JULIA EXTRA Band 0286
Bett. Der sinnliche Duft von Bryns Körpers hing wie ein zarter Schleier im Raum. Sie fragte sich, ob es ihre letzte gemeinsame Nacht gewesen war …
Um nicht ständig an ihn und die bevorstehende Aussprache zu denken, fuhr sie in die Innenstadt und ging zum Friseur und danach in eine Boutique, wo ihr Shelley aus Tony Petrellis Café über den Weg lief.
„Mia! So eine Überraschung! Gerade habe ich an dich gedacht.“
„Wirklich?“
„Ja.“ Die frühere Kollegin musterte sie voller Unbehagen. „Wie geht es dir? Bist du noch immer so unsterblich in Mr. Wundervoll verliebt?“
„Warum fragst du?“
„Weil …“ Shelley sah sich um, dann zog sie Mia in eine Ecke, wo sie außer Hörweite waren. „Ich sage es dir nur sehr ungern, Mia, aber da ist etwas, das du … Ich meine, jemand muss es dir schließlich sagen.“
Mia erblasste. Was wusste Shelley? „Wovon redest du?“
Die junge Frau zögerte, dann holte sie tief Luft. „Von deiner Ehe mit Bryn Dwyer. Das Ganze ist nichts als Betrug.“
Mia nahm sich eisern zusammen. „Wie kommst du darauf?“, fragte sie ruhig.
Shelleys Stimme sank zu einem Flüstern. „Bryn war heute Morgen im Café, mit Roberta, deiner ehemaligen Agentin. Ich habe am Nebentisch bedient und alles mit angehört.“
Eine eisige Hand griff nach Mias Herz. „ Was hast du gehört, Shelley?“
„Dass er Theodore Frankston mehr oder weniger erpresst hat, deinen Vertrag zu kündigen. Und Roberta hat er überredet, nicht mehr für dich zu arbeiten, damit du kein neues Engagement bekommst und dir nichts anderes übrig bleibt, als ihn zu heiraten. Und weißt du auch, warum? Er wollte nicht, dass seine Großtante ihn enterbt. Sie war sehr reich und hatte im Testament bestimmt, dass er ihr Vermögen nur bekommt, wenn er vor ihrem Tod eine Frau heiratet, die ihr gefällt. Wenn nicht, dann sollte das Geld an den Fahrer gehen, der den Tod von Bryns Eltern verursacht hat. Anscheinend war Agnes Dwyer der Meinung, dass der Mann den Unfall nicht fahrlässig verursacht hat und Bryn ihm endlich vergeben sollte … Ich war wie vom Donner gerührt, als ich das hörte. Dass seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen und seine Großtante im Sterben lag, ist in der Öffentlichkeit ja nie bekannt geworden, das hat Mr. Dwyer streng geheim gehalten. Und natürlich auch, dass er sie beerben wollte.“
Kreidebleich starrte Mia ihrer ehemaligen Kollegin ins Gesicht; ihr war so übel, dass sie glaubte, sie würde sich im nächsten Moment übergeben.
Shelley betrachtete sie mitfühlend. „Es tut mir wirklich leid, Mia. Ich weiß, wie sehr du ihn liebst, aber er verdient es nicht. Es ging ihm nur darum, die Erbschaft nicht zu verlieren. Und jetzt, wo seine Großtante nicht mehr lebt, wird er die Scheidung beantragen, darauf kannst du dich verlassen. Jeder glaubte, dass er dich liebt, aber das war nur vorgetäuscht. Er hat deine Gutgläubigkeit niederträchtig ausgenutzt.“
Irgendwie gelang es Mia, die Sprache wiederzufinden. „Danke, dass du mir das alles erzählt hast, Shelley“, sagte sie mit brüchiger Stimme.
„Du bist mir doch nicht böse, oder?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Was willst du jetzt tun?“
Mia atmete tief durch, dann straffte sie die Schultern. „Das, was ich gelernt habe – Theater spielen.“
„ Theater spie… ?“ Verständnislos starrte Shelley sie an. „Was meinst du damit?“
„Das wirst du sehen, keine Bange. Wenn er glaubt, er kann so mir nichts, dir nichts meine Schauspielkarriere zerstören, dann hat er sich getäuscht.“
„Nicht nur deine Karriere – was ist mit deinen Gefühlen?“
Mia schwieg.
Shelley sah sie mitleidig an. „Ich hoffe, du kommst über ihn hinweg. Was er getan hat, ist unverzeihlich. Der Kerl hat kein Gewissen.“
„Ich weiß. Und dafür wird er jetzt bezahlen.“
„Was hast du vor?“
„Theater spielen, das habe ich dir doch gesagt.“ Sie lächelte grimmig, obwohl ihr Herz blutete. „Er hält mich für eine miserable Schauspielerin. Vielleicht hat er damit sogar recht – aber nur auf der Bühne, nicht im Leben. Ich werde ihm beweisen, dass ich ihn reingelegt habe und nicht umgekehrt.“
„Aber du liebst ihn doch …“
„Na und? Wozu habe ich Schauspielunterricht bekommen? Heute Abend ist mein großer Auftritt. Und wenn ich versage, dann suche ich mir einen anderen Job.“
„Als was?“
„Das ist mir egal – vielleicht arbeite ich wieder als Kellnerin.“
„Nie und nimmer! Du bist für die Bühne
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