JULIA EXTRA Band 0287
KAPITEL
„Gehen wir noch essen, Myles?“ Audrey hielt das Telefon ans Ohr, während sie im Badezimmer ihrer kleinen Innenstadtwohnung ihr Make-up überprüfte.
„Ich … heute Abend wird es ein wenig schwierig, Liebling“, sagte er. „Ich muss mich mit einem neuen Kunden treffen. Eine kurzfristige Verabredung, die ich wirklich nicht absagen kann. Tut mir leid.“
Audrey sah im Spiegel deutlich die Enttäuschung in ihren grünblauen Augen. Es war in dieser Woche schon das dritte Mal in Folge, dass Myles sie vertröstete.
„Schon in Ordnung.“ Sie gab sich alle Mühe, nicht entmutigt zu klingen. „Ich habe sowieso Papierkram abzuarbeiten.“
„Tut mir echt leid, Audrey. Ich rufe dich morgen an. Vielleicht klappt es ja dann.“
„Fein. Hoffentlich hast du Erfolg mit deinem neuen Kunden.“
„Ja … ja, bestimmt.“ Rasch verabschiedete er sich.
Audrey hatte das Telefon noch nicht aus der Hand gelegt, da klingelte es schon wieder. Die Nummer kannte sie nicht.
„Audrey Addington“, meldete sie sich.
„Dann redest du also doch noch mit mir“, ertönte eine vertraute tiefe Stimme.
Sie umklammerte den Apparat. „Verschwinde aus meiner Leitung!“
„Gehst du mit mir essen?“, fragte er unbeeindruckt.
„Soll das ein Witz sein?“
„Ich kenne ein hervorragendes italienisches Restaurant mit Blick auf die Schiffe“, fuhr er fort. „Richtig schick. Man trifft dort alle möglichen Leute.“
„Ich habe zu tun“, erwiderte sie knapp.
„Nein“, widersprach er. „Du würdest heute Abend einsam in deiner Wohnung hocken, weil dir dein Verlobter fehlt, der diese Woche schon zum dritten Mal eure Verabredung hat platzen lassen, stimmt’s?“
Audrey schnappte nach Luft. „Woher weißt du das? Hast du mein Telefon angezapft?“
Sein Lachen verursachte ein Prickeln auf ihrer Haut. „Hör zu, Sweetheart. Ich brauche dich, und du brauchst mich. Lass uns essen gehen, und wenn wir dabei zufällig deinen Verlobten mit einer anderen erwischen, kannst du ihm gleich ins Gesicht sagen, dass du ihn nicht heiraten wirst.“
„Myles ist zu einem Geschäftsessen aus. Als viel beschäftigter Häusermakler mit einer Menge vermögender Klienten gehört es zu seinem Job, mit ihnen essen zu gehen.“
„Dann brauchst du ja nichts zu befürchten, wenn du mit mir im selben Restaurant auftauchst“, hob er hervor. „Myles wird nichts dabei finden, dass du mit deinem Stiefbruder essen gehst.“
„Du bist nicht mein Stiefbruder!“, rief sie hitzig. „Zumindest nicht mehr.“
„Übrigens, wie geht es deiner Mutter? Wie weit ist sie inzwischen … bei Ehemann Nummer vier oder Nummer fünf?“
Nummer sechs … lag es Audrey auf der Zunge, aber das würde alles nur noch schlimmer machen. Sie hatte ihre Mutter seit Monaten nicht gesehen, aber das würde sie ihm wohl kaum auf die Nase binden. „Du bist unmöglich!“, zischte sie stattdessen.
„In zwanzig Minuten hole ich dich ab.“
„Untersteh dich.“
„Fordere mich nicht heraus, Sweetheart.“ Er lachte leise. „Du weißt, dass ich dann erst recht nicht lockerlasse.“
„Ich gehe nicht mit dir aus! Auf keinen Fall!“
Doch Jasper hatte schon aufgelegt. Audrey war drauf und dran, das Telefon an die Wand zu schmettern, riss sich aber im letzten Moment zusammen, schnappte sich ihre Autoschlüssel und stürmte zur Tür.
Das beliebte, am Hafen gelegene Restaurant war gut besucht, und obwohl alle Tische besetzt waren, sah sie Myles sofort. Er saß weiter hinten mit einer vollbusigen Blondine zusammen, die ihn mit ihren Blicken verschlang. Myles hielt ihre Hände und grinste, als hätte er im Lotto gewonnen. Noch während Audrey an der Tür stand und ihn beobachtete, beugte er sich vor und gab der Blonden einen Kuss auf den purpurrot geschminkten Schmollmund.
Audrey war so schockiert, dass sie nicht gleich bemerkte, wie jemand hinter ihr hereinkam. Doch dann spürte sie einen kraftvollen, warmen Körper, drehte sich um und blickte hoch … direkt in Jaspers dunkle, tiefgründige Augen.
„Hey, Kleines“, sagte er sanft und griff nach ihrer Hand. „Bringen wir’s hinter uns. Ich habe einen Tisch nicht weit von seinem reservieren lassen.“
Obwohl sie am liebsten hinausgerannt wäre, folgte Audrey ihm mit weichen Knien. Gleich darauf standen sie an Myles’ Tisch.
„Audrey …“, stotterte Myles, und sein Gesicht lief rot an. „Was … machst du denn hier?“
„Ich … ich …“
Jasper drückte ihr aufmunternd die Hand.
„Myles … ich bin
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