JULIA EXTRA Band 0287
erwachsen in mancherlei Hinsicht und trotzdem ein anhängliches kleines Mädchen. Bisher habe ich nur mit Kindern unter fünf Jahren gearbeitet, da ist es eine willkommene Abwechslung, sich mit Lowri zu beschäftigen. Allerdings habe ich den Eindruck, sie hält mich insgeheim doch für eine Art Nanny.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Hast du etwas in dieser Richtung gesagt?“
„Sie sprach von Mary Poppins. Aber sollte sie mich einmal direkt darauf ansprechen, will ich sie auf keinen Fall belügen.“
„Das wird sie bestimmt nicht tun. Alice, ihr vorheriges Kindermädchen, wurde nie in die Mahlzeiten mit einbezogen. Vielleicht ist Lowri das irgendwie aufgefallen.“ Er machte eine nachdenkliche Pause. „Danke noch einmal für das Essen. Ich erwarte aber nicht von dir, dass du regelmäßig für uns alle kochst.“
„Damit habe ich kein Problem. Ich koche gern. Und Lowri hilft mir gern in der Küche, das ist eine gute Beschäftigung für sie.“
„Das ist großartig, Hester, vielen Dank.“ Interessiert legte er den Kopf etwas zur Seite. „Hast du noch etwas auf dem Herzen?“
„Zum einen die Kleiderfrage. Sie wünscht sich Jeans, Tops, Turnschuhe und einen – ich muss dich warnen – Minirock wie Chloes.“
Er lachte. „Dann kauf ihr einen. Sie wird bestimmt hinreißend aussehen.“ Seine Miene wurde wieder ernst, und er musterte Hester anerkennend. „Deinem Geschmack nach zu urteilen, ist sie in den besten Händen.“
Sein Kompliment brachte sie zum Strahlen. „Danke schön. Die Liste ist ziemlich lang. Lowri ist praktisch aus all ihren Sachen herausgewachsen, inklusive ihrer Schuluniform.“
Connah stand auf und ging zu einem Sekretär hinüber. „Die werde ich über die Schule bestellen. Und für den Rest stocke ich euer Spesenbudget auf.“ Er kam mit einem dicken Bündel Geldscheine zurück. „Für Einkäufe in der Stadt benutzt du am besten Bargeld, Hester.“
„Wie du willst, die Quittungen gebe ich dir dann einmal wöchentlich“, schlug sie vor. „Ich wollte dich noch um einen Gefallen bitten. Würdest du erlauben, dass ich Lowri an einem Tag mal mit zu meiner Mutter nach Hause nehme? Als ich davon sprach, reagierte sie begeistert.“
Einen Sekundenbruchteil lang befürchtete sie, er würde schlicht ablehnen. Doch dann grinste er leicht. „Ich muss dir wie ein Unmensch vorkommen, weil ich mein Kind vor der Außenwelt abschirme.“
„Du wirst deine Gründe dafür haben.“
„Stimmt. Aber Lowri würde es bei dir zu Hause bestimmt gefallen. Ich kann mich noch gut an deine Mutter erinnern.“ Sein Blick wurde sanft. „Macht es ihr nichts aus, sich um eine Zehnjährige zu kümmern?“
„Sie würde sich sehr freuen. Genau wie Robert, mein Stiefvater. Du kannst ihn auch von Sam überprüfen lassen, wenn du möchtest. Die beiden haben sich heute Morgen schon kurz kennengelernt.“
„Ich habe schon Erkundigungen über deine ganze Familie eingeholt, nachdem du dem Sicherheitscheck zugestimmt hast.“
„Dann ist es ja gut. Ich werde noch kurz nach Lowri sehen, dann gehe ich ins Bett“, verabschiedete sich Hester. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht, schlaf schön. Und falls du mich in den nächsten Tagen sprechen musst, Sam weiß, wie er mich erreichen kann.“
In ihrem Zimmer rief Hester umgehend ihre Mutter an, um von ihrem ersten Arbeitstag zu berichten und ihr Lowris Besuch anzukündigen. Moira war außer sich vor Freude, denn sie liebte Kinder über alles.
„Zuerst müssen wir ausgiebig einkaufen gehen, Ma“, beschwichtigte Hester sie lachend. „Lowri braucht etwas Neues zum Anziehen, und ich muss dringend einige Dinge aus dem Supermarkt besorgen.“
„Dann kommt Mittwoch vorbei, ich werde backen!“
„Das habe ich Lowri auch schon versprochen.“
Am nächsten Morgen wachte Hester früh auf und schlich sich hinunter in die Küche, um sich einen Kaffee zu holen. Dort traf sie völlig unvorbereitet auf Connah, und sein umwerfender Anblick machte sie für einen Moment sprachlos.
„Guten Morgen, Hester“, sagte er rau. „Du bist aber früh auf.“
Schnell riss sie sich zusammen. „Guten Morgen. Babys und Kleinkinder schlafen ja morgens nie lange, da habe ich mir im Laufe der Zeit ihren Schlafrhythmus angewöhnt.“
Er sah sie direkt an, und Hester wurde heiß. „Um ehrlich zu sein, bin ich froh, dich noch erwischt zu haben. Gestern Abend hatte ich das Gefühl, dir war es nicht so recht, dass deine Familie überprüft wurde. Ich wollte mich entschuldigen und dir
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