JULIA EXTRA Band 0286
deswegen schon mehr als einmal Vorwürfe gemacht.“
„Wirklich? Das höre ich gern. Aber das ist nicht das Einzige, was du dir vorzuwerfen hast, nicht wahr?“
Er schwieg einen Moment, dann sagte er: „Darüber wollte ich mit dir reden. Ich … habe etwas zu gestehen, das ich dir von Anfang an hätte sagen sollen. Aber wie konnte ich ahnen, dass ich mich … ich meine, dass sich alles so entwickeln würde?“ Er schwieg. „Andererseits hätte ich es mir denken können.“
Mia sagte kein Wort. Mit steifen Fingern umklammerte sie ihr Weinglas und wartete.
„Ich habe dir nie gesagt, auf welche Weise unsere Abmachung zustande kam.“ Er räusperte sich. „Vielleicht sollte ich das nachholen, bevor wir …“
Es war das Stichwort, auf das sie gewartet hatte. „Du meinst, dass du Theodore gezwungen hast, meinen Vertrag zu kündigen?“
Überrascht sah er auf. „Du weißt davon?“
„Ja, und auch von deinem Handel mit Roberta. Du wolltest, dass ich kein neues Engagement bekomme, damit ich auf dein Angebot eingehe. Nur … Mit deiner Einschaltquote hatte das alles nichts zu tun. Es ging um weit mehr – genauer gesagt, um das Vermögen deiner Großtante, nicht wahr, Bryn? Ich gebe zu, du hast es schlau eingefädelt. Und wenn ich die dumme Gans wäre, für die du mich gehalten hast, dann hätte ich dir wahrscheinlich auch geglaubt. Aber die bin ich nicht, Bryn.“
Sprachlos starrte er ihr ins Gesicht.
„Siehst du …“, fuhr sie schneidend fort, „… ich wusste von Anfang an, was wirklich dahinter steckt, und ich beschloss, dir eine Lektion zu erteilen. Ich wollte dir zeigen, dass ich eine weit bessere Schauspielerin bin, als du denkst. Und das habe ich bewiesen. Ich habe euch alle reingelegt. Nicht nur dich, alle … Deine Tante, deine Fans, die Presse …“
Seine Augen wurden schmal. „Wovon redest du?“
„Von uns.“ Sie lächelte triumphierend. „Ich liebe dich nicht, Bryn – und mein erster Mann warst du auch nicht. Na, was sagst du jetzt? War ich nicht überzeugend? Hast du mir geglaubt oder nicht? Du dachtest, du bist der Größte – und die ganze Zeit habe ich mich im Stillen halb totgelacht.“
Sein Gesicht war weiß vor Zorn. „Du … du verlogenes kleines Luder! Und ich hatte Gewissensbisse, weil ich dich ausnutze.“
Mia musterte ihn verächtlich. „Umgekehrt wird ein Schuh draus. Du hast mir geholfen, bekannt zu werden. Man bittet mich schon um Autogramme, kannst du dir das vorstellen? Super, oder? Und wem verdanke ich das? Dir allein. Das ist ein Grund zum Anstoßen, findest du nicht auch?“ Sie stand auf und hob ihr Glas. „Auf dich – und auf das Ende unserer sogenannten Ehe, an die ich mich mein Leben lang erinnern werde.“ Anmutig lehnte sie sich vor und schüttete ihm den Rotwein in den Schoß. Dann stellte sie das leere Glas auf den Tisch, drehte sich um und ging hocherhobenen Hauptes durch den Saal, ein Siegeslächeln auf den Lippen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und winkte Bryn zu, bevor sie das Restaurant verließ. Das Letzte, was sie sah, war, wie er aufsprang und ihr fassungslos nachstarrte. Die hellen Hosen waren dunkelrot, als hätte ihm jemand einen Dolch in den Unterleib gerammt.
Auf der Straße hielt sie ein vorbeifahrendes Taxi an und stieg ein. Der Fahrer musterte sie im Rückspiegel. „Kenne ich Sie nicht von irgendwoher? Richtig, Ihr Foto war heute in der Zeitung. Sie sind berühmt, nicht wahr?“
Mia lächelte schwach. „Ja, das bin ich. Aber soll ich Ihnen etwas sagen? So toll, wie ich mir das vorgestellt habe, ist es nicht.“ Daraufhin brach sie prompt in Tränen aus.
16. KAPITEL
„Du gehst vorsprechen? Das finde ich super“, rief Gina begeistert, während Mia letzte Hand an ihr Kostüm legte. „Ein neuer Job ist genau das, was du jetzt brauchst, damit du auf andere Gedanken kommst. Wie hast du ihn gefunden?“
Mia betrachtete die spitzen Silikon-Ohren – sie sah aus wie eine der Elfen in dem Film „Herr der Ringe “. „Roberta hat mich angerufen. Wahrscheinlich hat sie Gewissensbisse, weil sie mich gefeuert hat.“
Gina musterte die Aufmachung ihrer Freundin. „Was für eine Rolle ist es?“
„Eine Schmerzfee.“
„Eine was ?“
„Eine Schmerzfee – für kranke Kinder. Ich finde, es ist eine großartige Idee. Ich besuche sie im Krankenhaus, erzähle ihnen Geschichten und vertreibe ihnen die Zeit mit meinen magischen Künsten. Dafür habe ich den Zauberstab hier und die Dose Glitzerstaub. Schau.“ Sie gab Gina
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