Julia Extra Band 0292
das mir.“
Wenige Minuten später war Eduard mit einer Strickleiter aus dem Hubschrauber zurück, die er an einem Baum befestigte. „Geh ein Stück zurück“, rief er und schleuderte die Strickleiter in den Krater. Dann kletterte er schnell hinunter. „Wie gut bist du im Klettern?“
„In der Schule war Sport mein schlechtestes Fach“, sagte Carissa unsicher.
Eduard legte ihr den Arm um die Taille. „Diesmal wirst du mit Glanz und Gloria bestehen.“ Ihm war nicht entgangen, dass Carissa vor Schmerz zusammengezuckt war, als er ihren Rücken berührt hatte. Vorsichtig hob er sie auf die erste Sprosse. Die Leiter schwang wild hin und her, und es erforderte seine ganze Kraft, sie für Carissa ruhig zu halten.
„Klettere langsam nach oben, immer eine Sprosse nach der anderen. Sieh nicht nach unten.“ Er konnte kaum atmen, bis sich Carissa schließlich über den Rand des Kraters zog. Ihr leiser Aufschrei jagte ihm einen solchen Schrecken ein, dass Eduard im Eiltempo hinaufkletterte, ohne sich darum zu kümmern, wie oft er gegen die Felswand prallte.
Die Beine angezogen, den Kopf auf den Knien, saß Carissa auf dem Boden. Eduard hockte sich neben sie. „Was hast du? Du liebe Güte, du bist völlig durchnässt.“
Als sie aufsah, waren ihre Augen glanzlos vor Schmerz. „Bei dem Sturz ist meine Wasserflasche kaputtgegangen. Mir fehlt nichts, ehrlich.“
„Ich bringe dich sofort ins Krankenhaus.“ Eduard ignorierte ihre Proteste und hob Carissa hoch. Aus einer Wasserflasche lief keine rote Flüssigkeit.
Wie lange dauerte es, festzustellen, ob eine Frau ihr Baby verloren hatte oder nicht? Nervös ging Eduard im Wartezimmer des Krankenhauses in Casmira auf und ab. Er hatte sich per Funk angekündigt und die Erlaubnis erhalten, auf dem Hubschrauberlandeplatz des Krankenhauses aufzusetzen. Ein Team aus der Notaufnahme hatte sie beide empfangen, und Carissa war sofort weggebracht worden.
Er sollte froh sein, dass er das Wartezimmer für sich allein hatte. Eine Gefälligkeit, die er seinem Rang zu verdanken hatte. Sobald er seinen Namen genannt hatte, war sozusagen der rote Teppich für ihn ausgerollt worden. Eduard hatte nichts dagegen, wenn nur Carissa die Behandlung bekam, die sie benötigte.
Während des Flugs hatte sie keinen Laut von sich gegeben, aber ihm war klar gewesen, dass sie Schmerzen hatte. Warum hatte er die Strickleiter statt eines Rettungsgeschirrs benutzt, um Carissa aus der Höhle zu holen? Von einer verletzten Frau zu verlangen, aus eigener Kraft nach oben zu klettern! Was für ein Ungeheuer war er eigentlich?
Ein Ungeheuer, das Carissa liebte. Mit oder ohne Kind, er liebte sie und wollte sie in seinem Leben haben. Dass er es ihr nicht sagen konnte, brach ihm das Herz. Aber es war der größte Liebesbeweis, sie gehen zu lassen.
Als die Tür aufging, drehte sich Eduard ruckartig um. Eine Frau im weißen Kittel kam herein. „Lord Merrisand, Sie können jetzt zu Miss Day hinein.“
„Ist sie in Ordnung?“ Er brachte es nicht fertig, nach dem Baby zu fragen.
Die Ärztin lächelte unverbindlich. „Sehen Sie selbst nach.“
Ganz schlimm wird es wohl nicht sein, wenn sie Besuch haben darf, überlegte er auf dem Weg zu dem abgeschiedenen Einzelzimmer, das er für Carissa gefordert hatte.
Zu seiner großen Erleichterung war sie nicht an irgendwelche Apparate angeschlossen. Blass und müde, saß sie, an einen Wall aus Kopfkissen gelehnt, aufrecht im Bett. „Wie geht es dir?“
„Ich habe Prellungen am Rücken. Ansonsten ist mir nichts passiert.“
„Aber das Blut …“
„Bei dem Sturz habe ich mir an einem Felsvorsprung das Bein aufgerissen. Sie haben die Wunde versorgt und mir versichert, dass es nichts Ernstes ist.“
„Dem Himmel sei Dank! Ich bin fast verrückt geworden vor Angst, als ich dein Auto auf der Feuerschneise gesehen habe.“
Carissa wusste, dass seine Hauptsorge dem Baby galt. Wie weh ihr das tat, ließ sie sich nicht anmerken. Eduard hatte nichts anderes vorgetäuscht, als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Also konnte sie nicht überrascht sein. Es änderte nichts an ihrer Liebe zu ihm, so aussichtslos sie auch war.
Er setzte sich auf die Bettkante, beugte sich vor und küsste Carissa zärtlich. Jetzt war sie überrascht. Aber natürlich, er war ebenso erleichtert wie sie, dass nichts passiert war. Trotzdem, ihr Herz schlug schneller, sodass sie nach dem Kuss ganz außer Atem war.
„Was hat dich veranlasst, nach mir zu suchen?“
„Du bist
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