JULIA EXTRA Band 0287
gesprungen war.
Resigniert warf sie den Toast in den Mülleimer und holte einen zweiten Becher aus dem Schrank.
Das Klopfen an ihrer Wohnungstür klang laut und bestimmt.
Jordan band den Gürtel ihres Morgenmantels etwas fester und ging dann zur Tür hinüber.
Als sie die Hand auf die Klinke legte, zog sich ihr Magen zusammen. Was wollte er jetzt von ihr?
Sie atmete mehrmals tief ein, setzte eine eisige Maske auf und öffnete die Tür.
Er sah fantastisch aus. Doch das war schon immer so gewesen – besonders wenn er eine enge schwarze Jeans und eine Lederjacke so wie jetzt trug. Dann drehte sich jede Frau nach ihm um.
Aber sie war nicht länger ein dummes, naives Mädchen, erinnerte sie sich. Sie war eine erwachsene Frau, eine Frau mit Verstand.
Zeit, ihn zu benutzen.
„Was willst du, Gino?“, fragte sie scharf. „Ich dachte, ich hätte mich in meiner Nachricht klar ausgedrückt.“
Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht schweifen. „Du hast geweint“, stellte er besorgt fest. „Warum?“
„Frauen weinen oft“, fauchte sie. „Aus allen möglichen Gründen.“
„Als wir noch zusammenlebten, hast du nie geweint.“
„Damals war ich glücklich.“
„Und jetzt bist du es nicht?“
Die Tür zu einer Nachbarwohnung öffnete sich, woraufhin Jordan zusammenzuckte.
„Du kommst besser rein“, sagte sie rasch, denn sie wollte nicht, dass die Nachbarn ihre Unterhaltung mit anhörten.
Gino ließ sich das nicht zweimal sagen. In seiner bekannt selbstbewussten Art drängte er sich an ihr vorbei und betrat ihr Apartment.
Jordan kämpfte gegen das Gefühl von Unheil an, das sie zu überwältigen drohte, während sie ihm in ihr Wohnzimmer folgte.
Gino war von der Größe ihrer Wohnung beeindruckt, aber die Einrichtung erstaunte ihn. Sie war so nüchtern! Abgesehen von den glänzenden Holzfußböden war alles, und zwar absolut alles, in Schwarz und Weiß gehalten – angefangen bei den Möbeln, den Teppichen und den Kissen auf dem Ledersofa. Nirgendwo auch nur ein Tupfen Farbe, keine Fotos oder Bilder an den weißen Wänden, keine Deko-Artikel, nichts.
Die Wohnung wirkte seelenlos und kalt.
Lag das daran, dass Jordan sich dieser Tage so fühlte? War sie deshalb unglücklich?
Gino war fest entschlossen, die Antwort darauf herauszufinden. Und er würde ihr die Wahrheit sagen.
„Möchtest du einen Kaffee?“, fragte sie höflich und steif. „Ich wollte gerade einen kochen, als du geklingelt hast.“
Er drehte sich zu ihr um und sah, dass sie Abstand wahrte. Sie hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, was sehr verletzlich wirkte und ihm ein schlechtes Gewissen bereitete. Dass sie offensichtlich geweint hatte, verstärkte seine Schuldgefühle noch.
Er war schuld an ihrem jetzigen Zustand. Er hatte ihr Angst gemacht, hatte dafür gesorgt, dass sie traurig war.
„Ja, bitte“, antwortete er. „Ich trinke ihn …“
„Schwarz und stark, mit drei Stück Zucker“, unterbrach sie ihn.
Sein Herz zog sich zusammen. „Du erinnerst dich.“
Plötzlich schimmerten ihre Augen feucht. „Wie könnte ich das vergessen? Du hast ja praktisch von dem Zeug gelebt.“
„Ich bin Italiener. Wir lieben Kaffee.“
„Erinnere mich nicht daran.“
Gino runzelte die Stirn. „Woran soll ich dich nicht erinnern? Dass ich Kaffee liebe?“
„Dass du Italiener bist!“, rief sie und verschwand in der Küche, die vom Wohnzimmer aus einzusehen war. Gino schlenderte zu der Frühstücksbar hinüber und schüttelte unwillkürlich den Kopf, als er sah, dass die komplette Küche strahlend weiß war.
„Und was soll das bedeuten?“, fragte sie scharf, ohne sich nach ihm umzudrehen.
„Was meinst du?“
„Die Art und Weise, wie du den Kopf schüttelst. Du spiegelst dich in der Glasvitrine.“
„Ich habe mich gewundert, warum du diese Obsession in Sachen Weiß hast.“
Jordan wirbelte herum. Keine gute Idee, wenn man dabei zwei volle Becher Kaffee in der Hand hielt, doch sie hatte Glück und verschüttete nichts.
„Weiß ist eine äußerst praktische Farbe. Es passt zu allem.“
„Solange es schwarz ist?“
„Chad hat meine Wohnung geliebt.“
„Das sagt eine Menge über den Mann aus“, schoss Gino zurück, ehe er plötzlich etwas bemerkte. „Du sagtest gerade, er hat sie geliebt, nicht er liebt sie. Würdest du mir erklären, was das zu bedeuten hat?“
Jordan unterdrückte ein Stöhnen. Wie typisch für ihn, dass ihm dieser kleine Ausrutscher nicht entging. Sie hatte nicht vorgehabt, Gino von
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