Julia Extra Band 0292
schoss ihr durch den Rücken. In der Hoffnung, dass es nur Prellungen waren, stand Carissa langsam auf.
„Das haben wir ja gut hingekriegt“, sagte sie zu ihrem Baby. Ihr bebte die Stimme vor Entsetzen. Wenn es verletzt war … Sie sträubte sich gegen den Gedanken. Mit ihrem Kind war alles in Ordnung.
Carissa sah sich um. Sie war in eine Felsspalte gestürzt, die von einem Teppich aus Laub und Zweigen überdacht gewesen war. Ein Sonnenstrahl erleuchtete die Spalte und zeigte Carissa, dass sie nicht auf dem Weg hinauskommen würde, auf dem sie hineingekommen war. Die eingestürzte Decke war viel zu weit oben, und zum Klettern war die Felswand zu glatt.
Auf dem Boden entdeckte Carissa einige Pfützen. Was nur gut war, denn bei dem Sturz war die Wasserflasche kaputtgegangen, der Inhalt hatte ihre Hosenbeine durchnässt.
Vor Angst, Schmerz und Kälte zitterte Carissa am ganzen Körper. Warum hatte sie Eduard nicht gesagt, wohin sie wollte? Bis er sich auf die Suche nach ihr machte, konnte es schon dunkel werden, und der Regenwald war groß.
Der Gedanke, dass sie Eduard vielleicht nie wiedersehen würde, stürzte Carissa in tiefe Verzweiflung. Wenn dem Baby etwas passiert war, würde er sich sowieso nicht mehr für sie interessieren. Das sollte Grund genug sein, ihr Herz vor ihm zu verschließen. Aber sie dachte nur an eines, nämlich daran, wie schrecklich es wäre, wenn sie hier unten sterben würde, ohne ihm gesagt zu haben, dass sie ihn liebte.
Irgendetwas musste sie doch tun können.
Ein Feuer. Wenn es ihr gelang, eines anzuzünden und den Rauch nach oben aus dem Loch zu leiten, würde sie Eduard ein Zeichen geben. Überall verstreut lagen abgebrochene Zweige, die mit ihr in die Tiefe gestürzt waren. Einige waren im Wasser gelandet, aber Carissa fand genug trockene. Pfadfinderin war sie nie gewesen, trotzdem wusste sie, dass sie einen Zweig gegen einen anderen reiben musste, bis sie einen Funken erhielt. Dann musste sie das Feuer mit dem Laub unterhalten.
Und hoffen, dass Eduard sie suchte und den Rauch bemerkte.
Die Mittagszeit war vorbei, als Eduard beschloss, eine Pause zu machen. Inzwischen klang der Hubschraubermotor schon viel besser. Er hatte sowieso überholt werden müssen, aber an diesem Tag hatte sich Eduard mit der Arbeit auch ablenken wollen.
Es brachte ihn fast um, Carissa nicht zu sagen, dass er sie liebte. Dass er sie zu sehr liebte, um sie gehen lassen zu können. Und sie ihn deswegen heiraten musste.
Sie wollte noch mehr Kinder. Das war der eine Grund, warum er ihr nicht gestehen würde, was er für sie empfand. Sie sollte nicht ihre Träume für ihn opfern.
Ihr Auto stand nicht auf der Lichtung. War Carissa schon fort? Eduard ging ins Haus und rief ihren Namen. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, dass ihre Sachen noch da waren.
Wo konnte sie sein? Einkaufen? Nein, sie hatten noch alles.
Das Baby. Warum hatte Carissa ihn nicht zu Hilfe geholt? Er musste Bescheid wissen, um für sie da sein zu können. Ob sie ihn nun in ihrem Leben wollte oder nicht.
Eduard rannte aus dem Haus und zum Hubschrauber. Kurz darauf flog er bereits Richtung Stadt und hielt nach ihrem Auto Ausschau. Er entdeckte es, wo er es am wenigsten erwartet hatte: am Ende einer alten Feuerschneise ungefähr fünfzehn Minuten von Tiga Falls Lodge entfernt, noch auf den fürstlichen Ländereien.
Was machte Carissa hier? Die einzige Sehenswürdigkeit in der Nähe stellte ein Höhlensystem der Mayat dar. Eduard schauderte vor Angst. Die Gegend war durchsiebt von den Höhlen, und die Mayat hatten einige von ihnen mit versteckten Fallen gesichert, um ihre heiligen Stätten zu schützen. Wenn Carissa in eine davon …
Eine Rauchfahne zwischen den Bäumen riss ihn aus seinen Gedanken. Waldbrand? Nein, ein Signal. Carissa war tatsächlich dort unten. Er musste zu ihr.
Die Feuerschneise war kaum breit genug für eine Landung. Vorsichtig setzte Eduard den Hubschrauber auf, duckte sich unter den Rotoren hindurch und rannte dorthin, wo der Rauch aufstieg. Er musste nicht weit laufen, um zu sehen, was passiert war. Eine natürliche, von einer Höhle abzweigende Felsspalte hatte sich unter Carissa aufgetan.
Eduard legte sich auf den Bauch und blickte über den Rand des Kraters, bis er sie in dem schwachen Licht entdeckte. „Bist du verletzt?“
Sie warf das trockene Laub weg, mit dem sie offenbar das Feuer unterhalten hatte. „Nur Prellungen, glaube ich. Aber ich kann keinen Weg hier heraus finden.“
„Überlass
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