JULIA EXTRA Band 0287
Chad zu erzählen. Nicht solange er nicht versuchte, sie erneut zu erpressen. Doch jetzt war die Katze aus dem Sack, und es hatte keinen Zweck mehr, es leugnen zu wollen.
Sie war ohnehin nie eine gute Lügnerin gewesen.
„Ich habe Chad heute Morgen angerufen, um die Verlobung zu lösen“, gestand sie mit bewundernswerter Ruhe. „Er ist mir zuvorgekommen.“
„ Er hat die Verlobung gelöst?“
„Ja. Er hat festgestellt, dass er doch lieber eine amerikanische Frau haben will. Ihr Name ist Caroline. Ich schätze, er hat die vergangene Nacht mit ihr verbracht.“
„Und deshalb hast du geweint?“
„Was glaubst du denn?“
„Ich finde, du bist es nicht wert, jemanden zu heiraten, der dich nicht liebt.“
Sie warf Gino einen vorwurfsvollen Blick zu, während sie mit dem Kaffee in der Hand die Küche verließ. „Da spricht doch der wahre Experte.“ Sie stellte die Becher auf dem Wohnzimmertisch ab und kehrte in die Küche zurück, um eine Packung Schokokekse zu holen.
„Wenn du meine Verlobte wärst“, sagte Gino, „dann würde ich keine andere Frau anschauen, und schon gar nicht mit ihr schlafen.“
Seine Worte lösten eine unheimliche Wut in Jordan aus. „Nun, es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass das jemals passiert, nicht wahr? Du hattest vor zehn Jahren die Chance, mich zu heiraten, Gino, und du hast es nicht getan. Nein, du hast mich verlassen und keinen Gedanken mehr an mich verschwendet, bis du mir zufälligerweise wieder über den Weg gelaufen bist.“
„Das stimmt nicht“, widersprach er heftig. „Es ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht hätte. Was glaubst du denn, weshalb ich nie geheiratet habe? Ich sag es dir. Wenn ich dich nicht zur Frau haben konnte, dann wollte ich auch keine andere. Das ist die bittere Wahrheit. Und was die Tatsache anbelangt, dass ich nicht zurückgekommen bin – ich bin zehn Jahre fortgeblieben, weil ich wusste, dass ich dir nicht das bieten kann, was du verdienst. Und du täuschst dich, wenn du glaubst, dass wir uns vergangenen Freitag zufällig begegnet sind.“
Jordan starrte ihn fassungslos an. In ihrem Kopf drehte sich alles. Aber sie konnte erkennen, dass seine Augen regelrecht vor Funken sprühten und er die Hände zu Fäusten geballt hatte.
„In all der Zeit habe ich es immer vermieden, geschäftlich nach Sydney zu kommen – wenn nötig, habe ich die Reisen an jemand anders delegiert. Ich wusste, dass ich es nicht ertragen würde, dir nahe zu sein. Doch jetzt waren zehn Jahre vergangen. Ich habe mich eine Weile mit dieser Frau getroffen, und meine Familie machte Druck, dass ich sie heiraten soll. Ich wurde älter, und es schien hoffnungslos romantisch, einer alten Affäre nachzutrauern und keine eigenen Kinder zu bekommen. Mir war klar, dass ich Claudia nicht liebte, aber italienische Ehen basieren häufig nicht auf Liebe, sondern auf Zuneigung und Vernunft. Ich habe mich davon zu überzeugen versucht, dass es schon funktionieren würde.“
Jordan war erstaunt, wie sehr seine Gedanken und Gefühle den ihren glichen. Diese Reise nach Italien hatte sie beinahe umgebracht – die Vorstellung, dass er ganz in ihrer Nähe und doch außer Reichweite war.
Seine Augen flehten um Verständnis. „Ich wusste, dass ich es nicht tun konnte, ohne vorher eine letzte Reise nach Sydney zu unternehmen. Um zu sehen, welche Wirkung die Stadt auf mich haben würde. Dass ich mich um eine heruntergekommene Baustelle kümmern musste, die mein Vater kurz vor seinem Tod hier gekauft hatte, war der perfekte Vorwand. Doch sobald ich in Mascot landete, überrollten mich die Erinnerungen, und ich wusste, dass ich nicht eher zurückkehren würde, als bis ich zumindest herausgefunden hatte, was mit dir geschehen war. Ich dachte, du seist bestimmt schon verheiratet – eine schöne Frau wie du. Deshalb war ich mehr als erstaunt, als der Privatdetektiv mir mitteilte, du seist Anwältin und immer noch Single. Als er mir dann auch noch sagte, wo du arbeitest, konnte ich es nicht fassen. Mein Gott, ich war genau an diesem Nachmittag dort gewesen!“
„Diese Beinahe-Begegnung hat mich fast verrückt gemacht. Da wusste ich, dass ich dich sehen musste. Also ließ ich dich verfolgen, als du an jenem Abend dein Büro verlassen hast. So kam ich in die Bar. Es war kein Zufall, Jordan. Ich habe alles geplant.“
Jordan wusste nicht, was sie denken sollte. Oder fühlen. Er musste ihr die Wahrheit gesagt haben, und dennoch …
„Warum hast du mir all das nicht
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