JULIA EXTRA Band 0286
wahr?“
„Ja.“
Miguel rief den Leiter der Kampagne zu sich, der gerade aus dem kleinen Wohnwagen kam, der während des Shootings als Hauptquartier diente. „Stephan!“
„ Si, señor ?“
„Sagen Sie Miss Taylor, wie oft ich mit den Models für die Werbekampagnen flirte.“
Stephan musterte Amber eingehend. In seinen dunklen Augen spiegelte sich Überraschung. Ob aus Verwunderung, weil sie es gewagt hatte, seinem Arbeitgeber die Frage zu stellen oder wegen der Frage selbst, konnte Amber nicht einschätzen.
„Noch nie, Señor“, erwiderte er aufrichtig.
„Es spielt auch keine Rolle“, meinte sie und errötete. „Trotzdem halte ich ein Dinner für keine gute Idee.“
Miguel entließ seinen Angestellten mit einem Nicken, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte. Nun sah er fast wütend aus. „Ich finde, es ist eine sehr gute Idee, und du auch. Ich weiß nicht, wovor du Angst hast. Aber ich versichere dir, dazu besteht kein Grund.“
„Für eine Frau wie mich birgst du ein erhöhtes Risiko.“
Die Worte hätten ihn beleidigen müssen, doch das taten sie nicht. Stattdessen kehrte sein Lächeln zurück. „Ohne Risiko wäre das Leben sehr langweilig, findest du nicht auch?“
Er machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Anspielung abzustreiten. Sämtliche Klatschzeitungen bescheinigten ihm einen Hang zu kurzen Affären. „Vielleicht. Aber manche Risiken sind größer als andere.“
„Und manche bergen am Ende eine unvorstellbare Belohnung.“
„Du meinst, ein Dinner mit dir fällt in diese Kategorie?“
„Das garantiere ich.“
„Wie arrogant!“
„Nur selbstsicher.“
„Bei dir ist das dasselbe.“
Miguel lachte, und Amber gab auf. „Einverstanden, ich komme mit zum Dinner. Aber du bringst mich nicht ins Bett. Weder früh noch sonst wie.“
„Verstanden.“ Er lächelte. „Darf ich dich ins Hotel fahren?“
„Ich kann ein Taxi nehmen.“
„Nicht nötig. Mein Wagen steht dir zur Verfügung.“
„Na gut.“
„Wie enthusiastisch.“
Amber verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf zurück, damit sie ihm direkt in die Augen blicken konnte. „Ich könnte mir vorstellen, du erlebst jeden Tag genug unterwürfiges Verhalten.“
„Touché“, erwiderte er grinsend.
„Gib mir eine Sekunde zum Anziehen, dann bin ich fertig.“ Der Bikini bedeckte sie weniger als ihre normale Unterwäsche. Auf keinen Fall würde sie sich nur damit bekleidet ins Hotel fahren lassen.
„Kein Problem.“
Rasch schlüpfte sie in ein kurzes weißes Häkelkleid und zog flache silberne Sandalen an. Dann kämmte sie die schulterlangen Haare und trug ein wenig Gloss auf die Lippen auf.
Mit der Tasche unterm Arm ging sie zurück zu Miguel. Es faszinierte sie, wie eilig sie es damit hatte. Sie wollte in seiner Nähe sein. Denn dort empfand sie ein nahezu rauschhaftes Gefühl. Ihre Mutter hatte sie vor solchen Empfindungen gewarnt. Doch Amber hielt sich für immun vor dergleichen. Bisher hatte sie sich noch nie verliebt. Und so, wie ihre Mutter noch heute den Tod ihres Mannes betrauerte, sehnte sie sich auch überhaupt nicht nach diesen intensiven Emotionen.
Sie war glücklich. Zufrieden. Ihre Karriere füllte sie voll und ganz aus. Es gab einige gute Freunde, die sie manchmal traf.
Hin und wieder hatte sie Verabredungen. Ein Mann in ihrem Leben würde nur alles durcheinanderbringen. Vor allem ein Mann wie Miguel. Er würde erwarten, dass sie ihm zuliebe Zugeständnisse machte. Aber würde er auch welche für sie eingehen?
Waren solche Überlegungen nicht ein wenig voreilig? Nein, sagte sie sich, denn dieser Mann bedeutete Ärger. Warum nur beeilte sie sich dann so, zu ihm zurückzukommen?
Weil es stimmte, was er gesagt hatte: Manche Risiken waren es wert, sie einzugehen.
„Genießt du deine Zeit in Barcelona?“, fragte Miguel, während er den schwarzen Ferrari durch die Stadt lenkte.
„Ja. Bislang bin ich kaum außerhalb von Amerika gereist.“
„Es ist eine deiner ersten größeren Kampagnen, oder?“
„Du hast deine Hausaufgaben gemacht, während ich vor der Kamera posiert habe?“
„Nur zwei Anrufe.“
Das überraschte sie nicht im Geringsten. „Und was hast du herausgefunden?“
„Genug.“
„Was heißt das genau?“
„Ich muss die Frauen, mit denen ich mich verabrede, sorgfältig auswählen.“
„Willst du damit andeuten, du hast meinen Charakter überprüfen lassen?“
„Im Wesentlichen, ja.“
„Ich glaube nicht, dass ich jemals vor einem Date überprüft
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