Julia Extra Band 0292
harmonisches Verhältnis zwischen den beiden, und Nicki freute sich auf ihr Beisammensein genauso begeistert wie der alte Mann.
Da er aber schon bald Ermüdungserscheinungen zeigte, fiel der Besuch auch diesmal kurz aus.
Während der Fahrt in die Stadt holte Manolo ein elegantes kleines Lederetui aus der Tasche und reichte es Shannay. „Zu deiner freien Verfügung.“
Es enthielt eine Kontokarte und eine unbeschränkte Kreditkarte, beide ausgestellt auf ihren Namen. Sehr übertrieben für einen Aufenthalt von wenigen Wochen, dachte sie. „Danke, aber ich habe mein eigenes Geld.“
Er musterte sie mit rätselhaftem Blick. „Nun gut, wie du meinst“, murmelte er schließlich. Dann richtete er die Aufmerksamkeit auf Nicki und zeigte ihr die Sehenswürdigkeiten, an denen sie vorbeikamen.
Shannay wandte den Kopf zum Fenster. Die Stadt hatte sich in den vergangenen Jahren praktisch nichts verändert. Hochmoderne Architektur konkurrierte mit erhabenen Altbauten, und es herrschte eine imposante Aura der Geschichtsträchtigkeit.
Carlos setzte sie im Herzen der Innenstadt ab und begab sich auf Parkplatzsuche.
Exklusive Boutiquen säumten die Calle Serrano und die Querstraßen. Die angebotene Designerware überstieg deutlich Shannays Budget. Aber was war ein Besuch im berühmten Einkaufsviertel von Madrid, ohne die superben Lederwaren, die exklusiven Schuhe und Handtaschen zu bewundern?
Sobald Carlos zu ihnen stieß, stürzten sie sich alle zusammen in das Getümmel.
Manolo hob Nicki zu ihrem großen Entzücken auf seine Schultern. Er bestand darauf, ihr einige Kleidungsstücke zu kaufen, und Shannay brachte es nicht über das Herz, ihrer Tochter die Freude zu verderben.
Unwillkürlich dachte sie zurück an frühere Einkaufsbummel mit ihm und an all die Kostbarkeiten, die er ihr in den ersten Ehejahren geschenkt hatte und die in seinem Haus zurückgeblieben waren. Hatte er sie inzwischen in die Kleidersammlung gegeben?
Um acht Uhr, als die Geschäfte schlossen, kehrten sie zu Erfrischungsgetränken und einem leichten Abendessen für Nicki in ein Café ein.
Erst nach neun Uhr traten sie den Rückweg an. Nicki fielen schon unterwegs die Augen zu. In seinem Haus angekommen, trug Manolo sie hinauf in ihr Zimmer, und sie schlief ein, kaum dass sie im Bett lag.
Kurz darauf bei ihrem gemeinsamen Dinner sagte sie widerstrebend zu Manolo: „Danke für die Sachen, die du Nicki gekauft hast.“
„Gern geschehen.“ Er bezweifelte, dass Shannay nachvollziehen konnte, wie viel es ihm bedeutete, die Freude über die Geschenke auf dem Gesicht seiner Tochter zu sehen und zu erleben, wie sie ihm in kindlicher Dankbarkeit die Ärmchen um den Nacken schlang.
Die bedingungslose Liebe eines Kindes ist unbezahlbar, dachte er wehmütig. Ganz gewiss würde er nicht monatelang auf seine Tochter verzichten, weil sie mit ihrer Mutter am anderen Ende der Welt lebte.
Nach dem Essen entschuldige er sich wie am Abend zuvor und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
Shannay sah nach Nicki, machte sich zurecht für die Nacht und ging in ihrem Zimmer zu Bett.
Zwei Stunden später stand Manolo dort vor ihr und musterte für einen Moment ihre schlafende Gestalt mit einer Mischung aus Verzweiflung und Verlangen. Verwerfliches Verlangen nach der Frau, die ständig schwor, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte, nur um jedes Mal durch seine Berührung in Verzückung zu geraten.
Behutsam hob er sie auf die Arme und trug sie in sein Bett. Allzu deutlich war er sich ihres fast nackten Körpers bewusst, ihrer seidigen Haut und der Erregung, die in ihm wuchs.
9. KAPITEL
Die folgenden Tage verliefen nach einem regelmäßigen Schema. Morgendlichen Besuchen bei Ramón folgten Ausflüge zu Nickis Unterhaltung, stets in Begleitung von Carlos.
So erkundeten sie die umliegenden wunderschön angelegten Parks ebenso wie einen Vergnügungspark, der Nicki ganz besonders faszinierte. Sie erlebte wundervolle aufregende Stunden und schlief jeden Abend ein, noch bevor die erste Seite der Gutenachtgeschichte umgeblättert war.
Und was die Nächte anging …
Bald erkannte Shannay, wie sinnlos es war, in ihrer eigenen Suite schlafen zu gehen, nur um in Manolos Bett wieder aufzuwachen.
Schließlich gab sie sich geschlagen und schlüpfte am Ende eines weiteren ereignisreichen Tages gleich in sein Bett und blieb die ganze Nacht dort. In erster Linie wollte sie ihm wie sich selbst damit beweisen, dass sie in Reichweite neben ihm liegen und trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher