Julia Extra Band 0292
warum ich es nicht kann.“
„Das hast du eigentlich nicht.“
Sich seiner Wirkung auf sie nur allzu bewusst, machte Carissa einen Schritt zurück. „Eine Beziehung zwischen uns wird nicht gut gehen. Was, wenn ich irgendwann noch mehr Kinder haben will, Eduard?“ Indem sie es als Frage formulierte, brauchte sie nicht zu lügen. Sie würde ihn unter jeder Bedingung nehmen, wenn sie dafür seine Liebe bekam. Nur war es nicht das, was er ihr anbot.
Eduards Augen wurden dunkler vor Qual. Sofort bereute Carissa, ihn auf die falsche Fährte gelockt zu haben.
„Ich verstehe.“ Er klang kalt und abweisend.
Obwohl sie ihr Handeln als Selbstschutz zu rechtfertigen versuchte, kam sich Carissa gemein vor. „Wirst du den Leuten mitteilen, dass sie aufhören sollen, mich abzuwimmeln?“
„Nein. Ich werde dir keine weiteren Hindernisse in den Weg legen. Allerdings werde ich dir auch nicht dabei helfen, mich zu verlassen, Cris. Ein so großer Masochist bin ich nicht.“ Eduard wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Ein paar Minuten lang beobachtete Carissa ihn. Am liebsten hätte sie ihm erklärt, dass sie nicht noch mehr Kinder wollte, sondern nur seine Liebe.
Doch weil sie die nicht bekommen würde, wandte sich Carissa zum Gehen.
Über die Schulter sagte Eduard ausdruckslos: „Die Polizei hat dein Geld wiedergefunden. Sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind, wirst du es erhalten.“
„Das ist wundervoll“, erwiderte Carissa ebenso ausdruckslos. „Danke.“
Er antwortete nicht, deshalb ging sie langsam zurück. Sie sollte glücklich sein. Anstatt ein Haus zu mieten, konnte sie jetzt eins kaufen und wie geplant ein kleines Hotel eröffnen.
Nur dass ich nicht eingeplant hatte, mich zu verlieben, dachte sie deprimiert.
Ärgerlich auf sich selbst, nahm sie ihre Handtasche. Sich auf eine neue Aufgabe zu konzentrieren war die beste Methode, Eduard zu vergessen. Sie würde zu dem Grundstück fahren, das sie sich hatte ansehen wollen, bevor sie Dominic Hass kennengelernt hatte.
Der Makler für das Haus hatte damals keinen Termin frei gehabt, es mit ihr zu besichtigen. Er hatte ihr den Weg erklärt und vorgeschlagen, dass sie erst einmal allein hinfuhr und es von außen anschaute.
So war sie schließlich in ihre gegenwärtige missliche Lage geraten. Wenn der Makler Zeit gehabt und sie von ihm gekauft hätte, dann hätte sie jetzt keine Beziehung zum Landsitz … und zu Eduard.
Sie hatte keine Beziehung zu ihm. Sie war nützlich für ihn. Das war ein großer Unterschied. Carissa nahm die Schlüssel aus der Handtasche und lief zu ihrem Auto. Sie entschied sich dagegen, Eduard zu erzählen, wo sie hinfuhr. Sonst würde das Grundstück vielleicht unter mysteriösen Umständen unverkäuflich werden. Zwar hatte er gesagt, er wolle sich nicht mehr einmischen, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
In ihrer Brieftasche lag noch der Zettel mit der Wegbeschreibung. Carissa fischte ihn heraus und startete den Motor. Das Geräusch wurde vom Hubschraubermotor übertönt, den Eduard gerade laufen ließ.
Wo sie falsch abgebogen war, wusste sie nicht. Nach fünfzehn Minuten fuhr sie jedenfalls auf einer unbefestigten Straße, die eher wie eine Feuerschneise aussah.
Unerwartet endete der Weg direkt am Rand des Regenwalds. Nicht übermäßig beunruhigt, stieg Carissa aus. In der Handtasche auf dem Beifahrersitz lag ihr Handy. Wenn sie Eduard anrief und beschrieb, wo sie war, würde er sie wahrscheinlich zurück auf die richtige Straße lotsen können. Dann musste sie ihm allerdings erklären, was sie vorhatte. Deshalb beschloss Carissa, zu warten, bis sie alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte.
Nicht, dass ihr viele zur Verfügung standen. Zu ihrer Rechten war ein schmaler Pfad, der an einem verwitterten Schild endete. Es zu lesen würde ihr vielleicht verraten, wo sie sich befand. Bevor sie losging, nahm sie ihren Wasserflaschengurt aus dem Auto und schnallte ihn sich um die Hüften.
Als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, gab plötzlich der Boden unter ihr nach, und sie stürzte in die Tiefe. Sträucher und Steine fielen hinterher. Carissa stieß mit der Hüfte an einen Felsvorsprung und landete auf dem Rücken. Zuerst lag sie still da und schützte ihren Kopf vor dem Geröll, das auf sie niederprasselte.
Als nichts mehr auf sie herabregnete, bewegte sie vorsichtig Arme und Beine. Alles schien unversehrt. Wie durch ein Wunder hatte sie sich nichts gebrochen. Sie setzte sich auf.
Ein stechender Schmerz
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