JULIA EXTRA Band 0287
schon immer so ergangen. Wie jemand, den sie hasste, sie gleichzeitig so nervös und unsicher machen konnte, war ihr ein Rätsel.
„Verlass meinen Salon, oder ich rufe die Polizei.“
Langsam stand er auf, stellte sich vor sie. Audrey wich einen Schritt zurück, spürte die Wand am Rücken.
„Komm mir nicht zu nahe!“, warnte sie und ärgerte sich über den verzweifelten Unterton.
Er machte einen Schritt nach vorn und blickte ihr tief in die Augen. „Wovor hast du Angst, Audrey? Dass ich dich küssen könnte? Vor vielen Jahren hast du mich angefleht, es zu tun …“
Audrey wurde tiefrot bei der Erinnerung an jenen demütigenden Moment. „Das wirst du nicht wagen …“
„O doch.“ Er griff nach einer ihrer Locken, wickelte sie sich um den Zeigefinger und zog Audrey sanft zu sich.
Audrey schluckte, als ihre Brüste seine breite Brust berührten. Sie schämte sich, dass ihr verräterischer Körper so heftig reagierte. Ihre Brüste spannten, und unter dem dünnen Spitzen-BH richteten sich ihre Knospen auf. Eine süße Schwäche erfüllte ihren ganzen Körper.
„Hast du … nicht etwas vergessen?“, fragte sie etwas atemlos. „Ich bin verlobt.“
„Dann lös die Verlobung wieder.“
„Bestimmt nicht!“
„Er hat eine Affäre“, informierte er sie kühl.
„Das glaube ich dir nicht“, gab sie zurück, aber die nagenden Zweifel der letzten Tage kehrten zurück.
„Ich zeige dir gern ein paar Fotos. Ihr Name ist Serena Wiltshire. Groß und schlank, blond, üppiger Busen. Dazu ein Lächeln, dem kein Mann widerstehen kann.“
Übelkeit durchflutete Audrey. Wie konnte Myles ihr so etwas antun? Nächsten Monat wollten sie heiraten. Er liebe sie, hatte er gesagt. Und er war der Erste, der ihr je so etwas gesagt hatte. Den Himmel auf Erden hatte er ihr versprochen, die Ehe, Kinder und ein Haus am Meer.
Sicherheit.
Und sie liebte ihn …
Natürlich liebe ich ihn.
„Also, Audrey?“ Jaspers warmer Atem strich über ihre Lippen. „Hast du Lust, für einen Monat meine Frau zu sein?“
„Ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen!“
„Ich weiß nicht … Wäre es nicht viel schlimmer, wenn ich dir deinen Salon wegnehme?“
„Das wirst du nicht …“
Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen und brachte sie damit zum Schweigen. „Wart’s ab, Sweetheart“, sagte er überlegen.
Audrey unterdrückte die aufsteigende Panik. Eine Mieterhöhung würde sie nicht verkraften. Für die Renovierung des Salons hatte sie ihren Kreditrahmen voll ausgeschöpft. Mehr war nicht drin.
„Wenn du es dir genau überlegst, Audrey, ist dies doch die perfekte Gelegenheit, dich an deinem untreuen Verlobten zu rächen“, fuhr er fort und ließ die Hand sinken. „Sag Lederman, dass du dich in mich verliebt hast. Er wird sich schwarzärgern, dass du mich ihm vorgezogen hast.“
„Kein Mensch wird glauben, dass ich mich in dich verliebt habe!“, rief sie aufgebracht, und ihre Lippen vibrierten immer noch von seiner Berührung. „Alle werden denken, dass ich dich wegen deines Geldes heirate.“
„Dann müssen wir beide noch ein bisschen schauspielern üben. Du bist nämlich auch nicht gerade meine Traumfrau. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, du wärst die letzte Frau auf Erden und so weiter und so fort, aber du stehst ziemlich weit unten auf meiner Wunschliste.“
„Sehr charmant. Vielen Dank!“ Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu.
Jasper lachte und trat zurück. Der tiefe, volle Klang seiner Stimme sandte einen Schauer über ihren Rücken.
Sie beobachtete ihn, wie er zu ihrem Schreibtisch schlenderte und nach dem Foto seines Vaters griff, das sie kurz vor dessen Tod aufgenommen hatte. Er starrte eine ganze Weile darauf, ehe er es zurückstellte. Als er sich ihr wieder zuwandte, war sein Gesicht ausdruckslos.
„In ein paar Tagen rufe ich dich an“, sagte er. „Bis dahin tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“
Audrey lachte spöttisch. „Großartig, das lässt mir ja freie Hand. Du würdest doch fast alles tun, um zu bekommen, was du willst.“
Er blies ihr einen Handkuss zu. „Ich liebe dich auch, Audrey.“
Als sich die Tür hinter ihm schloss, sank sie auf ihren Stuhl. Seit sie Jasper Caulfield kannte, war sie in seiner Gegenwart immer auf der Hut gewesen. Nie hatte sie sich sicher gefühlt.
Sie konnte ihn unmöglich heiraten.
Nicht einmal im Traum würde sie daran denken.
Auf keinen Fall.
Nicht einmal für eine Minute.
Sie würde es nicht wagen …
2.
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