JULIA EXTRA Band 0287
nicht über eine reine Vernunftehe. Ich möchte dir in jeder Hinsicht ein guter Ehemann sein.“
„Falls ich dem zustimme“, räumte sie ein. „Ich glaube, du hast dir diese Sache nicht gut genug überlegt, Connah. Man muss nicht gleich bis zum Äußersten gehen. Es gibt auch noch eine andere Lösung.“
Er ließ seine Hände fallen. „Und die wäre?“
Entschlossen verschränkte Hester ihre Arme vor der Brust. „Wir könnten unsere Beziehung auf ein Arbeitsverhältnis beschränken.“
„Und das würdest du einer echten Heirat vorziehen?“, fragte er mit erstickter Stimme und fuhr sich mit beiden Händen aufgebracht durch die Haare. Doch dann schien er sich wieder zu beruhigen und schenkte Hester eines seiner seltenen strahlenden Lächeln. „Ich weiß, wie wir es machen, Hester. Wir verbringen den Rest des Urlaubs wie eine Familie miteinander. Wenn am Ende des Sommers deine Antwort immer noch Nein lautet, belassen wir es bei einem Arbeitsverhältnis. Ich würde es mir nicht wünschen, aber das ist besser, als dich ganz zu verlieren – für Lowri und auch für mich. Du bist jede Mühe wert, Hester“, fügte er kaum hörbar hinzu.
Und Hester fragte sich, warum sie den Heiratsantrag von ihrem Traummann nicht annehmen konnte. Dabei war die Antwort klar: Er hatte ihn aus den falschen Gründen gemacht.
Connah hielt an seinem Plan, Hester von der Richtigkeit dieser Familienkonstellation zu überzeugen, fest. Lowri verbrachte viel Zeit mit Andrea, und so hatten Connah und Hester tatsächlich mehr Gelegenheit, einander näherzukommen. Allerdings behandelte er sie mit dem größten Respekt, und in Hester baute sich allmählich eine frustrierte Spannung auf, da Connah jeden körperlichen Annäherungsversuch vermied. Dabei hätte sie nicht unbedingt etwas dagegen gehabt …
Eines Tages waren sie auf dem Castello zum Essen eingeladen, und Hester ließ sich von dem Hausherren herumführen.
„Da dieses Familienanwesen der eigentliche Grund war, weshalb meine Frau mich geheiratet hat, gibt sie einen großen Teil ihres Geldes für seine Instandhaltung aus“, erklärte Luigi unbekümmert.
„Ich kann mir kaum vorstellen, dass es der einzige Grund war“, sagte Hester und strahlte ihren gut aussehenden Gastgeber an.
Sein Gesichtsausdruck wurde zynisch. „Damals vielleicht nicht, aber es ist der einzige Grund, der unsere gemeinsame Zeit überlebt hat“, erläuterte er theatralisch. „Wirst du Connah irgendwann heiraten?“, wollte er plötzlich wissen. „Er benimmt sich in Bezug auf dich ja ausgesprochen eifersüchtig. Ich bin erstaunt, dass er uns hier allein herumspazieren lässt.“
„Ich lasse mir von niemandem etwas verbieten“, erwiderte sie ruhig.
„Vergib mir. Ich kann mich wohl doch nicht so gut in deiner Sprache ausdrücken.“
Hester musste lachen. „O doch, das kannst du schon.“
In den folgenden Tagen unternahmen sie zahlreiche Tagesreisen zu den alten Türmen von San Gimignano und nach Siena oder Florenz. Auf der anderen Seite entwickelte sich die Zeit in Italien zu einem Geduldsspiel zwischen Connah und Hester, das Connah um jeden Preis gewinnen wollte.
Am Tag vor ihrer Abreise lud Andrea Lowri zu einem Abschiedsessen auf das Castello ein. Connah brachte seine Tochter nach dem Frühstück hinüber, während Hester damit beschäftigt war, die Sachen für sich und das Mädchen zu packen.
Anschließend setzte sie sich mit einem Buch in den Garten, doch zum Lesen kam sie nicht. Zu sehr beschäftigten sie die Gedanken daran, wie das Leben zu Hause weitergehen sollte.
„Was machst du für ein düsteres Gesicht?“ Connah stand neben ihrem Stuhl und sah besorgt auf sie hinunter.
„Ach, nichts. Ich werde mal in die Küche gehen und das Mittagessen zubereiten“, sagte sie lahm und stand auf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging sie an ihm vorbei ins Haus.
Dabei biss sie sich auf die Unterlippe und überlegte fieberhaft, was sie nun tun sollte. Vielleicht war dies sogar das letzte Mittagessen, das sie zusammen einnehmen würden. Wer wusste das schon? Lustlos kochte sie Spaghetti mit einer leichten Soße und brachte dann zwei Teller hinaus auf die Terrasse. Connah hatte sich inzwischen geduscht und umgezogen.
„Das riecht ja köstlich“, sagte er, als sie ihm einen Teller hinstellte.
„Danke. Wie ging es Lowri, als du sie ins Castello gebracht hast?“
„Sie veranstalten dort wohl so eine Art Schatzsuche und haben von Guido zahlreiche Hinweise in zwei Sprachen erhalten. Ein
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