JULIA EXTRA Band 0286
geboren.“
Sie machte sich auf den Weg zu Gina – es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihrer Freundin reinen Wein einzuschenken.
„Ich kann es nicht glauben!“, jammerte Gina, nachdem Mia ihr alles erzählt hatte. „Ich dachte, er liebt dich.“
„Bryn liebt nur sich selbst.“ Sie wischte sich die Augen.
„Bist du sicher? Was ist, wenn Shelley sich täuscht? Vielleicht hat sie bei dem Lärm im Café nicht alles richtig mitbekommen … Ich finde, du solltest dir erst anhören, was er zu sagen hat, bevor du ihn in Grund und Boden verdammst.“
„Das kann er heute Abend. Wir haben eine Verabredung im Restaurant; er will mit mir über unsere Zukunft reden. Was das bedeutet, kannst du dir denken.“
„Oh …“
„Aber die Gelegenheit wird er nicht bekommen. Ich werde von ihm die Scheidung verlangen, nicht umgekehrt.“
„Du musst es wissen … Wenn du wieder bei mir einziehen möchtest – dein Zimmer ist frei.“
„Danke, Gina, das ist lieb von dir. Dann gehe ich jetzt meine Koffer packen und bringe sie her.“
„Mia …“
„Und heute Abend sage ich Bryn, was ich von ihm halte.“
„Das hast du schon einmal versucht, erinnerst du dich? Und was dabei herauskam, wissen wir. Was ist, wenn du wieder den Kürzeren ziehst?“
„Diesmal nicht, glaub mir. Heute Abend spiele ich die Rolle meines Lebens.“
15. KAPITEL
Mia hatte gerade ihre Koffer gepackt, als das Telefon klingelte. Ellie war am Apparat, um mitzuteilen, dass sie nicht mehr in Brasilien war, sondern mit Freunden auf der griechischen Insel Santorini Ferien machte.
„Ich kann dir nicht genug danken, Mia“, sagte sie. „Ohne deine Hilfe säße ich immer noch im Gefängnis. Oder ich wäre inzwischen im Irrenhaus. Stell dir vor – mit dem Geld, das du geschickt hast, sind außer mir noch vierzehn Personen freigekommen. Du darfst stolz auf dich sein.“
„Das bin ich auch. Wofür hat man eine Schwester? Du würdest für mich das Gleiche tun.“
„Bestimmt. Aber jetzt erzähl … Wie geht es deinem hinreißenden Ehemann?“
„Danke, es geht ihm bestens.“ Mia hatte nicht die Absicht, Ellie den Urlaub zu verderben, sie würde noch früh genug von der Scheidung erfahren.
„Ach, ich freue mich ja so für dich! Du verdienst es, glücklich zu sein. Ich kann kaum erwarten, ihn kennenzulernen. In zwei Wochen komme ich nach Hause, dann erzählst du mir alles ganz ausführlich, okay? Danke für alles – auch, dass du den Mund gehalten hast.“
„Gern geschehen, Ellie. Ich freue mich schon auf dich. Und vergiss nicht: Keine weiteren Demos, bevor du hier bist, hörst du?“
„Einverstanden. Bis bald.“
Sie hatte kaum aufgelegt, als es erneut klingelte. Diesmal war es Roberta.
„Hallo, Mia. Ich habe einen Job, der Sie vielleicht interessiert.“
„Einen Job! Ich dachte, Sie kümmern sich nicht mehr um mich.“
„Eigentlich fällt der Auftrag nicht in mein Ressort. Es ist kein Theaterengagement, sondern eine Art permanenter Rolle. Ich glaube, sie würde Ihnen Spaß machen. Und da Sie im Moment frei sind …“
„Um was handelt es sich?“
„Um einen Posten im Kinderkrankenhaus, als Entertainerin. Sie müssten täglich ein paar Stunden mit den Patienten verbringen, Geschichten erzählen, Zaubertricks vormachen und dergleichen … Ich weiß, Sie mögen Kinder, deshalb habe ich an Sie gedacht. Die Bezahlung ist auch gut. Wenn Sie die Arbeit interessiert, können Sie morgen Nachmittag zum Vorsprechen gehen, im Gemeindesaal in der Boroniastraße. Das ist in der Nähe von …“
„Ich weiß, wo die Boroniastraße ist. Also gut, ich gehe hin, trotzdem verstehe ich nicht, warum Sie …“
Roberta fiel ihr ins Wort. „Wunderbar! Ich maile Ihnen gleich die Details. Viel Glück, ich drücke die Daumen.“
„Roberta …“
Aber die Agentin hatte bereits aufgelegt.
Ein paar Minuten später rief Bryn an. „Tut mir leid, Mia, aber ich kann dich nicht abholen. Henry kommt kurz vor halb acht und fährt dich ins Restaurant, dort treffen wir uns. Der Anwalt hat angerufen, er will mich heute Abend noch sehen. Es geht um den Nachlass meiner Großtante.“
„Wenn du so beschäftigt bist, warum essen wir dann nicht lieber hier?“, fragte sie. Was es zu besprechen gab, ließ sich zu Hause sowieso besser erledigen als in einem Restaurant.
„Das geht nicht, ich habe Marita frei gegeben – eins ihrer Kinder ist krank. Mach dir keine Sorgen, ich schaffe es schon. Hast du einen schönen Tag gehabt?“
„Ja“, log sie. „Ich war
Weitere Kostenlose Bücher