JULIA EXTRA Band 0287
Butler zu klingeln, geleitete er Hester überraschenderweise selbst nach unten zur Tür.
Beschwingt spazierte sie durch die Straßen zum Haus ihrer Eltern, das in der hügeligen Landschaft am Stadtrand lag. Lachend winkte sie ihrem Stiefvater zu, der die Haustür aufriss, noch bevor Hester die Gartenpforte erreicht hatte.
Eilig bat er sie ins Haus und sah sie erwartungsvoll an. „Wie ist es gelaufen?“
„Ganz gut, glaube ich. Aber jetzt muss ich abwarten, ob ich die Konkurrenz ausstechen kann.“
„Natürlich stichst du sie aus! Moira musste noch kurz etwas für das Mittagessen besorgen. Aber sobald sie zurück ist, setzen wir uns zusammen in den Garten.“
Fröhlich gab Hester ihm einen Kuss auf die Wange und eilte dann die Feuertreppe zu der Garagenwohnung hinauf, die Robert Marshall nach ihren Wünschen ausgebaut und eingerichtet hatte. Hesters Beruf brachte die Notwendigkeit mit sich, bei den jeweiligen Familien einzuziehen, für die sie arbeitete. Und nachdem ihr Elternhaus verkauft worden war, war Hester Robert umso dankbarer, dass er ihr eine kleine Privatwohnung zur Verfügung stellte.
Sie ließ ihren Blick über den abschüssigen, wunderschön gepflegten Garten schweifen, während sie in ein paar Shorts und ein Neckholderoberteil schlüpfte. Ob sie zu einem weiteren Vorstellungsgespräch eingeladen werden würde? Sie hoffte es jedenfalls mit jeder Faser ihres Körpers, vor allem nachdem sie Connah Carey Jones zum zweiten Mal in ihrem Leben begegnet war.
Als Moira mit ihren Einkäufen zurückkam und hörte, wer der potenzielle Arbeitgeber ihrer Tochter war, wirkte sie sehr überrascht.
„Ich hatte mir insgeheim schon gedacht, dass er es sein könnte“, sagte Hester und strahlte triumphierend. Schließlich wusste ihre Mutter auch, was für einen Eindruck der ominöse Mr. Jones auf ihre Tochter gemacht hatte. „Aber ich habe nichts gesagt, weil es so unwahrscheinlich erschien. Und jetzt hatte ich doch recht!“
„Unfassbar. Wie hast du reagiert, als er ins Zimmer kam?“
„Zum Glück sah ich kurz vorher ein Foto von ihm und einem kleinen Mädchen auf seinem Schreibtisch stehen. Deshalb war ich schon vorgewarnt.“
Moira schüttelte fasziniert den Kopf. „Wusste er noch, wer du bist?“
„Natürlich nicht. Ich habe mich seit damals doch sehr verändert. Außerdem hast du viel mehr mit ihm zu tun gehabt als ich. Sie sind ja viel länger geblieben als geplant, und ich musste zurück aufs College. Seine Begleiterin habe ich noch nicht einmal mit eigenen Augen gesehen.“
„Stimmt, und er hatte so große Bedenken, weil sie zu krank war, um weiterzureisen. Ich ließ sie ein paar Tage bei uns wohnen, bis es ihr besser ging.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Mr. Jones war ausgesprochen dankbar dafür. Er hat mir nach seiner Abreise einen riesigen Blumenstrauß geschickt.“
„Nachdem dein Geheimnis nun gelüftet ist“, bemerkte Robert interessiert, „willst du den Job annehmen, Hester?“
Sie nickte eifrig. „Auf jeden Fall. Aber offenbar gefällt seiner Tochter die Vorstellung nicht, ein Kindermädchen zu bekommen. Wenn ich also eingestellt werde, dann als Haushälterin für den Sommer.“
„Das ist doch kein Problem für dich, Liebling“, sagte Moira voller Überzeugung. „Du hast mehr Erfahrung in Haushaltsdingen als die meisten Mädchen in deinem Alter.“
Hester erhielt früher als erwartet die ersehnte Antwort, denn schon am späten Nachmittag meldete sich John Austin bei ihr. Wenige Minuten später rannte sie überglücklich in den Garten hinaus.
„Die erste Hürde ist genommen! Ich habe morgen ein zweites Vorstellungsgespräch.“
Am nächsten Tag war Hester noch nervöser als am Tag zuvor.
Sei nicht albern, ermahnte sie sich selbst. Es wäre nicht das Ende der Welt, wenn ich die Stelle nicht bekomme.
Andererseits konnte sie es gar nicht erwarten, für den geheimnisvollen Mr. Jones zu arbeiten, für den sie schon als Teenager geschwärmt hatte. Und als Bonus gab es schließlich noch ein gutes Gehalt für sechs Wochen, die sie ohnehin zu überbrücken hatte. Eigentlich wollte sie Ferien in Südfrankreich machen, aber daraus war leider in letzter Sekunde nichts geworden.
Der Butler öffnete ihr die Tür und lächelte sie freundlich an. „Guten Morgen, Miss Ward. Ich führe Sie nach oben.“
Dieses Mal wartete Connah Carey Jones bereits im Arbeitszimmer auf sie.
„Danke, dass Sie so kurzfristig wieder hierherkommen konnten“, begrüßte er sie
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