JULIA EXTRA Band 0286
und wollte bei ihm sein, doch er stieß sie zurück.
Sie ging in ihr Schlafzimmer und packte die Koffer. Als sie fertig war, setzte sie sich auf den Bettrand und betrachtete die beiden Ringe an ihrem Finger. Der letzte Akt der Komödie hatte begonnen, und nun würde es nicht mehr lange dauern, bis der Schlussvorhang fiel. Bryn sagte, dass er sie nicht brauche – sein Vorschlag, die Beziehung weiterzuführen, war nur leeres Gerede gewesen.
Auf dem Flug nach Sydney wechselten Mia und Bryn kaum ein Wort. Er blickte die ganze Zeit aus dem Fenster, nicht einmal seinen Kaffee rührte er an. Nach der Landung fuhren sie sofort in die Klinik, und während der Autofahrt war der Ausdruck auf seinem Gesicht so abweisend, dass Mia es nicht wagte, ihn anzusprechen.
Als sie das Krankenzimmer betraten, lag Agnes reglos auf dem Bett. Ihr Atem ging so flach, dass man das Heben und Senken der Brust kaum wahrnahm. Mia setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand, während Bryn dem Arzt in dessen Büro folgte. Als er ins Krankenzimmer zurückkam, stand sie auf, um ihm den Platz zu überlassen. Sie trat hinter ihn und massierte ihm sanft die verspannten Schultern.
Er beugte sich über seine Großtante und sagte leise: „Wir sind da, Tante Aggie, Mia und ich sind bei dir.“
Während der nächsten Tage blieb Agnes Dwyers Zustand unverändert. Bryn verbrachte jede freie Stunde an ihrem Bett, und wenn es Zeit für ihn wurde, ins Studio zu gehen, nahm Mia seinen Platz ein. Während sie bei der alten Dame saß und ihr die Hand streichelte, lauschte sie Bryns Programm im Radio. Wie unbefangen er sich anhörte! Nichts ließ vermuten, welch schwere Zeit er durchmachte. Er spielte die üblichen Songs, unterhielt sich angeregt mit seinen Gästen im Studio oder berichtete von seiner Hochzeitsreise, als wäre sie das schönste Ereignis seines Lebens. Dabei ist alles nur vorgetäuscht, die Ehe ebenso wie die Gefühle, dachte Mia traurig. Aber, so sagte sie sich, mir gegenüber war er aufrichtig, von Anfang an hat er mich gewarnt, dass er unfähig ist, zu lieben.
Es war mehr, als die meisten Männer getan hätten, und dafür war sie ihm dankbar, auch wenn es ihr das Herz brach. Wenn sie nur mehr Zeit gehabt hätten! Vielleicht wäre es ihr gelungen, die Wunden in seiner Seele zu heilen und seine Angst vor der Liebe zu besiegen.
„Wie geht es ihr?“, fragte Bryn, als er am fünften Tag nach ihrer Rückkehr aus Noosa abends ins Krankenhaus kam.
„Nicht sehr gut.“ Mia erhob sich von Agnes Dwyers Bett. „Der Arzt war gerade hier. Er meint, dass es nicht mehr lange dauern wird.“
Sanft strich er ihr über das Haar. „Warum gehst du nicht nach Hause? Du siehst müde aus.“
„Ich bin okay. Ich … wollte sie nicht allein lassen.“
„Ich bleibe bei ihr, mach dir keine Sorgen. Ich gebe Henry Bescheid, dass er dich heimfährt.“
„Bitte lass mich hierbleiben.“ Ihre Augen schimmerten feucht.
„Wie du möchtest.“ Er schwieg, dann fuhr er fort: „Du liebst mich wirklich, nicht wahr?“
„Ja …“
Lange sah er sie an. Schließlich räusperte er sich. „Mia, es gibt etwas, das ich dir sagen wollte …“
Der Monitor über dem Bett der Kranken begann plötzlich laut zu piepsen. Sekunden später eilten ein Arzt und zwei Schwestern ins Zimmer, aber sie konnten nichts mehr tun. Agnes Gabriella Dwyer starb am selben Abend, kurz vor halb acht. Bryn und Mia waren bis zum Schluss an ihrer Seite.
Es wurde sehr spät, bevor sie endlich nach Hause fuhren. Nachdem Bryn den ersten Schmerz überwunden hatte, war er noch mit dem Pflegepersonal zusammen gewesen, um Anweisungen zu geben, was mit der persönlichen Habe seiner Großtante geschehen sollte. Mias Augen waren rot vom Weinen – sie hatte die alte Dame sehr gemocht.
Zu Hause angekommen, fuhr er den Wagen in die Garage und stellte den Motor ab. Eine Weile saßen sie stumm nebeneinander, dann sagte er: „Danke … Für alles, was du die letzten Tage getan hast.“
„Das war nicht viel …“
Er strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und berührte ihre Wange. „Mehr, als du ahnst. Ich weiß nicht, wie ich diese Woche ohne dich durchgestanden hätte.“
Mia streichelte seine Hand. „Es ist so traurig, dass sie nicht länger leben durfte.“
Bryn nickte. „Dass sie so friedlich dahingehen konnte, ist dein Verdienst.“
„Ich habe es sehr gern getan.“
Beide schwiegen. Dann strich er mit dem Daumen über ihren Mund. „Ich brauche dich jetzt.“ Seine Stimme war rau.
„Ich
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