurch aus, dass seine Mutter zärtlich in die Augen eines großen, gut aussehenden Mannes blickte. Und es war auf jedem Foto ein anderer Mann!
    Unwillkürlich sah Alexa sich den kleinen Jungen näher an, der ihrem Paolo so ähnelte. Das zarte Gesicht wirkte verletzlich und verwirrt. Das war kein Junge, der eine Reihe von Luxusferien genoss, sondern ein bloßes Anhängsel. Ein kleiner Junge, dessen Existenz seiner glamourösen Mutter Überfluss und Luxus sicherte. Ein kleiner Junge, der sich völlig verloren fühlte.
    Oh, Giovanni, dachte sie voller Mitgefühl.

    „Was, zum Teufel, machst du da?“
    Erschrocken fuhr Alexa herum. Giovanni stand auf der Schwelle zur Bibliothek und sah sie finster und argwöhnisch an.
    Sie hockte sich wieder auf die Fersen und atmete tief ein, um ihr wildes Herzklopfen zu beruhigen. „Ich sehe mich etwas um.“
    „ Impicciona!“, stieß er vorwurfsvoll aus.
    „Nein, ich schnüffle nicht herum!“, wehrte sie empört ab.
    Einen Moment lang betrachtete er sie nachdenklich, bevor er den Blick zum Fenster hinaus wandte auf die malerische Aussicht, die grüne Landschaft und Neapel in der Ferne … so unvergleichlich schön, dass man den Ursprung des Ausspruchs verstand: Neapel sehen und sterben. Ein unbezahlbares Panorama, mit dem der Scheich das Schweigen und die Kooperation seiner Mutter erkauft hatte. Es zählte zu den Dingen, die Giovanni an seinem Vater nicht bewundern konnte – aber versuchte er nicht Ähnliches bei Alexa?
    Als er heute Vormittag auf dem Ausflug in die Stadt Paolos kleine Hand in seiner gefühlt hatte, war ihm das Herz vor Glück übergegangen. Umso ernüchternder die Erkenntnis, die ihn danach traf: Was er sich wirklich mehr als alles auf der Welt ersehnte, war Liebe. Und Liebe ließ sich nicht kaufen, nicht erzwingen, nicht fordern. Liebe war wie eine zarte Pflanze … sie brauchte Nahrung, Licht und Raum, um zu gedeihen. Und all das hatte er mit seinem dummen, arroganten Stolz Alexa verweigert, nachdem sie damals geheiratet hatten.
    Er wünschte sich ein herzliches, richtiges Familienleben, wie er es selbst nie erlebt hatte. Doch das war nicht möglich ohne die Mutter seines Kindes. Und Alexa wollte nicht hier bei ihm in Neapel sein. Konnte er es ihr verübeln? Konnte er ihr verübeln,

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