Julia Extra Band 0292
„Ich kann das unmöglich annehmen.“
Seine Augen funkelten plötzlich. „Dann zieh gar keins an. Ich habe nichts dagegen.“
„Wenn das die Alternative ist, werde ich es tragen. Aber ich bestehe darauf, dir das Geld dafür zurückzuzahlen.“ Wie es sich für einen eleganten Ferienort gehörte, waren die Läden in Tricot schick und teuer. Es würde eine Weile dauern, bis sie die Sachen abbezahlt hatte.
Sie nahm das kleinste Paket hoch und schüttelte es. „Was ist da drin?“
Eduard lächelte breit. „Ich hatte dir eine Zahnbürste versprochen.“
Unwillkürlich neugierig, machte sie es auf. Es enthielt ein Zahnputzglas aus feinem goldenen Drahtgeflecht mit einer Zahnbürste in Form eines Tigers. Daneben steckte eine Kinderzahnbürste mit flaumig weichen Borsten, die wie ein Tigerbaby gestaltet war.
„Dir ist doch klar, dass Babys für längere Zeit noch gar keine Zähne haben?“, fragte Carissa mit vor Rührung heiserer Stimme.
„Du musst zugeben, dass das Ding niedlich ist“, erwiderte Eduard strahlend.
Er würde so ein Vater sein, der eine Modelleisenbahn kaufte, während sein Sohn noch in der Wiege lag. Und dann würde er selbst stundenlang davor sitzen und sich einreden, dass er dem Kind zuliebe das Spielen damit lernen müsste.
Warum also reagierte er so empfindlich, wenn es darum ging, eigene Kinder zu bekommen? Irgendetwas stimmte da nicht. Aber sie war emotional zu zerbrechlich, um jetzt nachzufragen. Deshalb dankte ihm Carissa nur und legte das Geschenkpapier zusammen.
„Ich habe auch daran gedacht, dass du Kleidung zum Wechseln brauchst.“ Eduard zog eine Tragetasche hinter dem Rücken hervor.
Sie trug den Namen einer Boutique, deren Schaufensterauslage Carissa bewundert hatte. Dass an den schönen Sachen die Preisschilder fehlten, hatte sie davon abgeschreckt, den Laden zu betreten.
In der Tüte war ein weißes T-Shirt mit Schildkrötendruck. „Oh, es ist toll!“
„Für das Volk der Mayat symbolisieren Schildkröten Kindersegen“, erklärte Eduard.
Carissa ging zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. „Danke für die Geschenke. Und dafür, dass du meine Schwangerschaft so positiv aufgenommen hast. Deine Freundschaft und Unterstützung bedeuten mir sehr viel.“
„Ich werde immer dein Freund bleiben, Cris.“
Sein Ton ließ ihr den Atem stocken. Wollte Eduard ihr sagen, dass sie in seine Geschenke und die sinnliche Spannung zwischen ihnen nicht zu viel hineindeuten sollte? Dass es zwischen ihnen nie mehr als Freundschaft geben konnte?
Er ging nach draußen auf die Terrasse, und Carissa folgte ihm. Die Abendsonne überflutete die Steinbrüstung und die Sandsteinplatten mit goldrotem Licht.
„In eine Fürstenfamilie hineingeboren zu werden muss die Hölle sein. Immer nur für die Pflicht zu leben und die eigenen Wünsche zurückzustellen.“
„Glaubst du, dass ich das tue?“ Eduard drehte sich um und sah sie an.
Unbewusst hatte sie immer weiter auf mehr als freundschaftliche Gefühle von ihm gehofft, obwohl ihre Schwangerschaft solch einen Traum doch zunichtegemacht hatte. Ihr wurde klar, dass sie im Herzen die törichte Jugendliche geblieben war, die sich damals in Eduard verliebt hatte. Tja, es war Zeit, dass sie erwachsen wurde.
„Du bist Mitglied eines Fürstenhauses, ich bin eine nichtadlige Ausländerin, die ein uneheliches Kind erwartet. Wir können nie etwas anderes als gute Freunde sein.“
Mit einer schnellen Bewegung war Eduard bei ihr. „Du könntest viel mehr für mich sein, Cris.“ Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen.
Sein Kuss brannte heiß auf ihrer Haut, und Carissa erbebte. „Ich bin ganz durcheinander.“
„Das ist nur gerecht, wenn man bedenkt, wie sehr du mich verwirrst.“
Jetzt war sie völlig verloren, unfähig, seinen Stimmungsumschwung zu deuten. „Ich habe Schwierigkeiten mitzukommen.“
„Da bist du nicht die Einzige.“ Eduard fühlte sich unwiderstehlich von ihr angezogen und küsste sie.
Um sie zu verführen, hatte er nicht vorgeschlagen, hier zu übernachten. Zumindest glaubte er, dass das nicht sein Motiv gewesen war. Zusammen mit ihr im Landhaus hatte er keine Schwierigkeiten gehabt, nachts in seinem eigenen Zimmer zu bleiben. Also warum ließ er sich durch den Ortswechsel von seinem Vorsatz abbringen?
Nein, er war nicht völlig ehrlich. Nacht für Nacht allein in seinem Bett zu liegen und zu wissen, dass Carissa nahe war, hatte ihn seine ganze Selbstdisziplin gekostet. Doch er hatte sich so verhalten,
Weitere Kostenlose Bücher