JULIA EXTRA Band 0287
und bot ihr einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an. „Um gleich auf den Punkt zu kommen, Ihre Empfehlungsschreiben sind ausnahmslos einwandfrei. Und ich habe festgestellt, dass Sie sogar hier in der Nähe leben.“
„Ja, allerdings gehört das Haus meinem Stiefvater.“
Seine Augen wurden schmal. „Fühlen Sie sich dort nicht willkommen?“
Abwehrend schüttelte sie den Kopf. „Ganz im Gegenteil, Robert ist wirklich ein Schatz.“
Als sein Telefon klingelte, nahm er es in die Hand und verließ ohne ein Wort der Entschuldigung den Raum. Hesters Anspannung wuchs ins Unermessliche, während sie auf ihn wartete. Es sah so aus, als wäre ihr der Posten sicher. Aber zuerst musste sie ihm sagen, dass sie sich bereits einmal begegnet waren.
Damals machte er sich so viele Sorgen um seine Begleiterin, dass er keine Augen für einen pausbäckigen Teenager mit blondem Lockenkopf gehabt hatte. Heute war Hester zehn Jahre älter, hatte einige Pfunde verloren und konnte – schon allein ihres Berufs wegen – geschickt mit Make-up und Stylingprodukten umgehen.
Kurze Zeit später kam Connah Carey Jones wieder herein und setzte sich an seinen Schreibtisch. „John hat Ihre Referenzen überprüft, Miss Ward, und auch eine Sicherheitsprüfung in Bezug auf Ihre Vita vorgenommen.“
„Bevor Sie weitersprechen“, unterbrach sie ihn, „muss ich Ihnen noch gestehen, dass wir uns früher schon einmal begegnet sind.“
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, nickte langsam und betrachtete sie aufmerksam. „Mir war so, als hätten wir uns schon einmal gesehen. Ich konnte Sie nur nicht einordnen.“
„Bis ich Sie gestern sah, wusste ich es auch nicht“, erklärte sie eilig. „Ich habe in der Presse zwar von Ihnen gelesen, aber nie ein Foto von Ihnen gesehen.“
„Ich halte mich gern dem Rampenlicht fern“, bemerkte er knapp. „Und ich bin auch nicht oft auf Veranstaltungen. Wo haben wir uns also kennengelernt, Miss Ward?“
„Sie haben eines Nachts an die Tür unserer Pension geklopft und nach einem Zimmer gefragt.“
Er war wie erstarrt. „Das war Ihr Zuhause?“
„Ja. Eigentlich hatten wir geschlossen, aber es schneite sehr stark. Meine Mutter hat es nicht übers Herz gebracht, Sie abzuweisen.“
„Dem Himmel sei Dank. Ich habe die Großherzigkeit Ihrer Mutter niemals vergessen.“ Er runzelte die Stirn. „Aber an Sie kann ich mich leider nicht mehr erinnern.“
„Ich habe das Essen auf die Zimmer gebracht.“
„Der Teenager mit den wilden Haaren?“ Sein Lächeln überraschte sie. „Sie sehen heute ganz anders aus.“
„Zehn Jahre sind eine lange Zeit“, entgegnete sie trocken.
„Allerdings.“ Dann schwieg er für einen Moment. „Gut, kommen wir zur Sache, Miss Ward. Sie und Ihre Mutter waren mir eine große Hilfe, und ich bin froh, dass ich mich wenigstens etwas revanchieren kann. Wenn Sie den Job wollen, gehört er Ihnen.“
Hester strahlte. „Danke sehr. Ich verspreche, ich werde gut auf Ihre Tochter aufpassen.“
„Schön. Und da wir gerade von Lowri sprechen, Sie sollten einige Dinge über sie wissen.“ Er sah auf seine Uhr. „Bleiben Sie doch zum Mittagessen, dann kläre ich Sie auf.“
Das Essen wurde auf einer von Wein bewachsenen Terrasse serviert, von der aus man einen herrlichen Blick in den weitläufigen hinteren Garten des Hauses hatte.
„Darf ich Ihnen Wein einschenken?“, fragte Connah.
„Gern, danke. Ich bin zu Fuß hier, mein Auto ist gerade in der Werkstatt.“
„Sie werden es nicht brauchen, solange Sie hier sind“, informierte er sie, während er ihr Glas füllte. „Sam Cooper wird Sie überallhin fahren, wohin Sie auch möchten. Seine offizielle Berufsbezeichnung ist zwar Butler, aber er ist viel mehr als das. Über die Sommerferien ist seine erste Priorität die Sicherheit meiner Tochter.“
Überrascht sah Hester ihn an. „Haben Sie Angst vor einer möglichen Entführung?“
„Angst ist nicht der richtige Ausdruck. Sagen wir, ich habe diese Möglichkeit permanent im Hinterkopf.“
„Weiß Lowri davon?“
„Nein.“ Seine Miene wurde grimmig. „Und wenn ich es verhindern kann, wird sie auch nie davon erfahren.“
„Aber wie gehen Sie damit um, wenn sie in der Schule ist?“
„Ich habe ein Internat ausgewählt, das für seine extrem hohen Sicherheitsmaßnahmen bekannt ist.“
„Und davor hatte sie immer ein Kindermädchen an ihrer Seite?“
Er nickte. „Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, danach hat meine Mutter Lowri zusammen mit einem
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