JULIA EXTRA Band 0287
zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Chad, Darling, es ist für dich.“
Chad, Darling, kam endlich an den Apparat.
„Hallo“, meldete er sich.
„Chad, ich bin’s, Jordan.“
„Jordan …“
„Ja, deine Verlobte“, versetzte sie. „Erinnerst du dich?“
„Ah.“
„Was soll das heißen?“
„Ich wollte dich anrufen“, antwortete er mit der schuldbeladensten Stimme, die sie je gehört hatte – und in ihrer Karriere als Anwältin hatte sie davon schon einige gehört.
„Wer war diese Frau?“, fauchte sie.
„Das war Caroline.“
„Und soll mir das etwas sagen?“
„Ich war einmal mit ihr verlobt. Ehe ich nach Australien kam. Wir … wir hatten diesen Streit, weißt du, und ich dachte … Nun ja, ich dachte, sie liebt mich nicht mehr …“
„Aber das tut sie noch?“
„Ja.“
„Und du liebst sie auch noch?“
„Ja, das tue ich. Es tut mir leid, Jordan.“
Jordan wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Pass auf“, fuhr Chad fort, „selbst bevor Caroline und ich wieder zusammengekommen sind, hatte ich bereits das Gefühl, dass mein Heiratsantrag nicht richtig war. Ich meine, Männer wie ich … im Grunde genommen wollen wir eine Frau, die ihre Rolle hauptsächlich als Ehefrau und Mutter sieht. Du bist eine großartige Frau, Jordan, und ich habe unsere gemeinsame Zeit wirklich genossen, aber die Wahrheit ist die, dass du nicht das bist, was ich mir unter einer Ehefrau vorstelle.“
Nicht das, was er sich unter einer Ehefrau vorstellte.
„Du willst eine amerikanische Frau?“, fragte sie hohl.
„Ja, wenn ich ehrlich bin, dann ja. Ich will eine amerikanische Frau.“
So wie Gino eine italienische Frau wollte.
„Es tut mir leid, Jordan“, fügte er hinzu.
Jordan wollte seine Entschuldigungen nicht hören. Sie wollte nichts weiter mit ihm zu tun haben. Nie mehr.
„Was den Ring anbelangt …“, fuhr er fort.
„Was ist damit?“
„Ich … ähm … würde es dir etwas ausmachen, ihn per internationalen Kurier so schnell wie möglich zu mir zu schicken? Caroline und ich feiern nächstes Wochenende eine Verlobungsparty.“
Jordan blinzelte, dann schüttelte sie den Kopf. Wie kam es, dass das Verhalten von Männern sie immer wieder überraschte? „Klar, kein Problem. Es ist das Erste, was ich morgen früh tun werde.“
„Du bist wütend auf mich.“
Mein Gott, wie hellsichtig von ihm!
„Nein, genau genommen, bin ich das nicht, Chad. Ich bin vielmehr erleichtert.“
„Erleichtert?“
„Ja. Falls ich heirate, dann nur einen Mann, der mich wirklich liebt. Mach’s gut, Chad.“
Sie legte auf, ehe er ein weiteres Wort sagen konnte. Dann sank sie auf den nächstbesten Stuhl und weinte bitterlich. Nicht wegen Chad. Aber aufgrund der Tatsache, dass kein Mann sie wirklich liebte und zur Frau haben wollte.
Alle Männer wollten nur Sex von ihr.
Gegen eins saß sie immer noch auf dem Stuhl und weinte leise, aber verzweifelt. Sie konnte sich selbst nicht leiden.
„Genug“, murmelte sie schließlich, stand auf und ging ins Bad, um zum zweiten Mal an diesem Tag zu duschen. Die erste Dusche hatte sie genommen, um den Geruch der vergangenen Nacht, der Nacht mit Gino, von ihrem Körper zu waschen. Jetzt wollte sie ihre nicht enden wollenden Tränen fortspülen.
Sie blieb Ewigkeiten unter der Dusche, hielt ihr Gesicht in den warmen Strahl und ließ das Wasser über ihren Körper laufen. Danach rieb sie ihr Haar mit dem Handtuch trocken und schlüpfte in den pinkfarbenen Morgenmantel, der an ihrer Badezimmertür hing.
Sie war jetzt so weit, dass sie zumindest ein wenig Kaffee und Toast vertragen würde, weshalb sie in ihre blitzweiße Küche hinübertrottete. Sie hatte gerade den elektrischen Wasserkocher angestellt und zwei Scheiben in den Toaster eingelegt, als es an der Tür klingelte.
Jordan erstarrte.
Noch bevor sie zur Tür hinüberging und die Gegensprechanlage bediente, wusste sie, wer es sein würde.
„Wer ist da?“, fragte sie.
„Ich bin’s, Gino.“
Ihr Herz sank. „Woher weißt du, wo ich wohne?“, wollte sie wissen – ehe der Groschen fiel. „O ja, ich vergaß. Du hast mich ja bespitzeln lassen.“
„Lass mich rein, Jordan.“
„Wahrscheinlich bleibt mir nichts anderes übrig, weil du vermutlich nicht weggehen wirst, richtig?“
„Richtig.“
Sie drückte auf den Knopf, der die Eingangstür zu ihrem Apartmentgebäude öffnete, seufzte und ging zurück in die Küche, wo sich der Wasserkocher bereits ausgeschaltet hatte und der Toast nach oben
Weitere Kostenlose Bücher