JULIA EXTRA Band 0287
und Berühmten, Menschen, die es gewöhnt waren, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen.
Suchend sah sie sich um, fing dabei neugierige, sogar verächtliche Blicke auf und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Sie fühlte sich nackt, als einige der elegant gekleideten Frauen in schicken High Heels sie musterten. Schön, ihre Sachen waren von der Stange und hatten nicht viel gekostet, aber sie war nicht so aufreizend gekleidet wie manche hier, die ziemlich viel Haut zeigten.
Rhia hob das Kinn. Sollten sie denken, was sie wollten, für sie war nur wichtig, mit Lukas Petrakides zu sprechen.
Um ihm von Annabel zu erzählen.
Sie machte ein paar Schritte, suchte wieder nach ihm. Und dann entdeckte sie ihn.
Als Erstes fragte sie sich verwundert, warum sie ihn nicht sofort gesehen hatte. Groß und stattlich, in einem maßgeschneiderten grauen Anzug, der seine breiten Schultern betonte, stand er an der Bar, in der Hand ein Rotweinglas. Rhia fiel auf, dass er den Wein kaum angerührt hatte.
Sie beobachtete, wie er höflich lächelte, hörte ihn leise lachen. Trotzdem durchzuckte sie ein seltsamer Gedanke.
Er ist unglücklich. Einsam.
Unbewusst schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Lächerlich. Prominente Männer und Frauen suchten seine Aufmerksamkeit, hingen buchstäblich an seinen sinnlichen Lippen.
Fast hätte sie aufgelacht. Ja, Lukas Petrakides war genauso attraktiv, wie die Medien ihn beschrieben. Rhia hatte erwartet, dass der gut aussehende Mann sie verwirren würde, hätte aber nie damit gerechnet, sich zu ihm hingezogen zu fühlen.
Sie straffte die Schultern und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Parfümduft stieg ihr in die Nase, schwere, fast betäubende Essenzen, die eine unsichtbare Mauer bildeten zusätzlich zu der körperlichen, die sie von ihrem Ziel trennte. Lukas Petrakides war von Frauen umgeben, die alle seine Aufmerksamkeit suchten.
Daran hatte sie nicht gedacht. Ratlos biss sie sich auf die Unterlippe, überlegte, wie sie zu ihm durchdringen, mehr noch, ihn diskret zu einer Unterhaltung unter vier Augen bewegen sollte.
Unschlüssig machte sie einen Schritt vorwärts. Da drehte er sich um. Sah sie, blickte ihr in die Augen, und ein seltsames Gefühl durchzuckte sie heiß, so als ob sie sich kennen würden. Das war unmöglich. Nahezu albern.
Doch sie konnte sich nicht losreißen von diesem Blick, den grauen Augen, die sie an einen silbrig schimmernden Fluss an einem dunklen Regentag erinnerten. Ihr Mund wurde trocken, Worte, Gedanken entglitten ihr, lösten sich auf. Noch während sie ihn anstarrte, lächelte der Mann. Eine Andeutung nur, ein leichtes Heben der Mundwinkel, aber es genügte, um ihren Puls zu beschleunigen.
Lukas Petrakides zog die Augenbraue hoch und deutete mit knapper Geste auf den Platz neben ihm, ohne auf die vollbusige Französin zu seiner Rechten zu achten, die immer noch auf ihn einredete.
Ihr Herz zitterte, und noch ein Gefühl breitete sich in ihr aus. Lustvoll, prickelnd, sodass sie weiche Knie bekam.
Verlangen.
Ein Lächeln hatte genügt, ein Hauch von Zärtlichkeit nur, und schon war sie wie verzaubert. Gebannt. Gefangen.
Als würde er sie mit einem unsichtbaren Band zu sich heranziehen, ging sie auf ihn zu. Als hätte sie ihr Leben lang darauf gewartet.
Er beobachtete sie, ein Lächeln auf den sinnlichen Lippen, sein Blick intensiv.
Rhia stolperte, kurz bevor sie bei ihm war. Griff haltsuchend nach dem Tresen, ihre dunklen Locken ergossen sich auf weißen Marmor. Das Stimmengemurmel um sie herum, das sie die ganze Zeit ausgeblendet hatte, wurde lauter, klang eifersüchtig, höhnisch. Scham trieb ihr die Röte ins Gesicht.
Geschieht dir recht, schimpfte sie stumm. Es geht um Annabel, nicht um dich.
Sie wandte sich Lukas zu und entdeckte, dass er sie amüsiert betrachtete.
„Ça va?“, fragte er, und sie versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen.
„Hm … ça va bien“, kramte sie ihr Schulfranzösisch zusammen.
„Sie sind Engländerin.“
„Waliserin, um genau zu sein“, erklärte sie. „Ich hatte in der Schule Französisch, aber das ist lange her.“
Sein Lächeln vertiefte sich, und sie entdeckte ein Grübchen an seiner Wange.
„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Wieder sah er sie an, und sie verlor sich fast in diesem Blick, der sie in Wärme hüllte, ihren Verstand lähmte, bis sie nur noch fühlte.
„Ein Glas Weißwein, bitte“, sagte sie in die Stille hinein.
„Kommt sofort.“ Sekunden später stand es
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