JULIA EXTRA Band 0287
wirkliche Überraschung, oder? Schließlich lässt du mich ja nie in Ruhe!“
„Es macht dir nichts aus, so bald schon Mutter zu werden?“
„Ist das dein Ernst? Ich bin beinahe dreißig. Es ist höchste Zeit, findest du nicht?“
„Es ist die richtige Zeit“, widersprach er. „Vor zehn Jahren wäre es zu früh gewesen, Jordan. Damals wäre ich kein guter Vater gewesen. Jetzt ist das anders: Ich bin geduldiger, weniger selbstsüchtig.“
„Ich musste auch erwachsen werden“, gab sie zu. „Und das tun, was ich getan habe. Obwohl ich glaube, dass ich mittlerweile genug davon habe, als Anwältin zu arbeiten. Ich möchte ein ruhigeres Leben als Ehefrau und Mutter führen.“
Ginos lautes Lachen überraschte sie.
„Warum lachst du?“
„Wen willst du hier hinters Licht führen, Jordan? Du bist die geborene Anwältin – genauso wie es meine Bestimmung ist, Ingenieur zu sein. Ich habe mich eine Zeit lang dagegen gewehrt, aber letztendlich liebe ich es, Dinge zu bauen – genauso wie es dich erfüllt, Gerechtigkeit für deine Mandanten zu erzielen. Nur als Ehefrau und Mutter würdest du dich schnell langweilen.“
„Meinst du wirklich?“ Wenn sie ganz ehrlich war, so hatte es tatsächlich in den vergangenen Monaten Momente gegeben, in denen sie die Herausforderung des Gerichtssaales vermisst hatte. Den Adrenalinausstoß, wenn sie einen Fall gewann.
„Ich weiß es“, erwiderte Gino. „Was hältst du davon, wenn du deine eigene Kanzlei eröffnest, sobald wir nach Melbourne zurückkehren? Dann kannst du dir die Arbeitszeiten frei einteilen und nur die Fälle annehmen, die dich wirklich reizen.“
Jordan lächelte. „Du kennst mich zu gut.“
„Ja, das tue ich wirklich“, entgegnete er mit einem wissenden Funkeln in den Augen. „Also, mein Darling, was trägst du unter diesem wunderschönen Brautkleid?“
„Das weiß nur ich allein, und du wirst es frühestens heute Abend erfahren“, antwortete sie frech.
Er blickte ihr so tief in die Augen, dass sie errötete.
„Ich glaube, ich weiß es bereits.“
„Du bist ein ganz Schlimmer“, hauchte sie atemlos. „Völlig schamlos.“
„Aber du liebst es.“
„Ich liebe dich.“
Gino seufzte triumphierend. „Das kann ich gar nicht oft genug hören!“
„Ich liebe dich“, wiederholte sie glücklich und küsste ihn sanft.
– ENDE –
Kate Hewitt
Nie wieder allein im Paradies
PROLOG
Er stand im Schatten und beobachtete sie.
Hinter einer Palme verborgen, sah Lukas Petrakides, wie die junge Frau ihr Hotelzimmer verließ und auf den hellen Sandstrand zuging. Die dichten dunklen Locken wehten ihr ins Gesicht, und sie hatte die Arme um sich geschlungen. Wie verletzlich sie wirkte.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm jemand über den Weg laufen würde, als er die Suite verlassen hatte – rastlos und voller Pläne für sein neues Luxusresort im französischen Languedoc.
Der Wind und die Wellen, die sich schimmernd am Ufer brachen, und über ihm der Himmel, an dem unzählige Sterne wie Diamanten glitzerten, beruhigten ihn ein wenig, und so hatte er sich die Schuhe ausgezogen und die Hosenbeine aufgerollt, um durch den puderfeinen Sand zu schlendern.
Dabei fand er sie.
Er wusste nicht, warum er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie war schlank, bewegte sich anmutig, eine begehrenswerte Schönheit.
Trotzdem spürte er den Kummer, der von ihr ausging.
Ihr Kopf war gesenkt, die Schultern nach vorn gezogen. So sah jemand aus, der Schmerzen hatte oder eine schwere Last trug.
Unwillkürlich verspürte er das Bedürfnis, zu ihr zu gehen und sie anzusprechen.
Lukas machte einen Schritt auf sie zu, hielt inne. Wenn man ihn hier entdeckte, würde es unangenehme Fragen geben, Komplikationen, die er sich nicht leisten konnte.
Er musste auf seinen Ruf achten. Wie immer. Also blieb er, wo er war, und verfolgte sie nur mit Blicken, als sie zum Ufersaum ging.
Die Wellen leckten an ihren nackten Füßen, während sie aufs Meer hinausschaute. Unerwartet warf sie einen besorgten Blick über die Schulter, hin zu der Glasschiebetür ihres Zimmers. Als warte dort jemand auf sie.
Ihr Freund? Ihr Mann?
Ein Geliebter?
Es geht dich nichts an.
Wäre er ein anderer, Lukas würde zu ihr gehen, Hallo sagen, ein Gespräch beginnen.
Kein Flirt, nein, nur eine Unterhaltung, Momente, die man miteinander teilte. Etwas Echtes, Warmes, Lebendiges.
Die Sehnsucht danach war kaum zu beherrschen. Er schüttelte den Kopf. Nein, ausgeschlossen, das käme nicht
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