JULIA EXTRA Band 0287
Nein?“
„Na ja, ich habe nicht wirklich Nein gesagt“, gab Jordan zu. „Aber ich habe auch nicht Ja gesagt. Ich habe ihm erklärt, dass ich Zeit zum Nachdenken brauche und dass ich ihm meine Antwort geben würde, wenn er aus den Staaten zurückkommt.“
„Aber warum ? Ich dachte, du wärst verrückt nach dem Mann. Oder zumindest so verrückt, wie eine Frau wie du sein kann.“
„Was soll das denn heißen?“
„Oh … du weißt schon. Du bist unheimlich intelligent, Jordan, und sehr unabhängig. Du wirst niemals so wie ich wegen eines Mannes den Verstand verlieren.“
Jordan seufzte. Kerry hatte recht. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frau, die wegen eines Mannes alles andere stehen und liegen ließ.
Doch einmal hatte sie es getan. Und sie hatte ihn nie vergessen.
„Was ist los mit dir?“, bohrte Kerry weiter nach. „Es kann nicht am Sex liegen. Du hast mir gesagt, dass Chad gut im Bett ist.“
„Das ist er auch. Ja, wirklich“, fügte sie hinzu, wie um sich selbst zu überzeugen, dass es in dieser Hinsicht nichts zu beanstanden gab.
Sie wäre auch tatsächlich nie auf die Idee gekommen, dass etwas fehlte, wenn sie nicht vor vielen Jahren mit Gino zusammen gewesen wäre. Chad kannte alle möglichen Spielereien im Bett, aber er schaffte es einfach nicht, dass sie das fühlte, was Gino damals in ihr ausgelöst hatte.
Kein Mann konnte das, vermutete Jordan düster.
„Was verschweigst du mir?“, fragte Kerry sanft.
Jordan seufzte resigniert. Das war das Problem mit Geständnissen. Hatte man einmal damit angefangen … Kerry würde nicht eher ruhen, bis sie die ganze Wahrheit erfahren hatte, und nichts als die Wahrheit.
Oder zumindest eine glaubhafte Version.
„Es gab da mal diesen Mann“, begann sie zaghaft. „Ein Italiener. Oh, es ist Jahre her, während meines ersten Semesters an der Uni. Wir haben ein paar Monate zusammengelebt.“
„Und?“
„Nun, nach ihm … hatte es jeder andere Mann schwer.“
„Ich verstehe. Du warst offensichtlich wahnsinnig in ihn verliebt?“
„Ja.“
„Und was du für Chad empfindest, reicht nicht an das heran?“
„Nein.“ Weder was sie für Chad fühlte noch für irgendeinen anderen Mann.
„War dieser Italiener dein erster Freund?“
„Ja, das war er.“ Der erste und bei Weitem der beste.
„Damit hätten wir auch schon die Erklärung“, sagte Kerry mit einiger Befriedigung.
„Erklärung für was?“
„Eine Frau wird ihre erste Liebe nie ganz vergessen. Nicht, wenn der Mann gut im Bett war, wovon ich bei diesem Italiener ausgehe?“
„Er war einfach fantastisch.“
„Ach, weißt du, Jordan, wahrscheinlich war er gar nicht so toll, wie du glaubst. Die Erinnerung spielt uns oft einen Streich. Noch Jahre nach meiner Scheidung hielt ich mich für eine Närrin, weil ich meinen Mann verlassen hatte. Doch dann bin ich ihm eines Abends bei einer Party begegnet und habe festgestellt, dass er ein echter Widerling ist und ich ohne ihn besser dran bin. Ich wette, dein Italiener hat dich sitzen lassen, oder?“
„Nicht wirklich. Ich kam eines Tages von der Uni nach Hause und fand eine Nachricht von ihm, dass sein Vater schwer krank sei. Er schrieb, dass es ihm leidtue, aber er müsse zurück zu seiner Familie und wünsche mir alles Gute für die Zukunft.“
„Er hat nicht versprochen, zu schreiben oder Kontakt zu halten?“
„Nein. Und er hat mir auch keine Adresse hinterlassen. Bis dahin war mir gar nicht klar gewesen, wie wenig ich über ihn wusste. Er hatte nie von seiner Familie gesprochen. Später vermutete ich, dass er wahrscheinlich nur ein befristetes Arbeitsvisum hatte und nie ganz in Australien bleiben wollte.“
„Das ist ein weiterer Grund, warum du ihn so schwer vergessen kannst“, entgegnete Kerry. „Die Sache mit ihm ist für dich nicht abgeschlossen. Schade, dass er nach Italien zurückmusste, sonst hättest du ihn im Telefonbuch suchen und dich selbst davon überzeugen können, dass er gar nicht so toll ist, wie du glaubst. Wahrscheinlich hat er mittlerweile einen Bierbauch und eine Glatze.“
„Es ist zehn Jahre her, Kerry, und keine dreißig. Außerdem kriegen Italiener selten eine Glatze“, wandte Jordan ein. „Und einen Bierbauch? Das würde Gino nie zulassen. Er war unheimlich sportlich. Tagsüber hat er auf einer Baustelle gearbeitet, und abends ging er mehrfach die Woche ins Fitnessstudio. Er war derjenige, der mich zum Laufen animiert hat.“ Jordan joggte fast jeden Morgen, und sie arbeitete auch manchmal
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