Julia Extra Band 0292
sich aus dem Zimmer, wollten gleichzeitig die Tür schließen und stießen prompt zusammen.
Hastig entschuldigte sie sich und ging voraus zur Treppe.
Er folgte ihr die Stufen hinab und bemerkte versonnen: „Nicki kann von Glück sagen, dass sie dich zur Mutter hat.“
Leider fiel ihr keine schnippische Antwort ein. Also murmelte sie aufrichtig: „Ich kann mir keinen einzigen Tag mehr ohne sie vorstellen.“
„Dafür gibt es eine Lösung.“
Am Fuß der Treppe drehte sie sich zu ihm um. „Und die wäre?“
„Bleib hier.“
„Bei dir? Nicht wirklich!“
„Du hättest hier ein beneidenswertes Leben und müsstest dich nie von Nicki trennen“, entgegnete er.
„Was, bitte schön, hältst du dabei für beneidenswert?“
„Ein unbegrenztes Spesenkonto. Kostbarer Schmuck. Jedes Fahrzeug, das du dir nur wünschst. Ein persönlicher Bodyguard. Eben alles, was ein sehr reicher Mann seiner Ehefrau bieten kann.“
„Glaubst du wirklich, dass ich mir etwas aus einem vornehmen Lebensstil in einer Prachtvilla mache? Dass mir etwas an Designerkleidung, Juwelen und glamourösen Partys liegt?“ Sie blickte ihm eindringlich in die Augen und hob das Kinn. „Du denkst, dass du alles kaufen kannst, dass alles einen Preis hat, nicht wahr? Doch da irrst du dich gewaltig! Vergiss es.“ Sie holte tief Luft und fügte vehement hinzu: „Nicht einmal für Nicki lasse ich mich auf eine Ehe ohne Liebe ein.“
Spöttisch zog Manolo eine Augenbraue hoch.
„Du hast mir schon einmal das Herz gebrochen. Auf keinen Fall gebe ich dir die Chance, es noch einmal zu tun.“
„Wie ich sehe, habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Ich gehe davon aus, dass wir nicht nur unter demselben Dach wohnen, sondern uns ein Schlafzimmer, ein Bett, teilen.“
„Moment mal! Habe ich richtig verstanden? Du bietest mir Sex als Gegenleistung?“
Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. „Ich biete dir eine normale Ehe. Die Möglichkeit, die Familie zu vergrößern.“
„Entschuldige, aber ich habe deine Version einer ‚normalen‘ Ehe erlebt – und gehasst.“
„Und nichts, was ich auch sage, kann dich umstimmen?“
Shannay richtete sich zu voller Größe auf. „Nein.“ Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte die Treppe wieder hinauf. Die Vorstellung, ihm gegenüber am Tisch zu sitzen und zu essen, behagte ihr ganz und gar nicht. Also machte sie es sich in ihrem Zimmer bequem und versuchte, trotz ihres inneren Aufruhrs zu lesen.
Nach einer Weile gab sie es auf und warf das Buch beiseite. Sie schaltete den Fernseher ein, fand aber keine Sendung, die sie fesselte.
Manolos Angebot hatte sie zu sehr aufgewühlt. Sie empfand es als Kränkung. Es war nicht sein Reichtum, der sie damals angezogen hatte, und ihr lag auch jetzt nichts an Wohlstand und Position. Im Gegenteil. Sie konnte es immer weniger erwarten, mit Nicki nach Hause zurückzukehren und wieder ihr durchschnittliches Leben zu führen.
Ein lauter Aufschrei, gefolgt von herzzerreißenden Schluchzern, riss Shannay aus dem Schlaf. Sie lief hinüber ins Kinderzimmer und schloss Nicki, die in Tränen aufgelöst im Bett saß, fest in die Arme. „Kleine, was ist denn?“
In diesem Moment kam Manolo ins Zimmer und fragte leise: „Ein Albtraum?“
„Sie ist noch nie so ängstlich aus dem Schlaf aufgeschreckt“, murmelte Shannay besorgt. „Erzähl Mummy, was du hast.“
Manolo hockte sich vor Nicki, nahm ihre Hand und strich ihr sanft über das Haar.
Allmählich verebbten die Schluchzer, und sie stieß mit großen kummervollen Augen aus: „Uropa Ramón soll nicht sterben.“
Mitfühlend erklärte er: „Manchmal, wenn Menschen oder Tiere sehr krank sind und ihnen keine Medizin mehr helfen kann, gehen sie an einen anderen, ganz besonderen Ort, wo sie keine Schmerzen mehr haben.“
„Wie Fred?“
Er warf Shannay einen fragenden Blick zu, und diese warf sanft lächelnd ein: „Ja, genau wie Fred.“
„Ich habe andauernd mit Fred gesprochen, als er so krank war.“
„Wie du es tust, wenn wir Ramón besuchen.“
Nicki nickte ernst. „Kann ich morgen wieder zu ihm?“
„Natürlich.“
„Jeden Tag?“
„Ja.“
„Ich hab ihn ganz doll lieb.“
„Und er hat dich auch sehr lieb.“
Nicki gähnte. „Und jetzt will ich wieder schlafen.“
„Okay, Kleine. Gute Nacht.“ Shannay küsste sie auf die Stirn und deckte sie zu. Dann folgte sie Manolo hinaus auf die Galerie.
Es sah ganz so aus, als hätte er sich hastig Jeans und T-Shirt übergezogen,
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