JULIA EXTRA Band 0287
einen wütenden Blick zu, ehe sie ihrem Bruder antwortete: „Das habe ich längst hinter mir. Es gibt eine Menge Leute, die das bezeugen würden. Außerdem wird jeder Richter verstehen, was ich getan habe, so wie ich aufwachsen musste!“
„Du brauchst nicht gleich theatralisch zu werden, Antonia. Wen interessiert schon deine Geschichte vom armen reichen kleinen Mädchen?“
Sie schob das Kinn vor. „Wem wird der Richter das Kind wohl zusprechen – einer nahen Verwandten, die es lieben wird, oder jemandem, der es nur aufnehmen will, um seinen guten Namen vor einem Skandal zu bewahren?“
Der Hieb hatte gesessen, Lukas wurde blass. „Wir werden sehen … es sei denn, du verabschiedest dich auf der Stelle von dieser Farce. Ich weiß, dass Christos’ Tochter dir im Grunde egal ist.“
„Das ist nicht wahr!“, schrie sie auf. Antonia schien den Tränen nahe. „Ich will für sie sorgen. Du brauchst vielleicht niemanden, den du lieben kannst, aber ich schon!“
Gegen ihren Willen empfand Rhia Mitleid mit ihr. Antonia war so unglücklich, dass sie sich von einem Kind Freude und einen neuen Sinn in ihrem Leben erhoffte.
Lukas’ Schwester holte tief Luft. „Der Richter wird entscheiden …“
„Gegen ein Ehepaar, das nur das Beste für das Kind will? Ich glaube nicht.“
Antonia machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu. „Ehepaar?“, wiederholte sie ungläubig. „Wen meinst du …?“ Da fiel der Groschen. „Du hast diesen englischen Niemand geheiratet? Um dir ein Kind zu sichern, das nicht dein eigenes ist? Du nimmst deine Pflichten wirklich sehr ernst!“
„Ja, das tue ich.“
Sie warf den Kopf zurück. „Abwarten, was der Richter dazu sagt.“ Antonia musterte Rhia verächtlich. „Ich weiß nicht, ob Sie ihn wegen des Kindes oder wegen seines Geldes genommen haben, aber eines sage ich Ihnen: Glücklich werden Sie damit nicht.“
Ihre Absätze klickten laut auf den Fliesen, als sie wütend davonstolzierte.
Stumm blickte Rhia ihr nach. Glücklich werden Sie damit nicht. Es hatte wie ein Fluch geklungen.
Das Dröhnen von Rotorblättern war zu hören, der Hubschrauber startete. Als das Geräusch sich entfernte, atmete Rhia unwillkürlich auf. Sie ist weg, dachte sie.
„Entschuldige die unangenehme Szene“, sagte Lukas schließlich. „Ich hatte dich zwar vorgewarnt, aber keine Ahnung, dass sie so boshaft sein würde.“
„Verzweifelt“, verbesserte sie ihn. „Sie ist todunglücklich, Lukas.“
„Und selbst schuld daran.“
Rhia hob den Kopf, begegnete seinem harten Blick. „Kannst du nicht ein bisschen Mitgefühl für sie empfinden?“
„Mitgefühl? Rhia, diese Frau will dir Annabel wegnehmen! Sie wird lügen und betrügen, um ihr Ziel zu erreichen. Warum sollte sie mir leidtun?“
„Ihre Art gefällt mir nicht, aber sie sehnt sich anscheinend verzweifelt nach Liebe und glaubt, dass ein Kind ihrem Leben einen Sinn geben wird. Im Grunde war ich nicht anders.“
„Aber du warst bereit, Annabel wegzugeben, wenn sie es dadurch besser gehabt hätte. Du kannst dich wohl kaum mit Antonia vergleichen!“
„Ich war bereit, einen Fremden zu heiraten, um Annabel zu behalten!“
Er musterte sie. „Bin ich das? Ein Fremder?“
„Manchmal, ja. Obwohl ich es nicht möchte.“
„Ich habe dich gewarnt“, erwiderte er ärgerlich. „Liebe kann und will ich dir nicht geben, Rhia.“
„Ich weiß, Lukas.“ Müde wandte sie sich ab. „Ich muss nach Annabel sehen.“
Er hielt sie nicht zurück. „Morgen fliege ich nach Athen“, verkündete er kühl. „Ich habe meine Geschäfte zu lange vernachlässigt, und wenn Antonia ihre Fäden zieht, will ich in der Nähe sein.“
„Gut.“
„Ich möchte, dass du mitkommst.“
Überrascht drehte sie sich um. „Wirklich?“
„Wir sind verheiratet, Rhia. Ich will dich bei mir haben, in meinem Bett, an meiner Seite.“
In seinem Bett, natürlich. Musste er so deutlich sagen, dass es ihm nur um Sex ging? „Schön. Wir nehmen Annabel mit.“
„Sicher.“
Sie ging die Treppe hinauf und spürte förmlich Lukas’ brennenden Blick im Rücken.
Annabel begrüßte sie mit einem strahlenden Babylächeln. Rhia prüfte, ob ihre Windel noch trocken war, setzte sich die Kleine auf die Hüfte und machte sich auf den Weg zu Theo.
Er saß, von Kissen gestützt im Bett. „Wie waren die Flitterwochen?“, fragte er und lächelte. „Zu kurz, wahrscheinlich?“
„Lang genug“, antwortete sie, ohne nachzudenken, und er runzelte die Stirn.
„Was
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