Julia Extra Band 0292
Berührung zeigte ihr, wie gut er sie verstand.
Carissa war endlich nach Hause gekommen.
–ENDE–
Helen Bianchin
Millionen für deine Liebe
1. KAPITEL
„Können wir noch mal fahren? Bitte, bitte!“, bettelte Nicki.
Die ausgelassene Atmosphäre auf dem Jahrmarkt war natürlich sehr faszinierend für ein kleines Kind. Laute Musik und Stimmengewirr, Gelächter und Juchzer erklangen von den verschiedensten Fahrgeschäften. In farbenfroh gestreiften Zelten führten Schausteller abenteuerliche Kunststücke auf, Stände boten Leckereien wie Zuckerwatte und Hotdogs an, und in den Wurfbuden waren allerlei Plüschtiere als Preise aufgebaut.
Mit großen Augen sog Nicki das bunte Treiben in sich auf. Ihr Lächeln war bezaubernd und ihr sonniges Gemüt unwiderstehlich. Sie schlang ihrer Mutter die Ärmchen um den Nacken: „Sag Ja! Das macht doch Spaß, oder?“
Lachend drückte Shannay ihre dreijährige Tochter an sich, und wie immer wurde ihr ganz warm ums Herz. Die bedingungslose, vertrauensvolle Liebe ihrer Tochter war für sie ein unendlich kostbares Geschenk. „Na gut, noch ein Mal. Aber dann müssen wir wirklich gehen.
„Ich weiß. Du musst zur Arbeit.“
„Und du musst ins Bett, damit du morgen im Kindergarten frisch und munter bist.“
„Damit ich so groß und schlau werde wie du.“
Das Karussell setzte sich in Bewegung, und Nicki klammerte sich an die Zügel des bunt bemalten Holzpferdchens.
Shannay dachte wie so oft daran, dass sie zwar das Pharmaziestudium glanzvoll absolviert hatte, aber in privater Hinsicht nicht besonders erfolgreich war.
Das Scheitern einer Ehe kaum zwei Jahre nach dem Schwur, sich ein Leben lang zu lieben und zu achten, war nicht gerade eine löbliche Leistung. Auch wenn es nicht ihre Schuld war.
Aber die alten Geschichten sind vorbei, und ich bereue nichts, redete sie sich entschieden ein.
Das Karussell blieb stehen. Shannay hob ihre Tochter von dem Holzpferdchen und erntete einen lauten Schmatzer auf die Wange. Nickis Wangen waren gerötet vor Aufregung, und ihre Augen funkelten vor Vergnügen.
Ganz die Augen ihres Vaters.
Shannay spürte ein leichtes Flattern im Magen, als Erinnerungen an den Mann erwachten, den sie vor fünf Jahren Hals über Kopf in einem fernen Land geheiratet hatte.
Manolo Martinez, geboren in Frankreich als Sohn spanischer Eltern, war in Paris mehrsprachig aufgewachsen und hatte in Madrid studiert. Er war attraktiv, charmant und überaus sinnlich, und er hatte Shannay den Kopf verdreht und sie in eine Welt entführt, die sich völlig von ihrem früheren Lebensstil unterschied.
Sie hatte sich nach Kräften bemüht, sich in der fremden Umgebung einzuleben, und das war ihr zunächst auch gelungen. Zumindest glaubte sie das. Doch nach Ansicht seiner Angehörigen passte sie nicht in deren elitäre Kreise.
Zudem hatte die Familie ursprünglich bereits eine andere Frau als Manolos Braut auserkoren: Estrella de Córdoba. Sie war eine rassige Schönheit der feinen Gesellschaft, besaß tadellose Referenzen, einen hervorragenden Stammbaum und unermesslichen Reichtum.
Weder Estrella selbst noch die Familie Martinez ließen Shannay diese Fakten jemals vergessen – oder die Tatsache, dass Manolo und Estrella früher eine Affäre miteinander hatten. Und glaubte man den beharrlichen Gerüchten, setzten sie diese schon bald nach seiner Heirat mit Shannay fort. Es wurde alles darangesetzt, um bei Shannay Zweifel zu säen und ihren Widerstand zu brechen.
Kaum zwanzig Monate nach der Eheschließung waren schließlich scheinbar unwiderlegbare Beweise für Manolos Untreue aufgetaucht. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit ihm war sie in ein Hotel gezogen und mit dem nächsten Flieger nach Australien zurückgekehrt.
Innerhalb kürzester Zeit hatte sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen, eine gute Anstellung in einer Apotheke gefunden und den festen Entschluss gefasst, Manolo der Vergangenheit angehören zu lassen.
Doch das sollte sich als unmöglich erweisen. Zunächst war Shannay bei Tag und Nacht lediglich von ihren Erinnerungen verfolgt worden. Doch dann stellte sie fest, dass sie schwanger war.
Welch unglaubliche Ironie des Schicksals, dass sie nun nach dem Scheitern ihrer Ehe Manolos Kind erwartete. Denn wie sehr hatte sich Shannay zuvor vergeblich gewünscht, ihre leidenschaftliche Ehe mit einem Kind zu segnen!
Zunächst hatte sie Angst vor einer Fehlgeburt im Anfangsstadium und ihm deswegen nichts davon gesagt, dass er Vater würde.
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