JULIA EXTRA Band 0287
mit Gewichten.
„Als was hat er auf der Baustelle gearbeitet?“, fragte Kerry.
„Als einfacher Bauarbeiter.“
„Ein Bauarbeiter?“, wiederholte Kerry ungläubig. „Du ziehst einen Bauarbeiter Chad Stedley vor?“
„Gino war sehr intelligent“, verteidigte Jordan ihn, „und ein verdammt guter Koch.“
„Egal“, antwortete Kerry. „Heirate Chad, und du kannst jeden Abend essen gehen. Oder dir deinen eigenen Koch leisten. Schau mal, mir ist ziemlich egal, ob dieser Gino Einstein und Casanova in einer Person war! Du musst nach vorne blicken. Willst du etwa zulassen, dass eine alte Flamme deine Zukunft ruiniert? Wenn du meinen Rat hören willst – sobald Chad dich anruft, sagst du ihm, dass deine Antwort Ja lautet, und Ja, und noch mal Ja!“
Jordan holte tief Luft. „Ich wünschte, es wäre so einfach.“
„Es ist so einfach.“
Tatsächlich?
Jordan erkannte den Funken Wahrheit in Kerrys Worten. Egal, was sie für Gino empfinden mochte – er gehörte der Vergangenheit an. Wenn man die Dinge rational betrachtete, dann war es mehr als töricht, sich durch die Erinnerung an ihn die Beziehung zu Chad zerstören zu lassen.
Und Jordan mochte ihre Fehler haben – aber dumm war sie ganz bestimmt nicht!
„Ja, du hast recht“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich sollte nicht töricht sein. Bei unserem nächsten Telefonat tue ich genau das, was du mir geraten hast“, verkündete sie und fühlte sich sogleich besser.
Kerry verdrehte die Augen. „Gott sei Dank, endlich kommt die Frau zur Vernunft! Sieh mal, der allgemeine Aufbruch hat begonnen. Was hältst du davon, wenn wir zur Feier des Tages in einer schicken Bar einen Cocktail trinken gehen? Ich habe noch keine Lust, nach Hause zu fahren.“
„Ich bin nicht richtig angezogen, um in eine schicke Bar zu gehen“, wandte Jordan ein. Ganz im Gegensatz zu Kerry, deren rotes Wickelkleid in einem Nachtklub genauso gut aussehen würde wie im Büro.
„Das kannst du laut sagen“, stimmte Kerry trocken zu, während sie ihren Blick über Jordans dunklen Nadelstreifenanzug wandern ließ. „Das nächste Mal, wenn wir einkaufen gehen, werde ich nicht mehr auf deine Ausreden à la ‚Ich bin Anwältin und muss mich konservativ kleiden‘ hören. Aber kein Problem. Wenn du die Haare offen trägst und die obersten Knöpfe deiner Bluse öffnest, dann wird es schon gehen. Wenn wir da sind, verschwinden wir kurz auf die Damentoilette und stylen dich um.“
„Wenn wir wo sind?“
„Was hältst du von der Rendezvous Bar? Die ist nicht mehr ganz so schick, seitdem man sie neu möbliert hat.“
Jordan kräuselte die Lippen. „Das soll ein ziemlicher Aufreißerschuppen geworden sein.“
Kerry lächelte verschmitzt. „Eben.“
Jordan hob eine Augenbraue. „Du bist unverbesserlich, weißt du das?“
„Nein, eher verzweifelt.“
„Ach, komm schon“, erwiderte Jordan. „Eine Frau, die so hübsch ist wie du, wird niemals verzweifelt sein.“
Kerry strahlte. „Ich bin wirklich unheimlich gern mit dir zusammen, Jordan. Du tust mir einfach gut. Sollen wir morgen shoppen gehen?“
„Tut mir leid, keine Zeit. Ich muss arbeiten.“
„Am Samstag?“
„Wahrscheinlich das ganze Wochenende.“ Sie hatte ihr Schlussplädoyer im Johnson-Fall noch nicht fertig – zumindest nicht zu ihrer Zufriedenheit.
Kerry wedelte mit einem Finger vor ihrem Gesicht. „Nur Arbeit und kein Vergnügen, pass auf, dass du dich nicht zu einer langweiligen Spießerin entwickelst.“
„Aus dem Grund habe ich ja zugestimmt, noch auf einen Drink mitzukommen“, entgegnete Jordan und hakte ihre Freundin unter. „Also hör auf, mich zu kritisieren, damit wir endlich gehen können!“
2. KAPITEL
Gino unterbrach die Verbindung und legte das Handy auf dem Bett ab. Er konnte kaum fassen, was Cliff Hanson ihm gerade mitgeteilt hatte.
Offensichtlich hatte Jordan das Bürogebäude um zehn nach sechs verlassen und war mit einer Freundin zur Wynard Station gegangen. Der Mann, der sie verfolgte, nahm an, dass sie mit dem Zug nach Hause fahren wollte, doch stattdessen bogen die beiden Frauen zum Regency Hotel ab, wo sie sich augenblicklich in der größeren der beiden Bars aufhielten und einen Drink zu sich nahmen.
Das Unfassbare daran war, dass Gino selbst im Regency übernachtete.
Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte das Schicksal es so eingerichtet, dass Jordans Weg den seinen hätte kreuzen können.
Diesmal war er sich der Tatsache jedoch bewusst, weshalb er Hanson angewiesen hatte,
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