JULIA EXTRA Band 0287
vergangenen Freitag schon erzählt?“
„Ich wünschte, ich hätte es getan, aber ich war mir nicht sicher, was du für mich fühlst. Oder an welchem Punkt in deinem Leben du dich befindest. Ich redete mir ein, dass ich nur nach dir sehen wollte – ob du glücklich bist. Doch dann haben wir getanzt, und ich … ich habe den Kopf verloren, wie immer, wenn ich in deiner Nähe bin. Sobald du in meinen Armen warst, wollte ich keinesfalls das Risiko eingehen, dass du mich zurückweist. Und das hast du getan, Jordan. Sobald du die Wahrheit kanntest. Du bist davongestürmt und hast den Antrag eines anderen Mannes angenommen.“
„Du hättest mir all das gestern beim Dinner sagen können!“, wandte sie ein. Sie war fest entschlossen, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was er ihr erzählte. In ihrer Arbeit als Anwältin hatte sie gelernt, dass die Menschen die Wahrheit immer zu ihren Gunsten verdrehten.
„Nachdem ich herausgefunden hatte, dass du mit einem anderen Mann verlobt bist?“, konterte er. „Komm schon, Jordan, ich habe auch meinen Stolz!“
„Und ich ebenfalls!“
„Oh, um Himmels willen, können wir nicht diesen lächerlichen Schlagabtausch lassen? Ich bin hier, um mit dir zu reden. Um dir die Wahrheit verständlich zu machen.“
„Die Wahrheit ist nicht für jeden Menschen gleich.“
„Gesprochen wie eine wahre Anwältin.“
„Eine Anwältin, die es leid ist, dass jeder ihr einen Bären aufbinden will. Deine Taten sprechen lauter als deine Worte, Gino!“
„Meine Taten haben mich heute hierhergeführt. Ich hätte auch nach Melbourne zurückfliegen können, ohne einen weiteren Gedanken an dich zu verschwenden, doch das habe ich nicht getan. Ich bin hier, um mit dir zu reden – du könntest mich wenigstens anhören.“
„Wenn es denn sein muss.“
„In dem Fall komm her, solange der Kaffee noch heiß ist.“
Ginos Mund war nur noch eine dünne Linie, so groß war seine Frustration. Er stand von seinem Stuhl auf, ging zu dem Wohnzimmertisch hinüber und griff nach den beiden Bechern.
„Was machst du da?“, fragte sie, während sie ihm mit den Keksen folgte.
„Ich bringe die Becher nach draußen auf den Balkon. In dieser Wohnung hier bekomme ich Gänsehaut.“
„Wie kannst du es wagen, meine Wohnung zu kritisieren!“
„Ich wage es, weil du mir am Herzen liegst.“
„Seit wann?“, fauchte sie.
„Seit dem ersten Moment, in dem ich dich gesehen habe. Jetzt hör auf, mit mir zu streiten, und mach dich nützlich. Ich kann die Tür nicht öffnen, weil ich keine Hand freihabe.“
Jordan wirkte vollkommen schockiert, gehorchte aber folgsam.
Was Gino anging, so hegte er mehr Hoffnung als an diesem Morgen, nachdem er aufgewacht war und ihre Nachricht gelesen hatte. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, während er nach draußen trat.
Der Balkon war eine eindeutige Verbesserung gegenüber dem Inneren ihres Apartments. Er lag auf der Ostseite, an beiden Enden von Mauern umgeben, sodass man einigermaßen ungestört war. Ihre Möbel sahen gar nicht mal so schlecht aus – sie waren aus warmem Mahagoniholz gefertigt. Außerdem hatte sie den Balkon mit einigen Pflanzen begrünt.
„Das ist viel besser“, erklärte Gino und stellte die Becher auf dem Tisch ab. Dann setzte er sich auf einen der Stühle.
Seine Bemerkung riss sie aus ihrem benommenen Zustand heraus. Einmal mehr blickte sie ihn kalt an.
„Wir müssen leise reden“, warnte sie, während sie sich ebenfalls hinsetzte. „Ich will nicht, dass die Nachbarn hören, wie wir streiten.“
„Ich habe nicht die Absicht zu streiten, du etwa?“
„Absolut nicht!“
„Gut. Aber vielleicht sollten wir zuerst unseren Kaffee genießen. Wenn es lauter werden sollte, können wir immer noch hineingehen.“
Jordan nippte schweigend an ihrem Kaffee, während Gino ihn in großen Schlucken austrank und mehrere der Kekse verschlang. Ihr war der Appetit vergangen, da sich ihre Gefühle bereits wieder in Aufruhr befanden.
Sie war jedoch fest entschlossen, nicht wieder zum Opfer von Ginos Charme zu werden. Oder seiner plötzlichen Erklärung, sie liege ihm am Herzen. Wenn das tatsächlich der Fall war, dann sollte er es ihr beweisen. Und zwar nicht nur im Schlafzimmer!
„Ich möchte dir einen Vorschlag machen“, sagte er schließlich.
„Ich glaube nicht, dass ich das will.“
„Nein, nicht diese Art Vorschlag.“
„Welche Art dann?“
„Wenn ich zurückfliege, möchte ich, dass du mich nach Melbourne begleitest. Ich will,
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