JULIA EXTRA Band 0286
Bryn, sie ist bezaubernd.“
„Das finde ich auch“, bekräftigte seine Begleiterin. „Und wie geschickt sie mit den Medien umgeht!“
„Das höre ich gern.“ Bryn lächelte ihnen zu und setzte sich neben Mia. „Waren die Reporter sehr zudringlich?“
Beschämt erinnerte sie sich, wie eifrig sie die dumme Blondine gespielt hatte, weil sie davon ausging, dass man sich Bryn Dwyers Zukünftige so vorstellte. „Nein“, murmelte sie. „Sie waren alle sehr nett.“
„Umso besser.“ Er griff nach seinem Glas. „Die Veranstaltung dient einem Kinderhilfswerk, und da ist gute Presse besonders wichtig.“
„Kinder…“ Mia warf einen Blick auf das Podium am Ende des Saals. „Hilfswerk für krebskranke Kinder“ verkündete ein riesiges Spruchband mit Bryns Namen als Schirmherr. Sie spürte, wie sie rot wurde: Anscheinend war er mehr als nur ein Playboy.
„Was ist?“, fragte er. „Fühlst du dich nicht wohl?“
Sie runzelte die Stirn, als sie hörte, dass er sie duzte. Doch das ließ sich unter den Umständen wohl nicht vermeiden.
„Doch … Mir ist nur heiß.“
„Du hast recht, hier ist es wirklich etwas warm. Komm, wir gehen ein wenig an die frische Luft.“ Er erhob sich und zog ihren Stuhl zurück, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Nachsichtige Blicke folgten ihnen, als sie den Ballsaal verließen. Ein paar Blitzlichter flammten auf.
Als sie außer Hörweite waren, blieb er stehen. „Du verstehst, dass wir uns nicht länger siezen können. Im Allgemeinen ist das zwischen Verlobten nicht üblich.“
„Ja, das ist mir klar.“
„Gut. Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin, aber ich musste vorher noch etwas erledigen.“
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du deine Großtante besuchen gehst?“
Bryn reagierte angespannt und kniff die Augen zusammen. „Wer hat dir von meiner Großtante erzählt?“
„Jocey Myers.“
Er schwieg einen Moment, dann entgegnete er verstimmt: „Was denkt sie sich eigentlich? Meine Privatangelegenheiten gehen niemanden etwas an.“
„So? Mich auch nicht? Wie kann ich als deine Verlobte auch nur halbwegs überzeugen, wenn ich so gut wie nichts von dir weiß?“
„Was du wissen musst, habe ich dir gesagt, alles andere ist nebensächlich. Halte dich an meine Anweisungen, dann …“
„Deine Anweisungen? Was hast du mir schon groß mitgeteilt? Wie soll ich in der Öffentlichkeit die verliebte Braut spielen, wenn ich keine Ahnung habe, wer du wirklich bist und was in deinem Leben vorgeht?“
Er überlegte eine Weile. „Also gut. Aber was ich dir sage, bleibt unter uns, ist das klar?“
Sie nickte.
Bryn atmete tief ein – wo sollte er beginnen? „Als ich sieben war, kamen meine Eltern bei einem Unfall ums Leben. Ich erinnere mich kaum noch an sie. Meine Großtante Agnes hat mich aufgezogen. Das ist alles.“
„Aber …“
„Das ist alles!“ Seine Züge verhärteten sich. „Komm! Wir müssen zurück an unseren Tisch, wir sind nicht zum Vergnügen hier.“ Er wandte sich ab und ging voran.
„Warum sind wir dann hier?“, fragte sie, während sie versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
„Um einhunderttausend Dollar für die Krebsstation der Kinderklinik zusammenzubekommen.“
Mia starrte auf seinen Rücken. „Bryn!“
Er blieb stehen und drehte sich um.
„Was genau erwartest du von mir?“
Sein Blick glitt über ihren Mund, dann sah er ihr in die Augen. „Das habe ich dir heute Nachmittag erklärt. Du sollst so tun, als wärst du unsterblich in mich verliebt. Hast du auf der Schauspielschule nicht gelernt, wie man das macht?“
Sie hob das Kinn. „Doch. In einem Workshop für Fortgeschrittene mit dem Thema ‚Schwierige zwischenmenschliche Beziehungen‘.“
Bryn warf den Kopf zurück und lachte.
„Was ist daran so komisch?“
Er legte ihr den Arm um die Schulter. „Ich habe das Gefühl, dass ich deine Gaben unterschätzt habe.“
„Davon bin ich überzeugt.“
Sie blieben stehen und lächelten, als jemand ein Foto von ihnen aufnahm. Beim Weitergehen meinte Bryn: „Bis heute habe ich dich auch erst einmal in Aktion gesehen, gestern auf der Bühne. Und da warst du nicht sehr beeindruckend.“
„Für die Rolle fehlt es mir eben noch an Erfahrung. In ein paar Tagen wäre ich bestimmt …“
Er blieb stehen. „Soll das heißen, du warst noch nie richtig verliebt?“
„Ja … Ich meine nein. Hin und wieder dachte ich, ich wär’s, aber …“
„Warst du schon einmal verlobt?“
„Natürlich nicht“,
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