JULIA EXTRA Band 0287
ihre Kleider im Wohnzimmer ein und zog sich an. Dann ging sie zu dem eleganten französischen Sekretär in der Ecke hinüber und griff nach dem goldenen Kugelschreiber und dem parfümierten Briefpapier, um Gino eine Nachricht zu schreiben.
Nachdem sie das erledigt hatte, trug sie den Zettel ins Schlafzimmer hinüber und lehnte ihn gegen die Nachttischlampe.
Sie gönnte sich noch einen letzten Blick auf sein schlafendes Gesicht, dann kehrte sie auf Zehenspitzen zurück ins Wohnzimmer, streifte die Schuhe über, griff nach ihrer Handtasche und ging.
9. KAPITEL
Gino wachte allein im Bett auf.
Mit einem Ruck setzte er sich auf und ließ den Blick hektisch durch den Raum schweifen.
„Jordan?“, rief er. „Wo bist du?“
Keine Antwort.
Rasch stieg er aus dem Bett und lief in das angrenzende Badezimmer hinüber.
Nichts.
Im Wohnzimmer auch nicht.
Die Erkenntnis, dass sie gegangen war, bereitete ihm ein flaues Gefühl im Magen. Dann wurde er wütend.
Sie hätte wenigstens bis zum Morgen warten können – anstatt sich wie ein Dieb in der Nacht davonzustehlen.
Er durchquerte gerade das Schlafzimmer auf dem Weg ins Bad, als er den Zettel sah, der an der Nachttischlampe lehnte.
Eilig lief er hinüber und griff danach.
Lieber Gino,
ich habe mich entschlossen, auf diese Weise zu gehen, weil ich die unangenehme Szene am Morgen danach vermeiden wollte. Die heutige Nacht war großartig, aber es gibt keine Zukunft für uns – genau wie vor zehn Jahren. Bitte folge mir nicht. Du würdest nur Deine Zeit verschwenden. Ich habe Pläne für die Zukunft, die Dich nicht einschließen. Kehre nach Melbourne zurück, und heirate Deine italienische Freundin. Sie ist doch Italienerin, oder? Natürlich ist sie es.
Ciao, Jordan.
Gino sank auf das Bett.
Er war vollkommen erschüttert – nein, das traf es nicht mal im Ansatz. Fassungslos, verzweifelt, ohne jede Hoffnung.
Mein Gott, er hatte einen Riesenfehler begangen, indem er Jordan gestern nicht die Wahrheit gesagt hatte. Wenn er ihr wenigstens gestanden hätte, dass er mit Claudia Schluss gemacht hatte.
Doch gestern waren seine Gefühle natürlich noch sehr verworren gewesen. Genauso wie seine Absichten. Vom ersten Moment des Dinners an hatte ein verwirrender Gedanke den nächsten gejagt.
Doch jetzt war sein Kopf klar. Dafür hatte Jordans Nachricht gesorgt.
Hastig überflog er ihren Text noch einmal und versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen, suchte nach der winzigsten Hoffnung, dass er doch noch eine Chance bei ihr hatte.
Er konnte keine finden.
Ihre Behauptung, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gab, erinnerte ihn an das Versprechen, das er seinem Vater am Totenbett gegeben hatte. Es war offensichtlich, dass Jordan sich die Ehe wünschte, und genau das konnte er ihr nicht bieten.
Nichts in ihrer Nachricht vermittelte ihm auch nur einen Hauch von Zuversicht oder Optimismus. Nichts, bis auf die Bemerkung über seine italienische Freundin. Das klang irgendwie eifersüchtig.
Warum sollte sie eifersüchtig sein, wenn sie nichts mehr für ihn empfand?
Ginos Herzschlag setzte eine Sekunde aus, doch er wagte es nicht, zu sehr zu hoffen.
Dennoch reichte es aus, um ihn handeln zu lassen. Er würde nicht eher nach Melbourne zurückkehren, als bis er alle Möglichkeiten ausgelotet hatte. Wenn es auch nur die kleinste Chance gab, dass Jordan immer noch etwas für ihn fühlte, dann würde er diese Chance mit beiden Händen ergreifen.
Er hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war, doch es musste schon recht spät am Morgen sein, wenn er nach den Bartschatten urteilte, die sich auf seinem Gesicht zeigten.
Es war an der Zeit, zu duschen, sich zu rasieren, anzuziehen und zu Jordan zu fahren.
Als es schon auf Mittag zuging, wusste Jordan nicht mehr ein noch aus. Seit ihrer Rückkehr aus Ginos Hotelzimmer war sie aus dem Weinen nicht mehr herausgekommen.
Sie hatte weder geschlafen noch gegessen.
Vielleicht würde es ihr besser gehen, wenn sie Chad endlich anrief und ihm die unangenehme Wahrheit gestand.
In New York war es jetzt schon früher Nachmittag – sie konnte also ohne Weiteres anrufen.
Jordan bereitete sich auf das schrecklichste Telefonat ihres Lebens vor.
Als Chad nicht sofort ranging, war ihre erste Reaktion Erleichterung. Als dann jedoch eine Frau abnahm, verwandelte sich die Erleichterung in Irritation.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Frau in einer Art Singsang.
„Könnte ich bitte mit Chad sprechen?“, stieß Jordan zwischen
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