JULIA EXTRA Band 0287
ist passiert?“
„Nichts.“ Sie setzte Annabel auf den Fußboden, um bei Theo den Puls zu messen. „War der Arzt schon hier?“
„Ja. Er ist zufrieden, vorerst jedenfalls. Bemuttern Sie mich nicht. Ich will wissen, was los ist, Rhia.“
Lächelnd sah sie ihn an. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich mit Lukas’ Vater gut verstehen würde, aber inzwischen schätzte sie ihn, und er schien sie auch zu mögen. Ob es daran lag, dass sie die Frau war, die Lukas geheiratet hatte, obwohl er eine Ehe bisher kategorisch abgelehnt hatte, wusste sie nicht. Aber Theo wollte, dass sie glücklich waren, und genau das wollte sie auch.
Leider konnte sie Lukas nicht dazu bringen, sie zu lieben.
„Also?“
„Theo, Sie wissen, dass wir nicht aus Liebe geheiratet haben. Wir geben uns Mühe.“
„Aber ihr mögt euch.“
Mögen? Sie liebte Lukas von ganzem Herzen.
„Rhia …“ Er griff nach ihrer Hand. „Lassen Sie ihm etwas Zeit. Er hat einunddreißig Jahre seines Lebens darauf geachtet, sich nie in jemanden zu verlieben.“ Theo lächelte bekümmert. „Das habe ich ihm beigebracht. Nachdem Paulina, meine Frau, mich verlassen hatte, habe ich mein Herz verhärtet. Und das von Lukas auch.“
Der bedauernde Unterton rührte sie. „Was ist mit Ihren Töchtern?“
„Sie waren schon älter, hatten sogar Verständnis für ihre Mutter. Ich nicht, und ich habe dafür gesorgt, dass Lukas es auch nicht hatte.“
„Warum ist sie gegangen, wissen Sie das?“
Ein harter Ausdruck trat in seine Augen, dann zuckte Theo mit den Schultern. „Ich dachte, wir hätten denselben Traum … den Petrakides-Konzern aufzubauen, uns einen Namen zu machen, auf den wir und unsere Kinder stolz sein können. Aber das genügte ihr nicht. Sie wollte mehr – und fand es bei einem Rennfahrer, der ihr falsche Versprechen machte. Aber sie hat ihm geglaubt und wurde glücklich … für kurze Zeit jedenfalls.“
Erschöpft lehnte er sich zurück. Theo war vom langen Sprechen grau im Gesicht geworden.
„Sie sollten sich ausruhen“, sagte Rhia. Behutsam deckte sie ihn zu, nahm Annabel auf den Arm und verschwand leise aus dem Zimmer.
Rhia ging Lukas aus dem Weg, beschäftigte sich mit Annabel, brachte sie ins Bett und versorgte Theo vor der Nachtruhe. Doch irgendwann gab es nichts mehr zu tun. Lukas hatte darauf bestanden, dass sie in sein Schlafzimmer umzog, und hatte Annabels Sachen in das Zimmer nebenan bringen lassen. Widerwillig hatte sie sich gefügt.
Zögernd ging Rhia zu seiner Tür, öffnete sie. Erstaunt stellte sie fest, dass das Zimmer leer und das breite Bett unberührt war. Sie sah sich um. Dunkles Holz, dazu die cremefarbene Überdecke, viele Kissen am Kopfende. Es war ein maskuliner Raum, in dem schwach Lukas’ Duft nach Seife und herbem Aftershave in der Luft hing.
Rhia atmete tief ein, sehnte sich nach Lukas und wusste dennoch nicht, was sie tun sollte. Ins Bett gehen? Auf ihn warten?
Unschlüssig drehte sie sich um und ging wieder die Treppe hinunter, folgte einem unbestimmten Gefühl.
Die Tür war geschlossen, wie neulich auch, aber diesmal hörte sie keine Musik. Sie drückte die Klinke herunter, lugte ins Zimmer.
Lukas saß am Klavier, mit gesenktem Kopf, die Hände verharrten über den Tasten, ohne sie zu berühren.
Er sieht traurig aus, dachte sie und hätte ihn am liebsten in die Arme genommen.
„Lukas …“
Abrupt schaute er auf, Wachsamkeit im Blick. „Ich dachte, du schläfst.“
„Ich habe auf dich gewartet“, sagte sie, ohne nachzudenken.
„Warum? Du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass du heute Nacht nicht mit mir zusammen sein willst.“
„Ich …“ Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Ich möchte bei dir sein, aber … ich habe Schwierigkeiten damit, dass es nur um Sex geht. Lieblos und nüchtern …“
„Für dich wird es immer so sein, nicht wahr, Rhia? Weil ich dich nicht liebe. Also werde ich dich nie richtig befriedigen können, weil ich dir nicht gebe, was du dir wünschst.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Gut, sie war es gewöhnt, dass er die Dinge offen beim Namen nannte, aber sie hatte nicht damit gerechnet, ihn deswegen bedrückt zu erleben.
Als täte es ihm weh.
„Wir können versuchen, glücklich zu sein. Für Annabel.“
„Und für uns?“
„Ja …“
Lukas nickte. „Mein Leben lang habe ich das Richtige getan, Verantwortung übernommen und meine Pflicht getan. Und bei dir, dachte ich, wäre es das Gleiche gewesen. Aber
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