JULIA EXTRA Band 0287
vorstellen. Hast du denn niemanden, der ihn im Auge behält?“
„Natürlich, er hat einen Lehrer. Aber der arme Kerl war gerade kurz ins Haus gegangen, und als er zurückkam, war Andrea schon weg. Der Junge ist wütend fortgelaufen, weil ich ihm gerade gesagt habe, dass ich geschäftlich für ein bis zwei Tage nach Rom fahren muss. Er soll im Castello bleiben, solange ich unterwegs bin.“
„Hat er denn jemanden zum Spielen?“, erkundigte sich Hester.
„Außer den Angestellten ist da nur Guido, sein Lehrer. Aber ich bin ja auch schnell wieder da. Er kann besser hierbleiben, als die anstrengende Fahrt hin und zurück über sich ergehen zu lassen.“
Connah nickte abwesend und sah dabei zu, wie der Junge eine Hand in den Swimmingpool hielt und dabei konzentriert Lowri zuhörte, die ihm etwas erzählte. „Mittlerweile scheinen sie sich gut zu verstehen“, bemerkte er.
Beide Kinder kamen auf die Terrasse zugerannt.
„Daddy, kann Andrea mit uns mittagessen?“, rief Lowri schon von Weitem. „Ich habe ihm gesagt, dass Flavia Ravioli macht, und die mag er besonders gern.“
„Wir würden uns freuen, Andrea, wenn du bleibst. Du natürlich auch, Luigi.“
„Leider Gottes habe ich keine Zeit, ich muss bald los.“ Er wechselte ein paar schnelle Worte mit seinem Sohn auf Italienisch, und Andrea nickte eifrig.
„Keine Sorge, wir geben gut auf ihn acht, Luigi“, beruhigte Connah seinen Gast.
„Daran habe ich keinen Zweifel. Ich habe ihm nur gesagt, er soll sich benehmen und keinen Aufstand machen, wenn Guido ihn nachher abholt.“ Luigi beugte sich zum Abschied tief über Hesters Hand. „Es war mir wieder eine ausgesprochene Ehre. Mein Sohn hat dich heute hoffentlich nicht allzu sehr erschreckt.“
„Gar nicht.“ Sie lächelte den Jungen an, der das Lächeln mit blitzenden Augen erwiderte. „Wir freuen uns, dass du uns besuchst, Andrea.“
„Grazie, signora.“
Lowri lehnte ihren Kopf an Hesters Schulter und beobachtete, wie Vater und Sohn sich voneinander verabschiedeten. Sie umarmten und küssten sich, dann wandte Luigi sich Lowri zu. „Vielen Dank, dass du Andrea eingeladen hast, Lowri. Das war sehr lieb von dir.“
„Kein Problem“, erwiderte sie stolz. „Er kann sich nach dem Essen einen Film mit mir ansehen, wenn er will.“
Wenige Minuten später schickte Hester die Kinder ins Haus, damit sie Flavia bei den Vorbereitungen für das Mittagessen halfen. Die Italienerin war ganz offensichtlich bestürzt, dass der Sohn von Il Conte in Dienstbotentätigkeiten involviert werden sollte, aber Lowri überging diese Einwände mit der Unschuld einer bürgerlichen Engländerin.
„Tut dem Jungen ganz gut“, bemerkte Connah voller Belustigung. „Solange die Schlacht da drinnen tobt, lass uns doch durch den Garten spazieren, Hester. Dann kannst du mich in die Geheimnisse weiblichen Verhaltens einweihen.“
Sie lachte hell. „Sprichst du von Lowri?“
„Natürlich. Zuerst weicht sie dem Jungen aus und starrt ihn nur finster an, und dann will sie plötzlich, dass er zum Essen bleibt.“
„Die italienischen Männer können eben sehr charmant sein“, verriet Hester unbekümmert.
Connah warf seine Hände in die Höhe. „Dieser hier ist erst elf, um Himmels willen!“
„Trotzdem hat er den Charme mit der Muttermilch aufgesogen. Und zudem sieht er ausgesprochen gut aus.“
„Warum war Lowri dann am Anfang so feindselig?“
„Andrea ist in ihr Revier eingedrungen. Nachdem sie klargestellt hat, wer hier der Chef ist, konnte sie nachgeben. Außerdem tut er ihr leid, weil er einen so einsamen Eindruck macht.“
„Einen Vorteil hat das Ganze ja. So hängt Lowri nicht die ganze Zeit an dir. Und wenn dieser Lehrer von Andrea auftaucht, kann er auch für eine Weile beide Kinder beaufsichtigen.“
Beleidigt sah sie ihn an. „Auf keinen Fall. Ich allein bin für Lowri verantwortlich.“
„Wenn man vom Teufel spricht“, murmelte Connah und winkte einem jungen Mann zu, der gerade zwischen den Bäumen an der Grundstücksgrenze erschien.
„Signore, signora.“ Er verbeugte sich zur Begrüßung. „Ich bin Guido Berni. Il Conte sagte mir, ich solle Andreas Badehose vorbeibringen.“
„Exzellent“, bemerkte Connah. „Haben Sie Ihre eigene auch mitgebracht?“
„ Sí, signore. Il Conte wünscht, dass ich bleibe, damit Andrea Ihnen nicht so viel Mühe macht. Wenn Sie erlauben?“
„Wir würden uns freuen“, versicherte Connah ihm. „Da kommen die beiden Kinder schon.“
Andrea war alles
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