JULIA EXTRA Band 0286
dachte, du kannst ihn nicht ausstehen. Wann ist die Hochzeit?“
„Wir … wir haben noch kein Datum festgelegt, alles ging so schnell.“ Sie wich Ginas Blick aus – es war so schwer, ihre beste Freundin zu belügen.
„Erzähl! Hast du ganz plötzlich gemerkt, dass du in ihn verliebt bist?“
Mia holte tief Atem. „Also … Ich ging ins Studio, um ihm die Meinung zu sagen, aber dann, als ich ihn vor mir sah, da …“ Sie gab sich alle Mühe, überzeugend zu klingen. „Ich weiß auch nicht … Es geschah einfach …“
„Glückspilz! Ich wünschte, so etwas würde mir auch passieren. Er sieht einfach umwerfend aus. Und denk nur, wie reich er ist! Wenn du ihn heiratest, hast du ausgesorgt.“
„Sein Geld ist mir völlig gleichgültig“, log Mia.
Geld war der einzige Grund, weshalb sie Bryn Dwyers Angebot akzeptierte; ohne sein Honorar konnte sie ihre Schwester nicht freikaufen. Was er ihr für das Kleid gegeben hatte, war bereits auf Ellies Kreditkartenkonto, und dieser Gedanke beschwichtigte ein wenig ihre Bedenken über den Handel, auf den sie sich eingelassen hatte. Ellie brauchte Hilfe, und sie würde ihre kleine Schwester nicht im Stich lassen.
„Das weiß ich, aber es schadet nicht, welches zu haben“, meinte Gina nüchtern. „Wann seht ihr euch wieder?“
Mia warf einen Blick auf die Armbanduhr und erschrak. Oh Gott, war es wirklich schon so spät? „In zwei Stunden.“
„Dann wird es Zeit, dass du dich zurecht machst. Du hast ja nicht mal die Haare gewaschen!“
Mia streifte die Schuhe ab und eilte ins Bad. „Kann ich dein schwarzes Kleid ausleihen, Gina?“
„Welches? Das mit den Glitzersteinen am Ausschnitt oder das mit dem Schlitz an der Seite?“
„Er will, dass ich sexy aussehe.“
„Dann das mit dem Schlitz – du hast die richtigen Beine dafür.“
Kurz vor sieben begutachtete Mia kritisch ihr Spiegelbild, dann nickte sie zufrieden: Niemand würde sie jetzt für eine brotlose Künstlerin halten. Was sie sah, war eine elegante und sehr attraktive junge Frau in einem eng anliegenden Abendkleid aus schwarzem Satin, das blonde Haar kunstvoll hochgesteckt, die schönen Schultern und der schlanke Hals durch lange glitzernde Ohrgehänge hervorgehoben.
„Sagenhaft!“, rief Gina begeistert. „Wenn Bryn dich sieht, verliebt er sich noch mehr in dich.“
Bryn Dwyer, dachte Mia zynisch, liebt niemanden außer sich selbst. Zeitungen und Magazine berichteten ständig von seiner jeweiligen neuesten Freundin, die, wie alle Vorgängerinnen, nach zwei Wochen seine Ex-Freundin wurde. Was durchaus nicht verwunderlich war – keine Frau würde es länger mit ihm aushalten.
Jemand klingelte. „Das ist er!“, hauchte Gina.
Mia holte tief Atem, dann öffnete sie die Tür. Ein Mann in Uniform stand vor ihr.
„Guten Abend, Miss Forrester. Mein Name ist Henry. Ich bin Mr. Dwyers Chauffeur und soll Sie abholen. Er lässt Ihnen ausrichten, dass er noch eine Verpflichtung hat und sich im Hotel, in dem die Veranstaltung stattfindet, mit Ihnen treffen wird.“
Gina war sprachlos, aber Mia ließ sich nicht beeindrucken. Wenn Bryn Dwyer sich einbildete, er könne ihr auf diese Art imponieren, dann irrte er sich. Wahrscheinlich will er den starken Mann markieren, dachte sie. Und was die angebliche Verpflichtung betraf, so konnte sie sich gut vorstellen, um was es sich handelte …
Sie nickte lächelnd und folgte dem Chauffeur zu der weißen Stretchlimousine, die vor dem Haus parkte.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Als sie über die Harbour Bridge in Richtung Innenstadt fuhren, bewunderte Mia wieder einmal den großartigen Blick, der sich ihr bot: Sydneys wunderschöner Hafen mit den vielen Jachten, die im Licht der untergehenden Sonne golden glänzten – die Wolkenkratzer, die sich wie schlanke Pfeiler vom Himmel abhoben – das Opernhaus mit dem berühmten Dach, das an prall gefüllte Segel erinnerte.
Kurz darauf hielt Henry in der Einfahrt eines exklusiven Hotels, vor dem sich ein Heer von Reportern tummelte. Der Portier kam ihnen entgegengeeilt und öffnete die Wagentür.
In einem von zahlreichen Theater-Workshops hatte Mia die Rolle einer Prinzessin gespielt, und das kam ihr nun zu Hilfe. Ohne das Blitzlichtgewitter zu beachten, stieg sie lächelnd aus der Limousine und schritt in königlicher Haltung über den roten Teppich in das strahlend erleuchtete Foyer.
Schwere Kristalllüster hingen von der Decke, und der Marmorboden glänzte wie ein Spiegel. Zu beiden Seiten der geschwungenen
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