JULIA EXTRA Band 0286
und her. „Damit kann ich deine Schmerzen vertreiben, aber nur, wenn du mir dabei hilfst. Du musst es ganz fest wollen, sonst funktioniert es nicht.“
„Kannst du meine Eltern herzaubern?“
Mia kam den Tränen bedenklich nahe. „Nein, Ellie, das kann ich leider nicht. Aber wenn du möchtest, besuche ich dich, so oft es geht. Ich lese dir Geschichten vor, oder wir schauen uns einen Film an. Und du kannst mir von deinen Eltern und deinem kleinen Bruder erzählen.“
„Wirklich?“
Sie lächelte und drückte Ellie liebevoll die Hand. „Ehrenwort. Du brauchst nur der Krankenschwester zu sagen, dass ich kommen soll.“
Die Kleine strahlte. „Jetzt geht es mir viel besser. Und meine Mummy fehlt mir nicht mehr so sehr.“
Mia stand auf und gab ihr einen Kuss. „Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Ellie? Ich bin viel älter als du, aber trotzdem vermisse ich meine Mummy, wenn sie nicht da ist. Du bist ein sehr tapferes kleines Mädchen.“
„Nicht wirklich. Gestern Abend habe ich ganz arg geweint.“
Ich auch, ging es Mia durch den Kopf; natürlich behielt sie das für sich. Sie verabschiedete sich von Ellie und folgte der Krankenschwester aus dem Zimmer. Der Gedanke, dass sie den Kindern als Schmerzfee ein wenig half, erfüllte sie mit tiefer Freude. Es war die schönste Rolle, die sie je gespielt hatte.
„Sie haben noch einen Patienten“, informierte sie die Schwester. „Weil es ihm nicht gut geht, liegt er in einem Einzelzimmer.“
„Was fehlt ihm denn?“
„Er hat Probleme mit dem Herzen, schon seitdem er klein war. Und je älter er wird, umso schlimmer scheint es zu werden.“ Sie blieb vor einer Tür stehen. „Da sind wir. Gehen Sie ruhig rein, er wartet auf Sie.“
Mia klopfte an und trat ein. Bryn saß auf dem Bettrand und sah ihr entgegen. Wie angewurzelt blieb sie stehen, dann wich sie einen Schritt zurück, doch er sprang auf und schloss die Tür hinter ihr. „Geh nicht, Mia. Ich muss mit dir reden.“
Sie versuchte, seine Hand abzuschütteln. „Lass mich los, du … du … Ich hätte mir denken können, dass du dahinter steckst und dass alles wieder nur eine Farce ist.“
„Sei mir nicht böse, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte, um dich zu sehen. Und das musste ich, damit ich dir sagen kann, wie sehr ich dich liebe. Außerdem ist der Job keine Farce. Du kannst ihn behalten, so lange du willst.“
Ihr Herz hämmerte wild. „Das … ist kein Witz?“
„Nein. Niemand nimmt ihn dir weg, das schwöre ich.“
Mit der Zungenspitze fuhr sie über die trockenen Lippen. „Ich meinte das … das mit dem Lieben …“
Bryn tat einen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme. „Ja, Mia, ich liebe dich. Am ersten Tag, als ich dich sah, habe ich mich in dich verliebt; ich war bloß zu dumm, um es zu erkennen. Oder ich wollte es nicht zugeben, was auch immer. Aber es ist die reine Wahrheit. Ich liebe dich, und ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Als ich gestern nach Hause fuhr, war ich außer mir vor Zorn, über all die Dinge, die du mir an den Kopf geschleudert hast. Als ich dann sah, was du getan hast, da verstand ich, was hinter deinem Ausbruch steckte.“
„Du meinst die Rosen und die Kette …“
Er schmunzelte. „Arme Tante Agnes. Wenn sie wüsste, was mit ihren kostbaren Perlen geschehen ist, würde sie sich im Grabe umdrehen.“
Mia blieb fast das Herz stehen. „ Die Perlenkette war von deiner Großtante ?“
„Ja. Sie hat sie dir in ihrem Testament vermacht. Sie ist ein kleines Vermögen wert – oder wird es wieder sein, sobald ich alle Perlen gefunden habe und neu aufziehen lasse.“
„Oh Gott, das tut mir ja so leid … Aber ich war so wütend auf dich. Ich dachte, die Kette sollte ein Abschiedsgeschenk sein.“
„Kannst du mir jemals verzeihen? Ich schäme mich mehr, als ich dir sagen kann. Ich war so darauf versessen, dich zu bekommen, dass ich gar nicht darüber nachdachte, wie weh ich dir getan habe.“ Reumütig drückte er sie an sich. „Das Vermögen meiner Großtante wollte ich nie; ich konnte nur nicht ertragen, dass es ausgerechnet der Mann bekommen sollte, der den Tod meiner Eltern verursacht hat. Aber Tante Agnes hatte recht – ich hätte ihm schon längst vergeben sollen. Der Gedanke, dass er durch eine Sekunde der Unachtsamkeit zwei Menschen getötet hat, wird ihn sein Leben lang verfolgen. Der arme Kerl ist genug bestraft.“
Mia lehnte den Kopf an seine Brust. „Wenn du das einsiehst und ihm vergibst, dann ist
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